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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Unserer-Jane, die andauernd heult? Keith ist auch nicht viel besser, außerdem macht er ins Bett. Warum hast du ihnen das nicht erzählt, warum nicht, Heaven?«
    Ich wischte meine Tränen ab und versuchte, mich zu beruhigen. Ich redete mir ein, daß es eigentlich nicht so schlimm war, Unsere-Jane und Keith zu verlieren, wenn sie so viele schöne Sachen bekommen würden – Orangen, Spielsachen – und auch einen Arzt für Unsere-Jane.
    Dann war ich auf einmal draußen auf der Veranda und schrie ihnen atemlos hinterher: »Bitte, vergessen Sie nicht, beide auf eine gute Schule zu schicken, bitte!«
    Die Dame drehte das Wagenfenster herunter. »Mach dir keine Sorgen, Liebes«, rief sie. »Ich werde dir von Zeit zu Zeit schreiben, wie es ihnen geht, aber ohne Absender. Und ich werde dir Photos schicken.«
    Das Fenster wurde wieder geschlossen und dämpfte die verzweifelten Schreie von Unserer-Jane und Keith.
    Vater machte sich nicht einmal mehr die Mühe, ins Haus zurückzugehen, um zu erfahren, was seine Kinder von seiner »Weihnachtsüberraschung« hielten.
    Es schien, als liefe er vor meinen anklagenden Blicken und den zornigen Worten, die ich ihm ins Gesicht schreien wollte, davon. Er sprang in seinen alten Lieferwagen und fuhr weg. Er ließ mich in dem sicheren Glauben zurück, daß er die tausend Dollar mit Nutten, Alkohol und Glücksspielen bald durchbringen würde. Und heute nacht würde er sicherlich keinen Gedanken an Unsere-Jane, Keith und uns verschwenden.
    Wie eine Schar verschreckter Küken scharten wir uns um Großvater, der still dasaß und weiterschnitzte, als wäre nichts Ungewöhnliches passiert. Dann sahen wir uns an. Sogar Fanny weinte. Sie schlang die Arme um mich und schluchzte: »‘s wird ihnen doch gutgehen, oder? Leute mögen kleine Kinder, auch wenn’s nicht ihre eigenen sind.«
    »Natürlich tun sie das«, sagte ich und versuchte, die neuen Tränen zurückzuhalten. Ich wollte erst später alleine weinen. »Und wir werden sie wiedersehen. Wenn die Frau uns lange Briefe schickt, erfahren wir, wie es ihnen geht. Eines Tages werden Unsere-Jane und Keith selber schreiben können. Wird das nicht wunderbar… einfach… wunderbar.« Ich stockte, und die Tränen kullerten mir die Wangen herab, bevor ich eine wichtige Frage stellen konnte. »Tom, hast du dir das Nummernschild gemerkt?«
    »Klar«, sagte er mit rauher, heiserer Stimme. »Maryland. Aber ich hab’ nicht genug Zeit gehabt, mir die letzten drei Zahlen zu merken. Die ersten waren neun-sieben-zwei. Die hab’ ich im Kopf.« Tom konnte sich solche Sachen immer merken – ich mir nie.
    Jetzt waren die Kleinen, um die ich mich immer gesorgt und gekümmert hatte, fort. Kein Wimmern mehr in der Nacht, keine benäßten Betten und Decken in der Frühe, nicht mehr so viel Wäsche zu waschen, aber mehr Platz im Messingbett.
    Wie leer mir unsere kleine Hütte vorkam, und wie traurig waren die Stunden und Tage, nachdem Unsere-Jane und Keith fort waren. Vielleicht würde es ihnen in Zukunft bessergehen – zumal die Leute einen reichen Eindruck gemacht hatten. Aber was geschah jetzt mit uns? War denn die Liebe nichts wert? War es denn nicht die Blutsverwandtschaft, die untereinander verband, und nicht das Geld?
    »Großvater«, sagte ich mit meiner immer noch heiseren Stimme, »wir haben jetzt im Bett genug Platz für dich.«
    »Ist nicht gesund und gehört sich nicht, die Alten zu den Jungen zu legen«, brummelte Großvater wiederholt vor sich hin. Seine Hände zitterten, als litte er an einem uralten Schmerz. Seine wäßrigen, alten Augen flehten mich um Verständnis an. »Luke ist ‘n guter Junge, Mädchen, glaub’s. Er meinte es gut. Du weißt es aber nicht. Er wollt’ helfen, das war alles. Solltest nicht schlecht über deinen Vater denken, hat das getan, was er für’s Beste gehalten hat.«
    »Großvater, du sagst ja immer etwas Gutes über ihn, egal was er tut, weil er dein Sohn ist, und der einzige, der dir noch geblieben ist. Aber von heute an ist er nicht mehr mein Vater! Ich werde ihn nicht mehr Vater nennen. Er ist für mich Luke Casteel, ein häßlicher, gemeiner Lügner. Eines Tages wird er für alles, was er uns angetan hat, büßen. Ich hass’ ihn, Großvater, ich verabscheue seine Visage! Ich hasse ihn so, daß mir ganz schlecht wird!«
    Großvaters armes, verwittertes Antlitz wurde kreidebleich, obwohl sein zerknittertes Gesicht sowieso immer blaß und kränklich aussah – dabei war er noch gar nicht so alt. »Im Buch der

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