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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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wie sauber geputzt es war, und starrte hinaus. »Zieh die beiden an, schnell!« befahl er, setzte Unsere-Jane und Keith auf den Boden und würdigte mich keines Blicks.
    Warum glitzerten seine Augen so seltsam? Wer war der Besuch? Vielleicht Sarah? War Sarah unsere Weihnachtsüberraschung? Wie schön, wie wunderschön.
    Unsere-Jane und Keith eilten auf mich zu, als wäre ich für sie eine Mutter und ein Ort der Geborgenheit. Schnell wischte ich ihnen das Gesicht ab, und bald standen sie fertig da, in ihren besten Kleidern, die schäbig genug waren.
    Jetzt würde alles besser werden. Immer noch hatte ich mir den kindlichen Optimismus bewahrt, der sich nur zuweilen nachts unterkriegen ließ. Ich klammerte mich an meine Hoffnung fest, auch wenn ich das Unheil in Vaters Augen sah und in meinen Knochen spürte. Irgend etwas Schlimmes drohte. Sein kalter, harter Blick streifte mich kurz, bevor er auf Tom, Fanny und schließlich auf Unserer-Jane und Keith verweilte.
    Er zog Tom all seinen anderen Kindern vor, und dann kam Fanny. »Hallo, Liebling«, begrüßte er sie und lächelte sie freundlich an. »Hast noch ‘ne Umarmung für deinen alten Vater übrig?«
    Fanny lachte glücklich. Sie hatte für jeden ein Lächeln und eine Umarmung parat, der ihr die Freude machte, sie zu bemerken. »Vater, jede Nacht hab’ ich gebetet, daß du wiederkommst. Hast mir so gefehlt, ‘s hat direkt weh getan.« Sie schob ihre volle Unterlippe vor und fragte ihn, wo er gewesen sei.
    Ich hörte, wie draußen ein Auto in unseren Hof fuhr und bremste. Ich trat ans Fenster und sah einen wohlbeleibten Mann mit seiner Frau vor der Hütte stehen und warten – wahrscheinlich auf ein Zeichen von Vater. Ein kurzer Blick auf Vater sagte mir, daß es ihm schwerfiel, einen Entschluß zu fassen. Er nahm statt dessen Fanny auf den Schoß und strich ihr über die langen, schwarzen Haare. »Ihr Kinder müßt euch nu’ mit ein paar harten Tatsachen vertraut machen«, begann er auf seine brummige Art. In seinen Augen lag Trauer und Schmerz. »Eure Mutter kommt nu’ nie wieder zurück. So sind wir Hillbillys nu’ mal. Haben wir uns zu was entschlossen, bringt uns nichts mehr auf der Welt davon ab. Sollte sie je ihren Kopp durch die Tür stecken, knall’ ich ihn ihr ab!« Er lächelte nicht, um uns zu signalisieren, daß er nicht nur einen groben Scherz gemacht hatte.
    Niemand sagte etwas.
    »Hab’ nette, reiche Leute gefunden, die selber keine Kinder bekommen können und sich mächtig eins wünschen und bereit sind, gutes Geld dafür zu zahlen. Wollen ein kleines Kind – ‘s wird wohl Keith oder Unsere-Jane sein. Nu’ plärrt nicht gleich los und schreit – nein, ‘s muß sein. Wenn ihr wollt, daß wenigstens einer von euch groß und stark wird und schöne Sachen bekommt, die ich ihm nicht kaufen kann, dann haltet den Mund und laßt die Leutchen da draußen ihre Wahl treffen.«
    Ich erstarrte. Vaters Plan machte alle meine Hoffnungen zunichte. Vater blieb eben Vater – und er würde niemals anders werden. Ein Säufer und ein Vagabund; nichts als ein ganz verkommener und verdammter Casteel! Ein Mann ohne Herz – nicht einmal für seine eigenen Kinder.
    »Das ist mein Weihnachtsgeschenk an Keith oder Unsere-Jane – macht ja nichts mit eurem Gezeter kaputt. Ihr meint, ich lieb’ euch nicht, ist aber nicht wahr. Ihr denkt, ‘s war mir gleichgültig, wie’s hier die ganze Zeit zugegangen ist, hab’ mir aber große Sorgen gemacht. Hab’ verzweifelt nach einem Weg gesucht, euch zu helfen. Und eines Nachts, als es mir so dreckig wie dem dreckigsten, hungrigsten Straßenköter ging, fand ich einen Ausweg.«
    Er lächelte alle an, Fanny, Tom, Keith und Unsere-Jane – nur mich nicht. »Hab’s eurem Großvater schon erzählt. Er findet die Idee auch gut.«
    Langsam rutschte Fanny von seinem Schoß herunter und gesellte sich zu uns; ich hielt Unsere-Jane im Arm, und Tom hatte beide Hände auf Keiths schmächtige Schultern gelegt.
    »Vater«, sagte Fanny und war ausnahmsweise ganz blaß und erregt, »was hast du vor?«
    Wieder lächelte Vater alle einschmeichelnd an. Mir kam sein Gesicht wie eine heimtückische Fratze vor. »Hab’ mir überlegt, wieviel reiche Leute bereit sind zu zahlen, um das zu bekommen, was sie sich wünschen. Ich hab’ mehr Kinder, als ich ernähren kann. Andere Leute wollen Kinder und bekommen keine. Viele reiche Leute haben nicht das, was ich im Überfluß hab’ – also biete ich es ihnen zum Verkauf an.«
    »Vater«, rief

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