Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser
war es still. Ich öffnete die Tür; immer noch nichts zu hören. Erst nachdem ich sieben Stufen hinabgestiegen war, hörte ich ein ganz leises Geräusch – aber das machte nichts. Kitty würde nie allein in den Keller gehen, und sie tat es auch nicht, wenn Cal in seiner Werkstatt war. Ich war mit der Wäsche fertig, warum also sollte sie im Keller etwas nachsehen wollen?
Chuckles bewegte unermüdlich ihr Laufrad.
Es war wieder einer dieser befremdlichen Abende, an denen Kitty ausnahmsweise keine Überstunden machte. Ihre blassen Augen blickten verwirrt. »Hab’ schon wieder so ‘ne Migräne«, klagte sie. »Werd’ früh ins Bett gehen«, verkündete sie nach einem frühen Abendessen. »Will die Geschirrspülmaschine nicht hören, verstanden? Das ganze Haus vibriert dann. Ich werde ein paar Tabletten schlucken und schlafen, schlafen, schlafen!« – Wunderbar!
Der Samstag begann wie alle anderen Samstage. Kitty wachte übelgelaunt auf, sie war müde, ihre Augen waren rot und geschwollen, und sie klagte darüber, daß sie sich benommen fühlte. »Weiß gar nicht, ob ich heut in meinen Kurs gehen kann«, brummelte sie vor sich hin, während ich pflichtbewußt die Würstchen in der Pfanne briet. »Dauernd bin ich müde. Das Leben macht keinen Spaß mehr.
Weiß selbst nicht warum.«
»Nimm dir doch frei«, schlug Cal vor. Er schlug die Zeitung auf und überflog die Schlagzeilen. »Leg dich doch wieder ins Bett und schlaf dich mal richtig aus.«
»Aber ich kann doch meinen Kurs nicht versäumen. Meine Schüler erwarten mich…«
»Kitty, geh doch zum Arzt.«
»Du weißt, ich hass’ die Ärzte!«
»Schon, aber wenn du dauernd Kopfweh hast, dann ist das doch ein Zeichen, daß dir etwas fehlt, oder vielleicht brauchst du nur eine Brille.«
»Du weißt doch, ich trage keine Brille. Ich will nicht wie ‘ne alte Frau aussehen.«
»Du kannst ja Kontaktlinsen tragen«, sagte er abschätzig und blickte dann zu mir herüber. »Heute arbeite ich den ganzen Tag, wahrscheinlich bis sechs Uhr. Ich habe gerade zwei neue Leute eingestellt, die ich einweisen muß.« Er wollte mir damit zu verstehen geben, daß ich heute kein besonderes Unterhaltungsprogramm zu erwarten hatte.
Kitty rieb sich wieder die Augen. »Hab’ überhaupt keinen Appetit mehr…« Sie erhob sich, dann wandte sie sich zu mir, um mir zu sagen, daß sie wieder ins Bett gehen und so lange schlafen wollte, bis ihre Kopfschmerzen vorbei seien. »Ruf für mich an und entschuldige mich.«
Den Morgen verbrachte ich mit Scheuern und Putzen; die ganze Zeit über hörte und sah ich nichts von Kitty. Ich aß allein zu Mittag. Am Nachmittag wischte ich Staub und ging mit dem Staubsauger durch die Zimmer im Erdgeschoß und kümmerte mich dann schnell noch um Chuckles. Das Hamsterweibchen wollte mich nicht gehen lassen. Sie gab mir dies auf possierliche und rührende Weise zu verstehen, indem sie sich auf die Hinterbeine setzte und mich anbettelte. Wenn Kitty nicht gewesen wäre, hätte ich sie jede Nacht in mein Zimmer mitgenommen. »Ist schon gut, Kleines«, sagte ich und kraulte ihr den Kopf mit dem weichen Pelz, daß sie wohlige Laute von sich gab. »Spiel, soviel du magst. Das Hausmonster hat sich mit Valium betäubt, also kann dir nichts passieren, gar nichts.«
An diesem Samstag gingen Cal und ich nicht ins Kino, sondern saßen ziemlich wortkarg vor dem Fernseher.
Sonntag.
Kittys lauter Gesang weckte mich auf.
»Mir geht’s prima«, rief sie zu Cal hinüber, während ich schnell aus dem Bett hüpfte und ins untere Badezimmer eilte. »Möcht’ heut in die Kirche. Heaven!« schrie sie mir nach, als sie mich an ihrer offenen Schlafzimmertür vorbeihuschen sah, »beweg deinen faulen Hintern und mach das Frühstück. Wir gehen in die Kirche. Alle. Werd’ den Herrn loben und preisen, weil er mich von meinem Kopfweh erlöst hat.«
Sie war wieder die alte!
Ich selbst fühlte mich noch von der vielen Arbeit erschöpft. Ich eilte hin und her, um alles vorzubereiten, bevor Kitty herunterkam. Dann ging ich ins Badezimmer, um noch schnell vor dem Frühstück zu duschen. Nein, es war vielleicht klüger, wenn ich zuerst das Kaffeewasser aufsetzte und dann unter die Dusche ging. Danach konnte ich mich um Chuckles kümmern, während der Speck langsam in der Pfanne brutzelte.
Aber irgendwer hatte schon Wasser aufgesetzt. Ich nahm an, daß Cal in der Küche gewesen war, weil er gleich seine zwei Tassen Kaffee haben wollte. Also ging ich ins Badezimmer.
Ich
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