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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Sie sprach kein gepflegtes Amerikanisch, und sie hatte – wie alle anderen in unserer Gegend auch – eine furchtbare Aussprache.
    »Ja, ja«, fuhr Kitty in einem eigenartig sanften und schnurrenden Ton fort. »Hab’ deine richtige Mutter immer gesehen, wenn sie nach Winnerrow kam. Alle tollen Burschen in der Stadt waren ganz scharf auf Lukes Engel. Hat niemand kapiert, warum sie so’n Kerl wie Luke geheiratet hat. Liebe macht blind, hab’ ich mir immer gesagt. Manche Frauen sind so.«
    »Sei still, Kitty«, warnte sie Cal.
    Kitty beachtete ihn nicht. »Und ich war scharf auf deinen großen, gutaussehenden Vater. Jedes Mädchen in der Stadt war hinter ihm her und wartete darauf, daß er ihr an die Wäsche ging.«
    »Kitty, jetzt ist’s genug.«
    Seine Warnung hatte nun noch eindringlicher geklungen. Kitty warf ihm einen ungehaltenen Blick zu, drehte sich abrupt um und schaltete das Autoradio ein. Sie drehte am Senderknopf herum, bis sie ein Programm mit Country Music gefunden hatte. Maulige Gitarrenklänge hallten durch den Wagen.
    Reden war jetzt unmöglich.
    Einer endlosen Postkarte gleich, glitt Meile für Meile an uns vorüber, während wir durch die Berge hinunter ins Flachland fuhren.
    Bald waren die Berge nur mehr ferne Schattengebilde. Viele Meilen später verblaßte langsam das Nachmittagslicht. Die Sonne ging unter, und Dämmerung brach herein. Was war in den vielen Stunden geschehen? War ich eingeschlafen, ohne es zu bemerken? Ich war noch nie so weit weg von zu Hause gewesen. Wir fuhren an kleinen und großen Farmen vorbei, an winzigen Dörfern, Tankstellen und durch weite Strecken brachliegenden Landes, auf dem stellenweise rote Erde lag.
    Im Zwielicht färbte sich der Himmel rosa, violett und orange, und an den Rändern schien er mit Gold eingefaßt zu sein. Es war der gleiche Himmel, den ich vom Land her kannte, aber ohne die ländliche Umgebung. Es tauchten Dutzende von Tankstellen auf, Schnellimbiß-Restaurants im bunten Neonlicht, die – ohne Erfolg – den Himmelsfarben nacheiferten.
    »Ist das nicht toll«, bemerkte Kitty, während sie aus dem Wagenfenster starrte, »wie der Himmel in den vielen Farben leuchtet? Ich fahr’ gern in der Dämmerung. Man sagt, es sei die gefährlichste Zeit für Autofahrer, ‘s gibt den Leuten ein unwirkliches Gefühl, und sie werden von ihren Träumen gefangengenommen… Mein Traum war’s immer, lauter hübsche Kinder zu haben.«
    »Bitte nicht, Kitty«, flehte ihr Mann.
    Sie sagte nichts mehr und überließ mich wieder meinen Gedanken. Oft schon hatte ich die Dämmerung beobachtet, aber ich hatte noch nie eine Stadt bei Nacht gesehen. Meine Müdigkeit war wie verflogen, ich sah mir alles begierig an und kam mir zum ersten Mal wie eine Landpomeranze vor, eben wie ein richtiger Hillbilly. Dies war nicht wie Winnerrow, es war die größte Stadt, die ich je in meinem Leben gesehen hatte.
    Wie magnetisch angezogen, fuhr der Wagen die goldenen Torbögen hindurch, ohne daß es eine weitere Diskussion zwischen den Eheleuten gab. Bald saßen wir an einem der kleinen Tische. »Warst du wirklich noch nie bei McDonald’s?« fragte Kitty abgestoßen und amüsiert zugleich. »Ich wette, du weißt nicht mal, was ‘n Kentucky Fried Chicken ist.«
    »Was ist das?«
    »Cal, das Mädchen ist wirklich dumm. Richtiggehend dumm. Und ihr Vater hat uns noch gesagt, sie wär’ intelligent.«
    Hatte Vater das wirklich gesagt? Es war eigenartig, das zu erfahren. Aber er hätte alles behauptet, um an die fünfhundert Dollar zu kommen.
    »In einem solchen Schuppen zu essen, hat noch niemanden intelligent gemacht, Kitty. Nur weniger hungrig.«
    »Ich wette, du warst noch nicht mal im Kino, oder?«
    »Doch, war ich«, sagte ich schnell. »Einmal.«
    »Einmal! Hast du das gehört, Cal? Dieses intelligente Mädchen ist einmal im Kino gewesen. Das ist ja wirklich ‘n Ding. Was haste denn noch Intelligentes gemacht?«
    Wie konnte ich ihr antworten, wenn sie mich in diesem höhnischen und sarkastischen Ton fragte?
    Auf einmal hatte ich Sehnsucht nach Großvater, nach der armseligen Hütte und nach meiner bekannten Umgebung. Wieder sah ich die Bilder vor mir, die ich eigentlich verdrängen wollte: Ich sah, wie Unsere-Jane und Keith »Hevlee« riefen. Ich mußte ein-, zweimal mit den Augen blinzeln und war froh, daß ich die wunderbare Puppe bei mir hatte. Wenn Kitty sie sehen würde, wäre sie bestimmt sehr stark beeindruckt.
    »Also… Was hältst du von dem Hamburger?« erkundigte sich

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