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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Gefühle zu verbergen.«
    »Ach – und wie alt war sie damals?« fragte ich völlig unschuldig.
    Er lachte kurz und hart und ziemlich spröde. »Gleich von Anfang an erklärte sie mir, sie sei zu alt für mich, aber das machte mich nur noch neugieriger. Ich mochte ältere Frauen, sie schienen mir mehr bieten zu können als die albernen, gleichaltrigen Mädchen. Als sie nun gestand, sie sei dreißig, war ich schon ein wenig erstaunt, aber trotzdem wollte ich sie immer wieder sehen. Wir verliebten uns, obwohl sie verheiratet war und ein Kind hatte, deine Mutter. Aber nichts davon konnte sie abhalten, alles Amüsante zu erleben, wofür ihr Mann nie Zeit hatte.«
    Was für eine Übereinstimmung! Tony war also zehn Jahre jünger als Jillian, genau wie Kitty Dennison zehn Jahre jünger als ihr Mann Cal gewesen war.
    »Stell dir vor, wie überrascht ich war, als ich eines schönen Tages herausfand, daß meine Braut vierzig und nicht dreißig war – und da war ich schon sechs Monate mit ihr verheiratet!«
    Er hatte eine zwanzig Jahre ältere Frau geheiratet!
    »Wer hat dir das erzählt? Sie selbst?«
    »Liebes Mädchen, Jill spricht selten über irgendein Alter. Deine Mutter Leigh war es, die mir diese Information ins Gesicht schrie.«
    Der Gedanke, meine Mutter hätte ihre eigene Mutter in so einem wichtigen Punkt verraten, erschreckte mich. »Hatte denn meine Mutter für ihre eigene Mutter nichts übrig?«
    Mit einem breiten Lächeln tätschelte er beruhigend meine Hand, ging mit großen Schritten in eine andere Richtung und winkte mir, ihm zu folgen. »Natürlich hatte Leigh Jillian lieb, sie war nur unglücklich wegen ihres Vaters… und sie haßte mich, weil ich ihm ihre Mutter weggenommen hatte. Trotzdem gewöhnte sie sich wie die meisten jungen Leute bald an dieses Haus, und auch an mich. Sie und Troy wurden sogar ausgezeichnete Freunde.«
    Nur mit halbem Ohr hörte ich zu, während sich ein Teil von mir beim Anblick des gehäuften Luxus in diesem prachtvollen Haus ganz töricht benahm: Bald hatte ich herausgefunden, daß es im Erdgeschoß neun Zimmer gab und zwei Bäder. Die Dienstbotenzimmer lagen hinter der Küche, die einen eigenen Flügel bildete. Die Bibliothek war dunkel und fürstlich eingerichtet, mit Tausenden von ledergebundenen Büchern. Und dann gab es noch Tonys privates Arbeitszimmer, das er mir aber nur kurz zeigte. »Leider bin ich, was mein Arbeitszimmer betrifft, ein ziemlicher Tyrann. Ich kann es nicht ausstehen, wenn irgend jemand sich darin aufhält, außer ich bitte ihn herein. Ich mag es nicht einmal, daß die Mädchen staubwischen – es sei denn, unter meiner Aufsicht. Schau, die meisten Zimmermädchen halten mein wohl geordnetes Durcheinander für einen Saustall, und dann tun sie nichts lieber, als meine Papiere in Ordnung zu bringen und meine Bücher wieder ins Regal zu stellen. Und dann kann ich zuerst einmal nichts mehr finden. Mit der Suche nach etwas Bestimmtem kann man grauenhaft viel Zeit vergeuden.«
    Nicht eine Minute lang konnte ich mir diesen freundlich dreinblickenden Mann als Tyrann vorstellen. Pa war der Tyrann! Pa mit seiner bellenden Stimme, den schweren Fäusten und seinem Jähzorn – und trotzdem brannten mir noch immer unerwünschte Tränen in den Augen, wie ich jetzt an ihn dachte. Vor langer Zeit hatte ich seine Liebe so sehr gebraucht, aber er hatte mir kein bißchen davon gegeben, nur einen kleinen Funken für Tom und Fanny. Und sollte er je Keith oder ›Unsere‹ Jane umarmt haben, hatte ich ihn jedenfalls nicht dabei beobachtet…
    »Heaven, du bist ein erstaunliches Mädchen. Eine Sekunde strahlst du nur so vor Glück und in der nächsten ist alles Glück verschwunden und du hast Tränen in den Augen. Denkst du an deine Mutter? Du mußt akzeptieren, daß sie tot ist, und dich damit trösten, daß sie ein glückliches Leben hatte. Nicht alle von uns können das behaupten.«
    Aber leider nur so kurze Zeit… trotzdem ließ ich mir meine Gedanken nicht anmerken. Bis ich mir einen Freund in diesem Haus erworben hatte, mußte ich mich vorsichtig verhalten. Und wenn ich Tony so ansah, hatte ich den Eindruck, ich würde ihn um seine Hilfe bitten, aber erst dann, wenn ich wüßte, er würde mich genug mögen, um es auch zu tun…
    »Du siehst müde aus. Komm, wir wollen dich in dein Zimmer bringen, damit du dich ein bißchen entspannen und erholen kannst.« Ohne weitere Umstände gingen wir den Weg zurück und waren bald im zweiten Stock. Schwungvoll öffnete er zwei

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