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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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wie ein kleiner verunsicherter Junge an, der seinen Weg noch nicht gefunden hatte, bevor er die andere Tür leise schloß.

 
    17. KAPITEL
     
    V ERBOTENE L IEBE
     
     
     
    Nach Chuckles’ Tod nahm unser Leben in Candlewick eine unerwartete Wendung. Mr. Taylor akzeptierte gutgläubig meine Entschuldigung, daß Chuckles bei der Geburt ihrer Jungen gestorben sei. Am nächsten Tag schon war ein anderes Hamsterweibchen im Käfig, ebenfalls schwanger. Es sah ein wenig anders aus als Chuckles, bekam aber den gleichen Namen. Es war deprimierend zu sehen, daß ein Leben mehr oder weniger keinen Unterschied machte.
    Diesen Hamster werde ich nicht ins Herz schließen, sagte ich mir.
    Nach dem Vorfall mit Chuckles verfiel Kitty in ein langes Schweigen, als schämte sie sich ihrer Tat; stundenlang saß sie auf ihrem Bett, starrte ins Leere, frisierte und bürstete ihre Haare, toupierte sie, bis sie ihr wie eine Drahtbürste senkrecht vom Kopf abstanden; dann frisierte sie die Haare wieder glatt. Diese Prozedur wiederholte sie endlos. Daß sie zum Schluß überhaupt noch Haare hatte, grenzte an ein Wunder. Ihre Persönlichkeit hatte sich nun auf drastische Weise verändert – sie war nicht mehr laut und streitsüchtig, sondern eher grüblerisch und fast zu schweigsam. Sie erinnerte mich jetzt an Sarah. Nach einiger Zeit achtete sie auch nicht mehr auf ihre Haare, sie hörte auf, die Fingernägel zu maniküren und sich zu schminken. Sie vernachlässigte überhaupt ihr Äußeres.
    Ich beobachtete, wie sie ihre feinste Unterwäsche gedankenlos wegwarf. Sie weinte häufig und wälzte oft stundenlang düstere Gedanken. Ich fand jedoch, daß es ihr recht geschah, was sie jetzt durchmachte.
    Eine Woche lang dachte Kitty sich immer wieder neue Ausreden aus, um nicht in ihren Salon gehen zu müssen. Sie lag nur noch auf dem Bett und starrte ins Nichts. Je mehr Kitty sich in sich selber zurückzog, um so schärfere Konturen erhielt Cals Persönlichkeit; er war gar nicht mehr so launisch und trat nun viel selbstsicherer auf. Während Kitty ihr Leben entglitt, schien er das seine mit beiden Händen packen zu wollen.
    Die seltsamen Veränderungen im Haus waren geradezu unheimlich, und ich konnte nicht aufhören, darüber nachzudenken. Waren es Schuld, Scham und Erniedrigung, die Kitty den Lebensmut nahmen?
    Die Temperaturen kletterten auf 35° C. Immer noch glich Kitty einem Zombie. Am letzten Montag im Juni trat ich in Kittys Schlafzimmer, um herauszufinden, ob sie schon fertig war, um im Schönheitssalon, ihrem Reich, wieder nach dem Rechten zu sehen. Entsetzt sah ich Kitty auf dem Bett liegen. Sie reagierte überhaupt nicht, so als würde sie mich gar nicht wahrnehmen. Sie war wie gelähmt. Als Cal aufgestanden war, hatte er wohl geglaubt, daß sie noch schliefe. Als Cal dann in die Küche kam, sagte ich ihm, daß Kitty wohl sehr krank sei. Er rief einen Krankenwagen, und sie wurde sofort in eine Klinik gebracht.
    Dort untersuchte man sie nach allen Regeln der medizinischen Kunst. Diese erste Nacht alleine mit Cal im Haus war sehr unangenehm. Ich hatte das unleugbare Gefühl, daß Cal mich begehrte und mein Liebhaber werden wollte. Ich merkte es an der Art, wie er mich ansah, und an dem langen, peinlichen Stillschweigen, das immer wieder zwischen uns aufkam. Das unbeschwerte Verhältnis, das wir einst gehabt hatten, war dahin; ich fühlte mich jetzt leer und verloren. Indem ich den Tagesablauf nun so anstrengend gestaltete, daß wir beide abends immer müde und erschöpft waren, hielt ich ihn von mir fern. Außerdem bestand ich darauf, jede freie Minute bei Kitty zu verbringen. Kittys Zustand besserte sich nicht, außer daß sie ein paar Worte sprach. »Nach Hause«, flüsterte sie immerzu, »ich will nach Hause.« Noch nicht, sagten die Ärzte.
    Jetzt gehörte das Haus mir, ich konnte tun und lassen, was ich wollte. Ich hätte die vielen hundert Pflanzen, die so intensive Pflege brauchten, wegwerfen können, hätte einige der grellbunten Keramikstücke auf dem Speicher verstauen können – aber ich tat nichts dergleichen. Ich führte den Haushalt genauso weiter, wie ich es von Kitty gelernt hatte. Ich kochte, putzte, wischte Staub, benutzte den Staubsauger, auch wenn die Arbeit mich erschöpfte, denn ich wollte meine sündhaften Handlungen mit Cal büßen. Ich machte mir Vorwürfe, daß ich seine Begierde nach mir erweckt hatte. Schmutzig war ich, so wie Kitty es immer gesagt hatte. Es war die Casteel-Hillbilly-Verderbtheit. Aber

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