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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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frisch wie schon lange nicht mehr – seitdem Kitty mir eingetrichtert hatte, ich sei ein Hillbilly-Miststück. Was immer Kitty zustoßen würde, es war, in gewisser Weise, ihre eigene Entscheidung gewesen. Schließlich hätte sie ihre Brust retten und mit nur einer winzigen Narbe, die kein Mann je bemerkt hätte, davonkommen können, wenn sie früher gehandelt hätte.
    Bei jedem Schritt betete ich, daß Cal Kitty zu der Operation überreden konnte. Ich betete auch, daß sie erkannte, was für ein wertvoller Mensch er war. Wenn sie das täte, würde er mich gehen lassen, dessen war ich mir ganz sicher. Er liebte Kitty, hatte sie immer geliebt. Dabei hatte sie ihn so miserabel behandelt, als könne sie gar keinen Mann lieben, nachdem Vater ihr so Schlimmes angetan hatte.
    Vater! Immer fiel alles auf Vater zurück!
    Schritte verfolgten mich. Ich sah mich nicht um. »Hey«, rief eine bekannte Stimme. »Ich habe gestern auf dich gewartet.«
    Warum wurden meine Schritte immer schneller, wo ich doch die ganze Zeit gehofft hatte, daß er mir begegnete? »Heaven, lauf nicht weg. Du kannst sowieso nicht schnell und weit genug rennen, um mir zu entkommen.«
    Ich wirbelte herum und sah Logan auf mich zugehen. Er war wirklich so geworden, wie ich mir immer einen Mann gewünscht hatte – jetzt hatte ich kein Anrecht mehr auf ihn, es war zu spät, viel zu spät.
    »Geh weg!« fuhr ich ihn an. »Du brauchst mich nicht mehr!«
    »Jetzt warte doch mal einen Augenblick«, knurrte er, indem er mich einholte, am Arm packte und mich zwang, neben ihm zu gehen. »Warum benimmst du dich so? Was habe ich getan? Einen Tag liebst du mich, am anderen stößt du mich von dir. Was wird hier gespielt?«
    Mein Herz klopfte, daß es schmerzte. Ja, ich liebte ihn; hatte ihn immer geliebt; würde ihn immer lieben. Aber etwas trieb mich dazu, etwas anderes zu sagen: »Logan, es tut mir leid, aber ich kann nicht vergessen, wie du mich an dem letzten Sonntag, bevor Vater mich an die Dennisons verkaufte, völlig ignoriert hast. Ich brauchte deine Hilfe, aber du hast durch mich hindurch gesehen, als wäre ich gar nicht vorhanden. Du warst der einzige Mensch, an den ich mich wenden konnte, nachdem Miß Deale fort war. Du warst mein weißer Ritter, mein Erretter – und du hast nichts, überhaupt nichts unternommen! Wie kann ich dir jetzt noch vertrauen?«
    Seine Augen hatten einen schmerzlichen Ausdruck angenommen, und das Blut schoß ihm ins Gesicht. »Wie kann man nur so dumm sein, Heaven! Du glaubst, du bist der einzige Mensch auf dieser Welt, der Probleme hat. Du weißt doch, daß ich in jenem Jahr mit meinen Augen zu tun hatte. Was glaubst du wohl, was mit mir war, während ihr da oben in den Bergen halb verhungert seid? Unten im Tal bin ich nämlich fast erblindet. Ich mußte in eine Spezialklinik geflogen werden, um an den Augen operiert zu werden! Dort bin ich gewesen! Weit weg von hier, in einem Krankenhaus, mein Kopf von Klammern festgehalten, meine Augen so lange bandagiert, bis sie geheilt waren. Danach mußte ich eine Sonnenbrille tragen und mich schonen, bis die Netzhaut sicher angewachsen war. An jenem Tag, wo du meinst, daß ich dich in der Kirche gesehen hätte, habe ich nur versucht, dich zu sehen. Ich habe damals alles nur verschwommen gesehen. Ich habe nach dir Ausschau gehalten! Ich bin nur deinetwegen in die Kirche gegangen!«
    »Kannst du jetzt wieder gut sehen?« fragte ich mit einem Kloß im Hals.
    Lächelnd blickte er mir in die Augen, bis ich alles verschwommen sah.
    »Ich sehe dich nur ein ganz klein wenig unscharf. Wird mir jener lang zurückliegende Sonntag verziehen?«
    »Ja«, flüsterte ich. Ich schluckte die Tränen hinunter, biß mir auf die Lippen, dann senkte ich den Kopf und legte ihn kurz an seine Brust. Ich richtete ein stummes Gebet an Gott, daß Logan mir verzeihen möge, falls ich jemals in die Lage käme, ihm alles erzählen zu müssen. Ich war keine Jungfrau mehr, und ich hatte nicht den Mut, es ihm zu sagen.
    Entschlossen führte ich ihn zur bewaldeten Gegend Winnerrows. »Wohin gehen wir?« fragte er mich und hakte seine Finger in meine. »Willst du die Hütte sehen?«
    »Nein, du bist ja schon allein hingegangen und hast alles gesehen, was ich versucht habe, vor dir zu verbergen. Es gibt einen anderen Ort, den hätte ich dir schon lange zeigen sollen.«
    Hand in Hand spazierten wir den überwucherten Pfad entlang, der zum Friedhof führte. Hie und da streifte ich Logan mit einem Blick. Mehrmals trafen sich

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