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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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stand. Er schien Mitleid mit Großvater zu haben, der wie eine leblose Stoffpuppe in seinem Schaukelstuhl saß. Dachte er – wenn überhaupt – an irgend etwas? Hatten Großmutter und Großvater überhaupt je nachgedacht? Hörte das Denken auf, wenn man älter wurde? Wurden alte Ohren taub, damit sie nichts mitbekamen, was sie nur bedrückte?
    »Ich heiß’ Kitty. Ist kein Spitzname. Ich möcht’ nich’ Katherine, Katie oder Kit heißen. Und ihn kannst du Cal nennen, Liebes. Wenn du dann bei uns zu Haus’ bist, kannst du sämtliche Farbfernseher benutzen – alle zehn.« Wieder warf sie Vater einen herausfordernden Blick zu, der ihm zeigen sollte, was sie für einen wohlhabenden Mann geheiratet hatte. Vater schien jedoch nicht sehr beeindruckt.
    Zehn Fernsehgeräte? Verblüfft sah ich sie an. Zehn? Warum so viele, einer genügte doch?
    Kitty lachte gellend. Meine stumme Frage hatte sie nicht bemerkt. »Wußt’ gleich, daß dir das ‘n Schlag versetzt. Cal hier hat nämlich ‘ne eigene Fernsehreparaturwerkstatt, und da gibt’s immer Dumme, die verkaufen ihr Gerät für nichts oder fast nichts, und er repariert sie dann und verkauft sie armen Leuten oder solchen, die sich nicht auskennen. Gibt ‘n sauberen Profit, nicht wahr, Cal?«
    Cal wurde verlegen.
    Wieder lachte Kitty gellend auf.
    »Also, beeil dich und sag allen Adieu, Heaven«, sagte Kitty wie eine Autoritätsperson. Sie warf noch einmal einen herablassenden Blick auf das Mobiliar, um sich zu vergewissern, daß Vater bestimmt nicht ihre Verachtung für sein Heim und seine Unfähigkeit als Geldverdiener übersah. »Sag deinem Vater auf Wiedersehen, und dann fahren wir. Möchte sobald als möglich zu Hause sein.«
    Aber ich stand nur da und würdigte Vater keines Blicks.
    Doch schließlich war es Kitty, die uns daran hinderte, sofort zu gehen. Nicht ich, sondern sie redete mit Vater. »Also, mein Haus ist immer tipptopp sauber, alles steht auf seinem Platz. Nicht wie hier in deiner Bruchbude.«
    Vater lehnte lässig an der Wand, holte eine Zigarette hervor und zündete sie an. Kitty wandte sich zu mir. »Schmutz und Unordnung sind mir ein Greuel, das sag’ ich dir. Dein Vater meint, du kannst kochen. Hoffentlich hat er uns da nicht angelogen.«
    »Ich kann kochen«, sagte ich leise. »Aber ich habe noch nie etwas Schwieriges gemacht.« Meine Stimme versagte beinahe vor Schreck bei der Vorstellung, daß diese Frau vielleicht ausgefallene Gerichte von mir erwartete. Ich konnte doch eigentlich nur würziges Brot mit deftigem Griebenschmalz in der Pfanne zubereiten.
    Vater machte ein eigenartiges Gesicht, es war teils traurig, teils zufrieden, während sein Blick von mir zu Kitty und Cal Dennison hinüberglitt. »Hast ‘ne gute Wahl getroffen«, sagte er feierlich. Dann drehte er sich um – vielleicht um ein Lachen oder ein Weinen zu unterdrücken.
    Bei der Vorstellung, daß er lachen mußte, packte mich unbändige Angst, wie ich sie nie zuvor empfunden hatte. Ich schluchzte auf, und die Tränen kullerten mir die Wangen herab. Aber ich ging wortlos an Vater vorbei. Und er sagte auch nichts.
    An der Tür drehte ich mich um. Etwas Süßes und zugleich Bitteres steckte mir im Hals; es tat weh, die ärmliche Hütte zu verlassen, in der ich, Tom und Fanny unsere ersten Schritte gemacht hatten… an Keith und Unsere-Jane wagte ich nicht einmal zu denken.
    »O Herr, gib mir, daß meine Zeit kommen wird«, flüsterte ich, bevor ich mich endgültig abwandte und die Treppen hinunterging.
    Die späte Wintersonne schien mir heiß auf den Kopf, als ich zu dem hübschen Wagen mit den roten Sitzen ging. Vater schlenderte auf die Terrasse; Schweine wühlten grunzend in der Erde; Hühner flatterten frei umher, ein Hahn jagte gerade einer Henne hinterher, mit der eindeutigen Absicht, sich zu vermehren. Ich war verdutzt. Woher kamen die Tiere? Waren sie überhaupt wirklich da? Oder erträumte ich sie nur in meiner Phantasie? Ich rieb mir die tränenverschmierten Augen. Es war schon so lange her, daß ich Jagdhunde, Katzen, Schweine und Hühner gesehen hatte. Hätte Vater sie alle in seinem Lieferwagen hierher transportiert, in der Absicht, eine Weile zu bleiben und sich um seinen Vater zu kümmern?
    Der Himmel war mit langen dünnen Wolken bedeckt, die sich langsam zu großen dicken Wolken rundeten. Es waren solche Gebilde, die man auf Bildern stets als Symbol für Glück und Zufriedenheit sieht.
    Cal und Kitty stiegen vorne in das Auto und erklärten mir, ich könne den

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