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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Pfad hochgingen, hatte er immer noch seinen Arm um meine Schulter gelegt. »Was ist mit dem Baby, das deine Stiefmutter erwartet?« erkundigte sich Logan. Er schien froh zu sein, daß Tom, Fanny, Unsere-Jane und Keith nicht in Sicht waren.
    »Es wurde tot geboren«, antwortete ich steif. »Großmutter ist am gleichen Tag gestorben… zwei Menschen an einem Tag zu verlieren, das hat uns wohl alle ganz gelähmt.«
    »Heaven, dann ist es ja auch kein Wunder, daß du so eigenartig ausgesehen hast, als ich dir erzählte, daß es meiner Großmutter besser geht. Es tut mir leid, wirklich verdammt leid. Hoffentlich wird mir eines Tages jemand beibringen, die richtigen Worte in solchen Augenblicken zu sagen. Im Moment fühle ich mich unfähig dazu… Ich weiß nur, daß ich deine Großmutter genauso geliebt hätte wie du.«
    Bestimmt hätte Logan Großmutter geliebt, auch wenn es seinen Eltern peinlich gewesen wäre. So wie für sie peinlich wäre, falls Großvater je…
    Am nächsten Tag gab mir Miß Deale einen Wink, ich sollte nach der Schule noch ein paar Minuten dableiben. »Hol du Unsere-Jane und Keith ab«, flüsterte ich Tom zu, bevor ich an ihr Pult ging. Ich wollte Logan noch treffen und war ängstlich darauf bedacht, einer Lehrerin auszuweichen, die manchmal zu viele Fragen stellte, bei denen ich mir nicht sicher war, ob ich sie beantworten sollte.
    Sie sah mich lange an, so als wollte sie, wie Logan, aus meinen Augen eine Änderung ablesen. Ich wußte, daß ich Ringe unter den Augen hatte und dünner geworden war, aber was hätte sie sonst noch entdecken können? »Wie geht es dir?« fragte sie und sah mir dabei direkt in die Augen, so als wollte sie mich vom Lügen abhalten.
    »Gut, sehr gut.«
    »Heaven, ich habe gehört, was deiner Großmutter passiert ist. Es tut mir leid, daß du jemanden, den du so liebgehabt hast, verlieren mußtest. Aber ich habe dich oft in der Kirche gesehen und weiß, daß du ebenso gläubig bist, wie deine Großmutter es war, und daß du an die Unsterblichkeit der Seele glaubst.«
    »Ich versuche es… wirklich…«
    »Jeder tut das«, sagte sie sanft, wobei sie ihre Hand auf meine legte. Ich seufzte tief und hielt die Tränen zurück. Ich wollte keinesfalls als Nestbeschmutzerin gelten und meine Familie verraten, aber unwillkürlich mußte ich ihr doch alles erzählen, auch wenn ich nicht wußte, was sie schon erfahren hatte. »Großmutter ist wahrscheinlich an Herzversagen gestorben«, sagte ich und meine Augen wurden feucht. »Sarah hat ein totes Baby ohne Geschlecht auf die Welt gebracht, Vater ist weg, aber sonst geht es uns prima.«
    »Ohne Geschlecht? Heaven, jedes Baby gehört zu dem einen oder dem anderen Geschlecht.«
    »Das habe ich auch gedacht, bis ich bei der Geburt dieses Babys geholfen habe. Bitte erzählen Sie es niemandem, es würde Sarah verletzen – aber dieses Baby hatte keine Geschlechtsteile.«
    Sie erblaßte. »Oh… Entschuldige, daß ich so taktlos war. Ich hatte zwar einige Gerüchte darüber gehört, aber ich schenke dem, was ich so höre, niemals Glauben. – Natürlich gibt es Anomalien in der Natur. Da aber die Kinder deines Vaters alle so schön sind, bin ich natürlich davon ausgegangen, daß deine Mutter wieder ein wohlgeratenes Kind bekäme.«
    »Miß Deale, es wundert mich, daß Sie noch nicht richtig über mich Bescheid wissen. Sarah ist nicht meine Mutter. Mein Vater hat zweimal geheiratet. Ich bin das Kind seiner ersten Frau.«
    »Ich weiß«, sagte sie ganz leise. »Ich habe von der ersten Frau deines Vaters gehört. Sie soll sehr schön gewesen sein und sehr jung, als sie starb.« Sie errötete und fingerte an unsichtbaren Fusseln auf ihrem teuren Strickkostüm herum. »Ich nehme an, daß du deine Stiefmutter sehr liebst und so tust, als wäre sie deine richtige Mutter.«
    »Früher schon«, lächelte ich. »Ich muß jetzt gehen, sonst begleitet Logan noch ein anderes Mädchen nach Hause. Danke, Miß Deale, daß Sie so eine gute Freundin sind; und daß Sie uns durch alle Klassen begleitet haben; daß Sie Tom und mir das Gefühl gegeben haben, etwas wert zu sein. Erst heute morgen haben Tom und ich darüber gesprochen, daß die Schule ohne Miß Deale doch langweilig wäre.«
    Sie berührte meine Hand, lachte leise und hatte dabei Tränen in den Augen. »Du wirst von Mal zu Mal schöner, Heaven – aber vergiß nicht, dir ein Ziel zu setzen. Und gib es dann nicht gleich auf, nur um wie alle anderen Mädchen überstürzt eine Ehe

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