Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
ich mir, dann konnte ich ebensogut das ganze verrottete Holz entzünden, das ich für den richtigen Tag aufbewahrt hatte. Kein einziges böses Wort, keine Ohrfeige, keine blutige Nase und kein blaues Auge hatte ich vergessen… Es hatte sich alles lange aufgestaut, um jetzt in die Luft zu gehen.
    »Kitty, ich werde dich nie wieder Mutter nennen, weil du nie meine Mutter gewesen bist und es nie sein wirst. Du bist Kitty, die Friseuse. Kitty, die sich als Lehrerin für Töpferkurse ausgibt.« Ich drehte mich auf meinem Absatz herum und zeigte auf die Wandschränke. Dann fing ich zu lachen an, als würde ich mich amüsieren.
    »Hinter diesen verschlossenen Schranktüren hast du vorgefertigte Musterstücke versteckt, Kitty, und lauter gekaufte Modeln! Die Tiere sind gar nicht deine Werke! Du kaufst die Modeln, und dann drückst du nur den Ton hinein – und gibst es dann als eigene Schöpfung aus. Das ist Betrug. Du kannst dafür belangt werden.«
    Kitty wurde unheimlich still.
    Das hätte eine Warnung für mich sein sollen, den Mund zu halten, aber ich hatte jahrelang alle Erniedrigungen hinunterschlucken müssen, und nun spuckte ich alles wieder aus, so als wäre Kitty der Stellvertreter von Vater und allen anderen gewesen, die versucht hatten, mir mein Leben zu zerstören.
    Kitty lächelte. Es hätte nicht süßer sein können. »Was verstehst denn du schon von Kunst, Hillbilly-Flittchen. Ich hab’ Modeln gemacht und verkaufe sie an gute Kunden von mir. Ich verschließe sie, damit solche Spione wie du sie nicht zu Gesicht bekommen.«
    Es war mir jetzt alles gleichgültig.
    Um meine Stärke und Entschlossenheit zu demonstrieren, stopfte ich meine Puppe weit unter das Bett, ließ mich absichtlich auf mein Bett fallen und rollte mich zusammen. Ich nahm ein Kissen und preßte es an mich. Plötzlich wußte ich es – ich wäre vorher nie darauf gekommen –, was Kitty so schrecklich Sündhaftes vermutete. Die Mädchen in der Schule sprachen manchmal darüber, wie man sich selbst befriedigen konnte. Idiotischerweise warf ich ein Bein über das Kissen und begann, mich daran zu wetzen.
    Das tat ich keine zwei Sekunden.
    Schon packten mich starke Hände unter den Achseln und zerrten mich aus dem Bett. Schreiend versuchte ich, mich aus Kittys eisernem Griff zu lösen. Ich wand mich hin und her, wollte ihr Gesicht zerkratzen oder sonst irgend etwas anstellen, um sie dazu zu zwingen, mich loszulassen. Ich war wie ein Kätzchen, das verzweifelt versuchte, den erbarmungslosen Krallen der Tigerin zu entkommen. Ich wurde die Treppen hinunter ins Eßzimmer geschleift, das ich heute morgen so liebevoll geschmückt hatte. Sie hob mich hoch und ließ mich auf einen Glastisch fallen.
    »Das gibt Fingerabdrücke auf der sauberen Glasplatte«, bemerkte ich voller Sarkasmus und mit dem Mut der Verzweiflung angesichts meiner Todfeindin. »Deine Glastische mache ich dir nie wieder sauber. Ich koche auch nicht mehr für dich. Ich putze dein dummes Haus mit den kitschigen Tieren nicht mehr.«
    »Halt’s Maul!«
    »Ich denk’ nicht dran! Diesmal sage ich alles, was ich zu sagen habe. Ich hasse dich, Kitty Dennison! Dabei hätte ich dich lieben können, wenn du mir auch nur die geringste Chance gegeben hättest. Ich hasse dich wegen allem, was du mir angetan hast! Du gibst niemandem eine Chance, nicht einmal deinem Mann. Wenn dich jemand liebt, dann fügst du ihm so lange etwas Böses zu, bis er erkennt, wie du wirklich bist – nämlich geisteskrank!«
    »Halt’s Maul.« Wie ruhig es diesmal klang. »Bleib auf dem Tisch sitzen. Rühr dich nicht. Wenn ich zurückkomm’, bist du noch an genau der gleichen Stelle.«
    Kitty verschwand.
    Jetzt hätte ich fliehen können, einfach aus der Tür hinauslaufen und dem Candlewick-Haus auf Wiedersehen sagen. Auf der Schnellstraße könnte mich einer mitnehmen. Aber an diesem Morgen war ein furchterregendes Bild in allen Zeitungen gewesen; zwei vergewaltigte und ermordete Mädchen am Rande der Autobahn.
    Heftig schluckend saß ich wie angewurzelt auf der Glasplatte, unfähig einen Entschluß zu fassen. Zu spät bereute ich, was ich gesagt hatte. Andererseits wollte ich auch kein Feigling sein und einfach davonlaufen. Ich würde hier sitzen bleiben und Kitty zeigen, daß ich mich vor nichts fürchtete. Was konnte sie mir jetzt noch Schlimmes antun?
    Kitty kam ohne Peitsche, Stock oder Desinfektionsmittel, das sie mir ins Gesicht hätte schütten können, zurück. Sie hatte lediglich eine

Weitere Kostenlose Bücher