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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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auf einem Zauberteppich und noch mehr sagenhaften Luftschlössern, halb hinter Wolken versteckt. Tony lachte vor sich hin: »Schön, daß dich die Wandmalereien so beeindrucken, sie waren Jillians Idee. Deine Großmutter war einmal eine ganz berühmte Kinderbuch-Illustratorin. Und das war’s auch, wobei ich ihr zum erstenmal begegnet bin. Eines Tages – ich war zwanzig – kam ich vom Tennisspielen nach Hause und wollte nichts lieber als eine Dusche und frische Kleidung, und vor allem, wieder verschwinden, bevor mich Troy sah und dann nicht allein gelassen werden wollte… in dem Moment standen oben auf einer Leiter die wohlgeformtesten Beine, die ich je gesehen hatte. Als dieses zauberhafte Geschöpf herunterkam und ich ihr Gesicht sah, erschien sie unwirklich. Es war Jillian. Sie war zusammen mit einem ihrer Dekorateur-Freunde gekommen, und sie war es auch, die die Wandgemälde vorgeschlagen hatte. ›Pärchen-Inszenierungen für den König der Spielzeugmacher‹, nannte sie es, und ich war sofort Feuer und Flamme für die Idee. Außerdem gab ihr das Gelegenheit, wieder hierher zu kommen.«
    »Warum nannte sie dich König der Spielzeugmacher?« fragte ich sehr erstaunt. Ein Spielzeug war ein Spielzeug, obwohl die Puppe mit dem Porträt meiner Mutter sicher mehr als nur ein Spielzeug gewesen war.
    Offensichtlich hätte ich keine Frage stellen können, die Tony mehr gefreut hätte: »Mein liebes Kind, bist du tatsächlich in dem Glauben gekommen, ich würde ordinäres Plastikspielzeug herstellen? Die Tattertons sind die Könige der Spielzeugmacher, weil unsere Produkte für Sammler gedacht sind, für reiche Leute, die nicht erwachsen werden und ihre Kindheit vergessen können. Leute, die sich* nicht damit abfinden konnten, daß nichts mehr unter ihrem Weihnachtsbaum lag, die nie Spaß an einer Geburtstagsfeier hatten. Du wärest sicher überrascht, wie viele Reiche und Berühmte es gibt, die keine Gelegenheit hatten, so richtig Kind zu sein. Jetzt, in ihren besten Jahren, ja sogar noch im Alter, müssen sie nachholen, wovon sie immer geträumt hatten. Außerdem kreieren wir so komplizierte Spiele, daß die intelligentesten Köpfe stundenlang damit beschäftigt sind. Denn nach einer Weile fangen die Reichen und Berühmten an, sich so zu langweilen, Heaven, so tödlich zu langweilen – und das ist der Moment, in dem sie zu sammeln anfangen, Spielzeug, Gemälde oder Frauen. Letztlich ist sie für alle, die zu viel haben, um noch für sie Reizvolles kaufen zu können, ein Fluch, diese Langeweile… und ich versuche, diese Lücke zu füllen.«
    »Es gibt Leute, die Hunderte von Dollars für ein Spielzeug-Huhn zahlen?« fragte ich tief erstaunt.
    »Es gibt Leute, die zahlen Tausende von Dollars, um zu besitzen, was niemand sonst hat. Deshalb sind auch alle Tatterton Sammelstücke, Unikate, und so viel Detailarbeit hat dann auch ihren Preis.«
    Zu wissen, daß es Leute auf der Welt gab, die so viel Geld zu verschleudern hatten, erschreckte mich, schüchterte mich ein und beeindruckte mich zugleich. Was machte es denn aus, den einzigen Elfenbein-Schwan mit Augen aus Rubin zu besitzen, oder das einzige Paar Hühner aus irgendwelchen Halbedelsteinen? Einige tausend hungrige Kinder in den Willies könnten ein Jahr lang davon gefüttert werden, was ein einziger reicher Krösus für sein einmaliges Spielzeug zahlte!
    Wie kam ich dazu, mich mit einem Mann zu unterhalten, dessen Familie aus Europa emigriert war, die ihre geschickten Hände mitgebracht und begonnen hatten, damit ihr Vermögen zu verzehnfachen? Auf solchem Territorium war ich verloren, deshalb begab ich mich wieder auf vertrauteres Gelände.
    Die Vorstellung, daß Jillian malen konnte, faszinierte mich. »Hat sie diese Wandgemälde denn selbst gemalt?« fragte ich verwundert und tief beeindruckt.
    »Sie hatte die Vorlagen dafür gezeichnet und sie dann ein paar jungen Künstlern zur Ausführung gegeben. Obwohl ich zugeben muß, daß sie jeden Tag kam, um die Fortschritte zu begutachten und ein oder zweimal ertappte ich sie selbst mit dem Pinsel in der Hand.« Seine leise Stimme wurde träumerisch. »Ihre Haare waren lang und reichten bis zur Mitte des Rückens. Einen Moment wirkte sie wie eine Kindfrau und im nächsten dann ganz real. Sie besaß ihre eigene, ganz seltene Art von Schönheit, und natürlich war sie sich dessen bewußt. Jillian weiß sehr wohl, was Schönheit erreichen kann und was nicht, und mit zwanzig war ich noch nicht sehr darin geübt, meine

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