Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
Dingen?
    Jedenfalls erschien er am Ende des Schulhofes, wo alle Jungens herumstanden, die mit den Mädchen aus den Bergen nach Hause gingen. Fanny stand auch schon da.
    Sie wirbelte herum, dabei fielen ihr die Haare ins Gesicht, worauf sie sie mit einer weiteren Bewegung im Kreis um ihren Kopf fliegen ließ. Als sie Logan erblickte, setzte sie ihr breitestes Lächeln auf, in dem Glauben, daß er mit ihr gehen wolle. Etwas weiter entfernt von Fanny standen Tom und Keith. Tom schien überrascht zu sein, daß Logan unseren Heimweg einschlug. Dieser bestand nur aus einem Trampelpfad, der sich durch das Gehölz im Wald schlängelte und schließlich zu unserer Hütte führte, die hoch in den Bergen lag. Kaum hatte Fanny Logan und mich erblickt, da stieß sie einen lauten Jauchzer aus, daß ich am liebsten vor Verlegenheit tot umgefallen wäre.
    »Heaven, was machst du mit dem neuen Jungen? Du magst doch keine Jungens? Hast es mir doch schon tausendmal gesagt, willst doch eine alte, vertrocknete Lehrerin werden!«
    Ich versuchte, Fanny zu überhören, obwohl ich puterrot wurde. War das schwesterliche Solidarität? Aber ich hätte es besser wissen müssen und kein Taktgefühl von ihr erwarten dürfen. Ich verzog mein Gesicht zu einem Lächeln. Es war ratsam, wenn möglich Fanny überhaupt keine Beachtung zu schenken.
    Logan und Tom sahen Fanny mißbilligend an.
    »Bitte Fanny, laß das«, bat ich sie peinlich berührt. »Lauf schon mal nach Hause und fang ausnahmsweise mit dem Wäschewaschen an.«
    »Hab’s nicht nötig, nur mit einem Bruder nach Haus zu gehen«, bemerkte Fanny gehässig. Dann setzte sie wieder ihr strahlendstes Lächeln auf. »Jungens mögen Heaven nicht, die wollen nur mich. Du wirst mich auch mögen. Magst du meine Hand halten?«
    Logan sah mich und Tom kurz an. Dann sprach er voller Ernst zu Fanny: »Danke, im Augenblick möchte ich Heaven nach Hause begleiten und hören, was sie mir alles zu erzählen hat.«
    »Solltest mich mal singen hören!«
    »Ein andermal vielleicht.«
    »Unsere-Jane kann singen«, bemerkte Keith leise.
    »Und wie!« rief Tom aus, während er Fanny am Arm packte und sie mit sich zog. »Komm, Keith, Unsere-Jane wartet schon zu Hause auf dich.« Das genügte, und Keith lief schon hinter Tom her, denn Unsere-Jane hatte heute wegen Fieber und Bauchweh wieder einmal die Schule versäumt.
    Fanny riß sich von Tom los und kam schreiend und fluchend zurückgelaufen. Schließlich streckte sie die Zunge heraus. »Du bist selbstsüchtig, Heaven Leigh Casteel! Gemein, dürr und häßlich! Ich hass’ deine Haare! Ich hass’ deinen blöden Namen! Ich hass’ alles an dir! Jawohl! Wart nur, bis ich Vater alles erzähl’! ‘s wird Vater nicht gefallen, daß du Almosen von fremden Jungs aus der Stadt annimmst – seine Hamburger frißt und Unserer-Jane und Keith das Betteln beibringst!«
    Mein Gott, Fanny war in ihrer übelsten Laune, neidisch, boshaft und imstande, ihre Drohung wahr zu machen. Und Vater würde mich dafür bestrafen!
    »Fanny«, schrie Tom und holte sie zurück. »Du kannst meine neuen Wasserfarben bekommen, wenn du den Mund hältst, daß Logan uns alle zum Mittagessen eingeladen hat.«
    Sofort lächelte Fanny wieder. »Na gut! Ich will auch das Malheft haben, das dir Miß Deale geschenkt hat. Warum gibt sie mir nie was?«
    »Weißt du’s nicht?« spottete Tom und gab ihr, was sie verlangte. Es tat mir weh, denn ich wußte, wie sehr er sich die Wasserfarben und das Malheft gewünscht hatte. Er hatte noch nie neue Wasserfarben oder ein Malbuch über Robin Hood besessen. Robin Hood war in diesem Jahr sein Lieblingsheld. »Wenn du dich mal nicht so aufführst in der Garderobe, vielleicht ist Miß Deale dann großzügiger zu dir.«
    Ich wäre beinahe wieder vor Verlegenheit umgesunken!
    Weinend warf sich Fanny auf den Waldboden, der sich immer steiler zwischen den hohen Bäumen, die fast den Himmel berührten, hochwand. Sie trommelte mit ihren kleinen, harten Fäusten auf den Grasboden, schrie plötzlich auf, weil sie sich an einem versteckten Stein verletzt hatte und ihre Hand nun blutete, Sie setzte sich auf, saugte an der Wunde und sah Tom mit großen, bettelnden Augen an.
    »Bitte, bitte, erzähl’s nicht Vater!«
    Tom versprach es.
    Ich ebenfalls. Aber ich genierte mich immer noch und vermied es, in Logans weit aufgerissene Augen zu sehen, die alles in sich aufsaugten, als hätten sie noch nie eine so dumme und wilde Szene erlebt. Ich wich seinen Augen so lange aus, bis

Weitere Kostenlose Bücher