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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ich merkte, daß er mich verständnisvoll anlächelte. »Du hast wirklich eine Familie, bei der man vor der Zeit innerlich stark altern kann, aber äußerlich siehst du jünger als der Frühling aus.«
    »Hast die Worte ja aus einem Lied gestohlen!« schrie Fanny. »Man soll einem Mädchen nicht den Hof machen mit Worten aus ‘nem Lied!«
    »Halt jetzt endlich den Mund!« befahl Tom. Er packte sie am Arm und rannte mit ihr los, so daß Fanny mitlaufen mußte, andernfalls hätte sie sich den Arm ausgerenkt. Endlich hatte ich Gelegenheit, mit Logan allein zu sein.
    Keith bildete das Schlußlicht unserer kleinen Karawane; er war stehengeblieben und starrte wie gebannt nach einer Drossel. Wahrscheinlich würde er sich die nächsten zehn Minuten nicht vom Fleck rühren, es sei denn, der Vogel flog davon.
    »Deine Schwester ist wirklich eine Nummer«, bemerkte Logan schließlich, als wir uns so gut wie allein auf dem Waldpfad befanden. Keith war weit hinter uns geblieben und war ganz still. Ich hing meinen eigenen Gedanken nach. Für die Jungen aus dem Tal, die ein sexuelles Abenteuer suchten, waren die Mädchen aus den Bergen eine leichte Beute. Hier oben in den Bergen regten sich die sexuellen Gefühle viel eher als unten im Tal, und Fanny, so jung sie war, war von dieser Atmosphäre angesteckt worden. Vielleicht lag es daran, daß wir beständig Zeugen waren, wie auf dem Hof und in unseren Ein- bis Zweizimmer-Hütten kopuliert wurde. Die Leute von den Bergen mußte man nicht erst aufklären; sie lernten alles über Sex, sobald sie zwischen Mann und Frau unterscheiden konnten.
    Logan räusperte sich, um mich daran zu erinnern, daß er auch noch da war. »Ich bin bereit, deinen Weisheiten zu lauschen, die du dir in langen Jahren erworben hast. An sich würde ich mir gern Notizen machen, aber es fällt mir etwas schwer, beim Gehen zu schreiben. Aber das nächste Mal bringe ich ein Tonbandgerät mit.«
    »Du lachst mich ja aus«, rief ich empört, bevor ich begann mich zu rechtfertigen. »Wir leben mit unseren Großeltern. Großvater spricht nur dann, wenn es unbedingt notwendig ist, und er empfindet es fast nie als notwendig. Meine Großmutter brabbelt die ganze Zeit vor sich hin, wie furchtbar die Zeiten jetzt sind, und wie schön sie früher waren. Meine Stiefmutter schimpft und tobt, weil sie mehr Arbeit am Hals hat, als sie bewältigen kann. Manchmal, wenn ich nach Hause in unsere Hütte komme, dann glaube ich, zweihundertfünfzig oder tausend Jahre alt zu sein – nur ohne die Weisheit, die man nach einem so langen Leben erworben hat.«
    »He«, sagte er lächelnd, »das gefällt mir. Ich verstehe dich. Ich bin ein Einzelkind, und ich bin mit Onkeln, Tanten und Großeltern aufgewachsen, ich kann es dir also nachempfinden. Aber du bist mir doch über, weil du noch zwei Brüder und zwei Schwestern hast.«
    »Ist es ein Vorteil oder ein Nachteil, wenn man jemandem über ist?«
    »Das kommt darauf an. Aus meiner Sicht, Heaven Leigh, ist es ein Vorteil, eine große Familie zu haben, denn dann ist man nie einsam. Ich bin oft allein, und ich wünschte mir, daß ich viele Brüder und Schwestern hätte. Ich finde Tom großartig, er ist lustig und ein anständiger Kerl; und Keith und Unsere-Jane sind so nette Kinder.«
    »Und was hältst du von Fanny?«
    Er wurde rot und sah betreten aus, bevor er langsam und vorsichtig etwas sagte. »Ich glaube, daß sie einmal eine exotische Schönheit wird.«
    »Ist das alles?« Bestimmt wußte er darüber Bescheid, was Fanny mit den Jungen in der Garderobe trieb.
    »Nein, das ist noch nicht alles. Ich denke gerade daran, daß von all den Mädchen, die ich kenne und noch kennenlernen werde, Heaven Leigh die einzige ist, die das Zeug dazu hat, die Schönste von allen zu werden. Ich meine, daß diese Heaven besonders aufrichtig und ehrlich ist… Wenn du also nichts dagegen hast, was ich hoffe, dann möchte ich dich gerne jeden Tag nach Hause begleiten.«
    Ich war rundherum glücklich! Völlig ausgelassen lief ich ihm lachend davon und rief: »Bis morgen, Logan. Und danke, daß du mich nach Hause begleitet hast.«
    »Aber wir sind ja noch gar nicht da«, rief er mir nach, von meiner plötzlichen Flucht ganz verdutzt.
    Ich konnte ihm unmöglich zeigen, wo und wie wir hausten. Sicherlich würde er mich nie wieder sehen wollen, wenn er gesehen hätte, wie wir lebten. »Ein andermal lade ich dich nach Hause ein«, rief ich ihm zu. Ich stand am Rande einer Lichtung, auf die einige Sonnenflecken

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