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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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die nur dann zufrieden sind, wenn sie etwas Eigenes erreicht haben, nicht durch Dienen und auch nicht über ihre Kinder, sondern aufgrund ihrer Leistung und Begabung. Ich gehöre zur dritten Sorte. Es gibt eine Nische für mich auf dieser Welt, wo ich meine Talente entwickeln kann – und wenn ich jung heirate, werde ich diesen Platz nie finden.«
    Er räusperte sich. »Heaven, greifst du nicht etwas weit vor? Ich habe dir keinen Heiratsantrag gemacht, sondern dich nur gefragt, ob du meine Freundin werden willst.«
    Abrupt hob ich den Kopf. »Willst du damit sagen, daß du mich nicht eines Tages heiraten willst?«
    Er hob hilflos die Hände. »Heaven, wer kann schon die Zukunft voraussagen und wissen, wen wir mit zwanzig, fünfundzwanzig oder dreißig Jahren lieben werden? Nimm doch, was ich dir jetzt anbiete. Alles weitere bleibt abzuwarten.«
    »Und was bietest du mir jetzt?« fragte ich mißtrauisch.
    »Mich und meine Freundschaft. Und ich bitte um das Recht, dich gelegentlich küssen zu dürfen, deine Hand zu halten, deine Haare zu berühren, dich ins Kino zu begleiten. Du sollst mir deine Träume erzählen und ich dir meine, wir sollten uns zusammen amüsieren und unsere gemeinsame Zeit so gestalten, daß wir uns später gerne daran erinnern – das wär’s.«
    Es war mehr als genug.
    Wir spazierten weiter Hand in Hand. Es war schön, in der Abenddämmerung auf unsere Hütte zuzugehen, die in dieser Beleuchtung fast anheimelnd aussah. Logan konnte beruhigenderweise ja nur mit einem Auge sehen, und das trostlose Leben, das wir fristeten, würde er wohl erst wirklich begreifen, wenn er in die Hütte hineingesehen hätte.
    Ich wandte mich zu ihm und nahm sein Gesicht in beide Hände. »Logan, darf ich dich einmal küssen? Du bist genauso, wie ich mir immer einen Freund vorgestellt habe. Oder findest du das zu aufdringlich?«
    »Ich glaube, ich werde es überleben.«
    Langsam glitten meine Arme um seinen Nacken – wie schrecklich sein Auge aus der Nähe aussah – ich schürzte die Lippen und küßte sein zugeschwollenes Auge und die Schnittwunde auf seiner Backe und schließlich seine Lippen. Er zitterte. Ich ebenfalls.
    Ich fürchtete mich, etwas zu sagen, um nicht das innige Gefühl zwischen uns zu zerstören. »Gute Nacht, Logan. Bis morgen.«
    »Gute Nacht, Heaven«, flüsterte er. Es hatte ihm die Stimme verschlagen. »Wirklich, ein wunderbarer Tag, ein ganz phantastischer Tag…«
     
     
    Ich blickte Logan nach, bis er verschwunden war. Es herrschte jetzt ein »Dämmerdunkel« – so hatte Großmutter diese Tageszeit immer genannt –, als ich in die Hütte trat. Sofort wurde meine strahlende Laune gedämpft. Sarah kümmerte sich inzwischen nicht mehr darum, ob die Hütte sauber oder wenigstens aufgeräumt war. Die Mahlzeiten, die früher auch nicht gerade abwechslungsreich gewesen waren, bestanden jetzt meist nur noch aus Brot und Griebenschmalz – ohne Salat oder Gemüse. Schinken und Huhn gab es nur noch selten. Und die Erinnerung an Frühstücksspeck mußte man wohl verdrängen. Unser Gemüsegarten, in dem Großmutter und ich viele Stunden mit Unkrautjäten und Säen verbracht hatten, war jetzt vollkommen vernachlässigt. Das reife Gemüse verfaulte einfach an Ort und Stelle. Und da Vater nicht mehr nach Hause kam, gab es auch kein geräuchertes Schweinefleisch und keinen Schinken mehr als Beilage zur Bohnen- oder Wirsingsuppe oder zum Spinat und den Rüben. Unsere-Jane verweigerte das Essen oder erbrach es sofort wieder, und Keith weinte ununterbrochen, weil er nie satt wurde. Fanny tat nichts anderes als jammern und klagen.
    »Ich kann nicht alles alleine machen, es muß mir jemand helfen!« schrie ich und wirbelte im Kreis herum. »Fanny, du gehst zum Brunnen und füllst den Eimer mit frischem Wasser, aber bis zum Rand und nicht nur ein paar Tassen voll, wie du das sonst gerne machst, weil du so faul bist. Tom, geh in den Garten und sammle alles, was wir an Gemüse noch essen können. Unsere-Jane, hör auf zu weinen! Keith, spiel mit Unserer-Jane, damit sie mit dem Weinen aufhört und ich nachdenken kann.«
    »Gib du mir keine Befehle«, schrie Fanny. »Ich muß nicht alles tun, was du sagst! Nur weil ‘n Junge für dich gekämpft hat, heißt das noch lange nicht, daß du die Königin der Berge bist.«
    »Doch, du mußt Heaven folgen«, entgegnete ihr Tom und schubste sie aus der Tür. »Geh zum Brunnen und hol frisches Wasser.«
    »Ist aber dunkel draußen«, jammerte Fanny. »Du weißt doch,

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