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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Lächeln.
    Ihr Wohnzimmer war geräumiger als unsere ganze Hütte – aber die größte Überraschung bereitete mir der bunte Zoo, der dort aufgestellt war. Überall auf den Fensterbänken, in den Eckschränkchen, auf den Tischen, den weißen Teppich entlang bis zur Treppe, saßen, standen oder lagen Tiere; Tierköpfe und -gestalten dienten als Bilderrahmen, Lampenfüße, Körbe, Obstschalen und Schemel.
    Pflanzen sprossen aus den Rücken riesiger Keramikfrösche mit hervorquellenden Augen und dunkelroten Zungen. Überdimensionale Goldfische mit aufgesperrten Mäulern und verschreckten himmelblauen Augen dienten ebenso als Blumentöpfe. Es gab blaue Gänse, weiße und gelbe Enten, lila und rosa getupfte Hühner, braune und gelbliche Hasen, rosa Eichhörnchen, dicke, grell rosarote Schweine mit lustigen Kringelschwänzchen. »Komm«, sagte Kitty, packte mich bei der Hand und zerrte mich mitten durch ihren Hauszoo, »mußt sie dir ganz aus der Nähe angucken, damit du siehst, wieviel Talent man dafür haben muß.«
    Ich war sprachlos.
    »Was ist, sag doch was!« befahl sie mir.
    »Es ist wunderschön!« hauchte ich. Das viele Weiß – die wie mit seidenen Baumringen gemusterte Tapete, die weißen Klubsessel, das weiße Sofa, die weißen Lampenschirme über den bauchigen, weißschimmernden Lampenfüßen – machten großen Eindruck auf mich. Kein Wunder, daß Kitty von unserer Hütte mit ihrem generationsalten Schmutz so entsetzt gewesen war. Hier gab es einen Kamin, dessen Sims und Einfassung aus weißem Holz waren und der eine Kaminplatte aus weißem Marmor besaß; es gab Tische aus kostbar aussehendem, dunklem Holz – später erfuhr ich, daß es Rosenholz war – und Tische aus Messing und Glas. Nirgends ein Staubkörnchen. Nirgends Fingerabdrücke. Alles war an seinem rechten Platz.
    Sie stand neben mir, als wollte sie selbst ihr kostbares Wohnzimmer durch meine naiven Landmädchen-Augen betrachten, während ich mich fürchtete, auf den weißen Teppich zu treten, der gewiß schneller schmutzig wurde, als ein Hund mit seinem Schwanz wackeln konnte. Ich sah hinunter auf meine klobigen, häßlichen, alten Schuhe und zog meine Füße sofort von dem Teppich zurück.
    Verzückt und wie im Traum wandelte ich von einem Gegenstand zum anderen. Überall standen Katzen, fette, magere, schleichende, geschmeidige, gleitende Katzen. Und hockende, stehende, schlafende Hunde; Elefanten und Tiger, Löwen und Leoparden, Pfauen und Fasane, Papageien und Eulen. Eine verwirrende Ansammlung von Tieren.
    »Toll, gell, meine Werke? Hab’ sie mit eigenen Händen gemacht. Sind im großen Ofen, wo ich meinen Töpferkurs abhalte, gebrannt worden. Hab’ noch ‘nen kleinen im ersten Stock. Geb’ jeden Samstag Unterricht. Ich verlange dreißig Dollar pro Schüler und etwa dreißig Schüler kommen regelmäßig. Natürlich ist keiner meiner Schüler so begabt wie ich, aber das ist ja nur recht so. Dann kommen sie wieder, in der Hoffnung, die Lehrerin zu überflügeln. Hast du die schöne Dekoration gesehen, die Blumengirlanden, mit denen ich sie geschmückt hab’? Sieht gut aus, was?«
    Vollkommen überwältigt, konnte ich nur zustimmend nicken. Ja, es war tatsächlich beeindruckend, daß Kitty diese wunderbaren Sachen selbst geschaffen hatte, wie zum Beispiel die Karussellpferdchen, die um einen der weißen Lampenfüße galoppierten. »Sie sind alle wunderschön«, wiederholte ich ehrfürchtig.
    »Hab’s erwartet, daß du so denkst.« Stolz hob sie einige Produkte, von denen sie meinte, daß ich sie nicht gebührend bewundert hatte, in die Luft. »Der Unterricht bringt das Bargeld; Schecks nehme ich keine an, dann brauch’ ich keine Steuern zu zahlen. Könnte ja zehnmal soviel Schüler haben, wenn ich den Schönheits-Salon nicht hätt’, wär’ aber verdammt unvernünftig, ihn aufzugeben; ich verdien’ einfach zuviel Geld, wenn die Prominenz in die Stadt kommt und sich die Haare bei mir machen läßt. Bei mir wird alles geboten: Färben, Tönen, Dauerwelle und Pediküre. Machen meine acht Mädels. Ich selbst bedien’ nur besondere Kundinnen, und in meinem Laden verkaufe ich tausend dieser Dinger, die du hier siehst. Meine Kundinnen sind ganz wild danach.«
    Sie stand hoch aufgerichtet vor mir, die starken Arme über ihren üppigen Busen gekreuzt und strahlte mich an. »Meinst du, du könntest das auch alles?«
    »Nein«, gab ich zu. »Ich wüßte nicht einmal, wo ich anfangen sollte.«
    Cal trat durch die Hintertür und blieb stehen.

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