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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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in der Nähe, in gefährlicher Nähe, und wir waren allein im Haus. Er befand sich nur ein paar Meter entfernt in seinem Schlafzimmer. Ich konnte sein Verlangen nach mir durch die Wände spüren. Meine schreckliche Angst, daß seine Begierde seinen Verstand ausschalten würde, trieb mich dazu, mir einen Morgenrock anzuziehen und unter großen Schmerzen die Treppen hinunterzuhumpeln und mich ins Wohnzimmer zu setzen, bis Kitty kam.
    Die ganze Nacht über trommelte der Regen gleichmäßig ans Fenster und peitschte über das Dach. Fernes Donnergrollen und Blitze hielten mich in Spannung. Aber ich hatte mir etwas vorgenommen: Ich mußte Kitty nochmals entgegentreten, dann aber wollte ich den Sieg davontragen. Ich mußte sie zwingen, mir zu sagen, wo Keith und Unsere-Jane waren. Ich umklammerte die winzige Perle aus Kristall und das Stück angesengten Spitzenstoff, den ich im Kamin noch gefunden hatte. Als ich jedoch so in ihrer tipptopp sauberen, weißen Wohnung saß, inmitten ihrer regenbogenfarbenen Tiere, fühlte ich mich wieder unterlegen und überwältigt. Ich schlief ein und wachte erst auf, als Kitty, völlig betrunken, im Haus lärmte.
    Aus dem Schlafzimmer drang ihre laute Stimme zu mir herunter.
    »Hab’ mich blendend unterhalten«, schrie sie. »Beste Party meines Lebens! Werd’ jetzt jedes Jahr eine feiern – und du wirst mich nicht davon abhalten!«
    »Tu, was du willst«, sagte Cal, während ich mich langsam der Treppe näherte. »Mir ist es egal, was du tust oder sagst.«
    »Heißt das, daß du mich verläßt, ja?«
    »Ja, Kitty. Ich gehe«, sagte er zu meiner Überraschung und Freude.
    »Kannst du ja gar nicht. Bist an mich gebunden. Wenn du gehst, stehst du mit nichts da. Ich werde dir deinen Laden nehmen, und die ganzen Jahre, die du mit mir verheiratet gewesen bist, waren umsonst. Oder du gehst wieder zu Mami und Papi und erzählst ihnen, was für ein verdammter Idiot du gewesen bist.«
    »Du hast eine reizende Art, einem etwas nahezubringen, Kitty.«
    »Ich liebe dich. Ist das nicht alles, was zählt?« sagte Kitty und ihre Stimme klang auf einmal sehr verletzlich.
    Ich starrte hinauf und fragte mich, was jetzt wohl im Schlafzimmer passierte. Zog er sie gerade voller Verlangen aus, weil sie es ihm diesmal erlaubte?
     
     
    Als ich Cal am nächsten Morgen im Badezimmer hörte, stand ich auf und machte das Frühstück. Cal pfiff ein Liedchen unter der Dusche. War er jetzt glücklich?
    Kitty kam herunter und war wie ausgewechselt; sie lächelte mich an, als hätte sie gestern nicht meinen wertvollsten Besitz verbrannt und mir ins Gesicht geschlagen. »Na, Baby«, flötete sie, »warum bist du denn bei der Party, die du extra für mich arrangiert hast, oben geblieben? Hab’ dich vermißt. Wollt’ dich allen meinen Freunden zeigen. Die Mädels waren ganz verrückt danach, dich zu sehen. Aber du warst ja so schüchtern und bist nicht heruntergekommen. Keiner hat meine hübsche Tochter gesehen, die von Tag zu Tag schöner wird. Wirklich, mein Püppchen, du mußt dich an die monatlichen Krämpfe gewöhnen und sie einfach ignorieren – sonst wirst du es nie genießen können, eine Frau zu sein.«
    »Sag mir, wo Keith und Unsere-Jane sind!« schrie ich. »Du hast es mir versprochen.«
    »Süße, wovon sprichst du eigentlich? Wie soll ich das wissen?« Sie lächelte, tatsächlich, sie lächelte, als hätte sie alles vergessen, was sie mir gestern angetan hatte. Oder spielte sie nur? Bestimmt? So verrückt war sie nicht! Dann kam mir ein furchtbarer Gedanke: Vielleicht war sie wirklich geisteskrank!
    Cal schritt an Kitty vorbei und streifte sie mit einem verächtlichen Blick, obwohl er kein Wort sagte. Hinter ihrem Rücken trafen sich unsere Augen, und er sandte mir eine stumme Warnung: Tu nichts, sag nichts! Laß Kitty uns etwas vormachen, wir spielen unser Spiel. Mein Magen verkrampfte sich. Wie sollte ich das aushalten? Ich starrte auf die Spiegeleier, die in der Pfanne brutzelten.
     
     
    Es wurde Mai, und das emsige Getriebe der Examensvorbereitungen lag in der Luft. Ich lernte fleißig, um gute Noten zu bekommen. Ende des Monats blies ein bitterkalter Nordostwind und vertrieb die Frühlingswärme. Plötzlich war es ungewöhnlich kalt für die Jahreszeit. Die Heizungen, die schon im März abgestellt worden waren, wurden wieder in Betrieb gesetzt. Eingemottete Jacken und Wollröcke wurden wieder hervorgeholt. An einem der kältesten Freitage im Mai, an die ich mich erinnern konnte, blieb ich wegen

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