Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
Kitty, die ihren in ein paar Sekunden hinuntergeschlungen hatte und nun dabei war, rosa Lippenstift aufzutragen. Ihr Mund war immer bemalt. Trotz ihrer langen Fingernägel, die in der gleichen Farbe wie ihre Kleidung glänzten, ging sie geschickt mit dem Lippenstift um.
    »Es hat sehr gut geschmeckt.«
    »Warum hast du dann nicht ganz aufgegessen? Wenn wir dir was zum Essen kaufen, dann erwarten wir auch, daß du alles aufißt.«
    »Kitty, sprich nicht so laut. Laß das Mädchen in Ruhe.«
    »Ich mag auch deinen Namen nicht«, brauste Kitty auf, so als ärgere sie sich darüber, daß Cal mich verteidigte. »Ist’n dummer Name. Heaven – das ist ‘n Ort und kein Name. Was ist’n dein zweiter Vorname, etwa auch so was Blödes?«
    »Leigh«, antwortete ich ihr eisig. »Der Name meiner Mutter.«
    Kitty fuhr zusammen. »Verdammt!« fluchte sie und hieb ihre Fäuste gegeneinander. »Hass’ diesen Namen!« Sie begegnete dem milden Blick ihres Mannes mit zornigen, wasserhellen Augen. »Das war ihr Name. So hieß das Flittchen aus Boston, das sich Luke geschnappt hat! Ich will diesen Namen nie wieder in meiner Gegenwart hören, verstanden?«
    »Ja…«
    Kittys Laune wechselte von Wut zu Nachdenklichkeit, während Cal auf die Herrentoilette ging. »Wollt’ immer schon ein Mädchen, das Linda heißt. Hätt’ den Namen selber gern. Der Name gefällt mir, er hat so was Reines, Gutes.«
    Als ich ihre riesigen, glitzernden Ringe an ihren starkknochigen Händen sah, erschauerte ich wieder. Waren es echte Diamanten, Rubine, Smaragde – oder Fälschungen?
    Es war eine Erleichterung, wieder im Wagen zu sitzen und die Straße entlangzubrausen in Richtung meines unbekannten neuen Zuhauses. Das heißt, nur bis zu dem Augenblick, als Kitty Cal verkündete, daß sie meinen Namen ändern wollte. »Werd’ sie Linda nennen«, sagte sie kühl und sachlich. »Ich mag diesen Namen wirklich sehr.«
    »Nein!« fuhr er sie sofort an. »Heaven paßt am besten zu ihr. Sie hat ihr Zuhause und ihre Familie verloren; jetzt zwing sie um Gottes willen nicht, auch noch ihren Namen zu verlieren. Laß sie in Ruhe.«
    Er hatte es mit so großer Bestimmtheit gesagt, daß Kitty nicht zu widersprechen wagte und minutenlang schwieg. Dabei freute es mich besonders, daß Cal das Radio wieder angedreht hatte.
    Ich kuschelte mich in den Rücksitz und versuchte, wach zu bleiben, indem ich alle Straßenschilder las. Es war mir aufgefallen, daß Cal immer die Richtung einschlug, die auf den Schildern nach Atlanta wies. Durch Unterführungen, über Autobahnkreuzungen, auf Schnellstraßen, unter Eisenbahnviadukten hindurch, über Brücken, durch große, kleine und mittlere Städte immer weiter nach Atlanta.
    Mir verschlug es den Atem beim Anblick der Wolkenkratzer, die hoch in den schwarzen Nachthimmel ragten und im Licht der vielen Fenster glitzerten, während oben Wolkenfetzen wie Tücher an ihnen herabwallten. Mit offenem Mund sah ich die Schaufenster in der Peachtree Street und starrte auf die Verkehrspolizisten. Einige von ihnen waren beritten, die anderen standen furchtlos mitten im Verkehrsgewühl. Fußgänger spazierten auf und ab, als wäre es Mittag und nicht schon lange nach neun Uhr. Trotz der vielen Eindrücke mußte ich immer wieder meine schlaftrunkenen Augen reiben.
    Plötzlich sang jemand mit lauter Stimme. Kitty hatte das Radio aufgedreht und sich eng an Cal geschmiegt, wobei sie anscheinend irgend etwas mit ihm anstellte, so daß er sie bat, damit aufzuhören. »Kitty, alles zu seiner Zeit – und das ist jetzt weder der passende Ort noch der rechte Augenblick. Bitte, nimm die Hand weg.«
    Was machte Kitty nur? Ich rieb mir die Augen und beugte mich vor, um nachzusehen, als Cal gerade den Reißverschluß seiner Hose hochzog. War das denn schön? Fanny würde diese Frage gewiß bejahen. Ich lehnte mich schnell wieder nach hinten, aus Angst, Kitty könnte herausbekommen, daß ich etwas gesehen hatte, was mich überhaupt nichts anging. Wieder starrte ich aus dem Fenster. Die große Stadtlandschaft mit ihren majestätischen Hochhäusern war verschwunden. Die Straßen waren jetzt weniger breit und geschäftig.
    »Wir leben in einem Vorort«, erklärte Cal angeregt. »Es ist ein Bezirk namens Candlewick. Die Häuser sind alle gleich hoch und sehen fast alle gleich aus. Es gibt eine Auswahl von sechs Stilarten, du kannst dir eine aussuchen, und dann bauen sie dir ein Haus danach. Deinen individuellen Geschmack kannst du nur in der Einrichtung des

Weitere Kostenlose Bücher