Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen
zu ziehen und die Fabrik zu bauen, Heaven, wirklich!«
»Das hoffe ich, Logan.« Er war so optimistisch. Doch innerlich zitterte ich jedesmal, wenn ich an unser Leben in Farthy dachte. Mich riefen immer noch die Willies. Trotz meiner Herkunft hatte ich das Gefühl, eigentlich hierher zu gehören. Es war falsch, zuzulassen, daß Tony mein Leben änderte. Aber ich wollte mich nicht mit meinen Ängsten aufhalten. Ich wollte das, was einst Tonys war, zu meinem Leben machen. »Wir haben noch viel zu tun. Wie sieht es mit den Bauplänen aus?«
»Tony bringt uns mit einem Architekten in Boston zusammen. Er möchte deine Vorstellungen hören, ebenso wie meine. Er sagt, du und ich wissen am besten, was die Leute in Winnerow mögen und brauchen. Und wenn der Entwurf fertig ist, dann nehmen wir nur Arbeiter und Material hier aus der Gegend.«
»Und die Kunsthandwerker?« fragte ich.
»Ich komme noch oft zurück und suche in den Bergen nach Leuten mit vergessenen Fähigkeiten. Natürlich gibt es in dem Unternehmen auch andere Posten und somit Chancen für viele Leute. Ganz so, wie du es dir vorgestellt hast, Heaven.«
»Ich bin froh darüber, Logan«, sagte ich. Wir fuhren hinauf zu der Hütte. Ich packte die Sachen zusammen, die ich mit nach Farthy nehmen wollte. Logan fuhr zum Haus seiner Eltern und holte seine Sachen. Auf ihren Wunsch hin aßen wir bei ihnen und verbrachten auch die Nacht dort. Am nächsten Morgen brachen wir nach Farthy auf, beide mit dem Gefühl, sehr erfolgreich gewesen zu sein. Nur Fannys liederliches Auftreten warf einen Schatten auf unseren Ausflug. Aber ich hoffte, die Erinnerung daran würde verblassen, so daß ich sie zusammen mit anderen in die Schublade mit den schmerzlichen und unglücklichen Ereignissen stecken konnte. Da soll sie bleiben, dachte ich, und Staub ansetzen.
Tony wartete schon auf uns in Farthy. Er ließ die Bediensteten das Auto ausräumen, und zu dritt gingen wir in sein Büro, um über unsere Ergebnisse und die nächsten Schritte zu sprechen.
»Logan und ich fliegen übermorgen mit dem Architekten nach Winnerow«, sagte er, nachdem er die Einzelheiten gehört hatte. »In einer Woche oder so können wir uns dann die ersten Entwürfe anschauen. Ich kann mir vorstellen, daß schon viele Einheimische von unserem Projekt gehört haben.«
»O ja«, sagte Logan. »In kleinen Städten wie in Winnerow machen Nachrichten schnell die Runde. Meine Eltern haben viel dazu beigetragen.«
»Daraus schließe ich, daß sie sich gefreut haben, daß du ein Mitarbeiter der Tatterton-Spielzeugwerke wirst.«
»Sehr«, sagte Logan. Tony wandte sich zu mir mit einem zufriedenen Ausdruck im Gesicht. Wie sollten Logans Eltern sich nicht freuen! Wo Tony doch Logan schon mit so viel Vertrauen überschüttet hatte.
»Das hast du gut gemacht, Logan. Sehr gut. Ich glaube, du wirst ein prima Mitarbeiter«, sagte Tony. Logan war außer sich vor Freude. Er lehnte sich zurück und hielt auf arrogante Weise den Kopf hoch. »Morgen nehme ich dich mit nach Boston zu meinem Schneider. Wir lassen dir ein paar anständige Anzüge machen. Ein Mann, der Verantwortung trägt, muß auch dementsprechend aussehen.«
»Das ist nett von dir, danke«, sagte Logan und sah mich Zustimmung heischend an. Ich war mir nicht sicher, ob ich Gefallen an dem haben sollte, was Tony da tat. Er machte Logan in gewisser Weise zu seinem Abklatsch. Und Logan, der von Tony, und inzwischen auch von sich selbst, geblendet war, zerfloß wie Wachs in seinen Händen.
»Wie geht es Jillian?« fragte ich mit der Absicht, das Thema zu wechseln.
»Unverändert«, sagte Tony schnell. »Ich schaue mal bei ihr vorbei. Ihr zwei habt sicher noch mehr zu besprechen.«
»Ich gehe nach oben und ruhe mich aus.«
»Geht es dir auch gut, Heaven?« fragte Logan. Er hörte am Tonfall meiner Stimme, daß ich unzufrieden war.
»Ja, Logan. Ich bin nur müde von der Fahrt. Mach dir keine Sorgen!«
Ich ließ ihn bei Tony und ging nach oben, zuerst zu dem Zimmer von Jillian. An diesem Tag war Martha Goodman nicht stark wie ein Fels in der Brandung, so wie sonst. Ich merkte sofort, daß sie besorgt und erregt war.
»Ich bin so froh, daß Sie wieder da sind, Mrs. Stonewall«, sagte sie hastig und fast verschwörerisch.
»Was ist los, Martha?«
Martha schaute hinter sich, ob die Tür zu Jillians Zimmer geschlossen war und sie sicher sein konnte, daß Jillian nicht hörte, was sie mir sagen wollte. »Sie ist in den letzten Tagen sehr verstört, ganz
Weitere Kostenlose Bücher