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Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Titel: Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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nicht? Ich meine, abgesehen davon, daß ich noch hierbleiben muß?«
    »Nein«, sagte ich schnell. »Ich möchte nur nicht enttäuscht werden.«
    »Sicher. Das verstehe ich«, sagte er. »Mom und Dad lassen dich grüßen.«
    »Grüß sie auch von mir. Hast du Fanny gesehen?«
    »Fanny? Nein. Sie ist… Ich glaube, sie ist diese Woche mit Randall Wilcox weggefahren.«
    »Ist sie noch mit ihm zusammen?«
    »Ja, mit Unterbrechungen«, sagte er schnell. »Ich rufe dich heute abend an«, sagte er. »Bitte vergiß nicht, wie sehr ich dich liebe.«
    »Ja«, versprach ich. Nachdem wir das Gespräch beendet hatten, saß ich noch eine Weile dort und starrte auf das Klavier. Von Liebe und Verwirrung gleichermaßen verstört, stand ich auf und ging hinauf in mein Zimmer. Ich muß dann unmittelbar danach fest eingeschlafen sein, denn als ich wieder aufwachte, war es fast dunkel, und es klopfte leise an meiner Tür. Es war Tony.
    »Die Diener haben mir gesagt, daß du den ganzen Tag in deinem Zimmer warst. Du bist nicht einmal zum Lunch herausgekommen. Stimmt etwas nicht?« fragte er und sah mich aufmerksam an.
    Ich schaute weg, weil ich befürchtete, daß Tony mit seinen durchdringenden Augen tief in mein Herz blicken und dort Troys Bild entdecken würde. Würde ich fähig sein, mein Versprechen gegenüber Troy zu halten, nämlich daß Tony nicht erfahren durfte, daß ich Troy gesehen hatte? Wie konnte ich mich gegenüber Tony unverändert benehmen, wo ich doch wußte, daß er Troy am Leben wußte und ihn von mir ferngehalten hatte? Ich war ihm böse, daß er mir nicht die Wahrheit gesagt hatte, und dennoch sah ich ein, daß er nur versucht hatte, mich zu beschützen.
    »Nur eine Sommererkältung«, sagte ich. »Ich habe ein paar Aspirin genommen und bin eingeschlafen.«
    »Du mußt dich gestern abend nach dem Theater verkühlt haben. Geht es dir besser?«
    »Ein bißchen.«
    »Ist es hier drinnen warm genug?« Er sah sich im Zimmer um.
    »O ja.«
    »Gut«, sagte er. Er stand unschlüssig im Türrahmen, denn ich hatte ihn nicht hereingebeten. Ich aber hatte nur im Sinn, die Tür zu schließen und ins Bett zurückzugehen. »Ich nehme an, daß du mit Logan gesprochen hast.«
    »Ja. Es scheint alles gut zu laufen.«
    »Es gibt da ein paar Unklarheiten. Wahrscheinlich fliege ich morgen für einen Tag hin. Willst du mitkommen?«
    »Nein, ich glaube nicht. Wenn das Wetter schön ist, lege ich mich lieber hier in die Sonne.«
    »Okay. Sehe ich dich beim Dinner?«
    »Wenn es dir recht ist«, sagte ich, »dann laß doch etwas für mich heraufschicken. Heute abend würde ich lieber im Zimmer essen. Ich fühle mich immer noch nicht völlig wiederhergestellt.«
    Er hob eine Augenbraue und sah mich noch aufmerksamer als zuvor an. Jetzt wird er gleich darauf kommen, was ich entdeckt habe, dachte ich. Ich besaß nicht sein undurchdringliches Gesicht. Ich war mehr wie Jillian. Meine Gefühle lagen für gewöhnlich offen, spielten sich um die Augen und Lippen ab und verrieten jederzeit jede Regung in meinem Herzen.
    »Vielleicht sollte ich Doktor Mallen rufen lassen«, schlug er vor.
    »Nein, nein.«
    »Aber – «
    »Ich verspreche dir, wenn es mir morgen früh nicht besser geht, dann konsultiere ich ihn«, sagte ich schnell.
    »Also gut. Ich sag’ Curtis, daß er dir hier servieren soll. Das wird ein einsames Essen für mich werden«, sagte er lächelnd. »Kannst du dir vorstellen, wie man sich fühlt, wenn man in diesem großen Raum ißt und Curtis hinter einem steht und darauf wartet, daß man einen Löffel fallen läßt?«
    Ich lachte. Wie gut ich mir das vorstellen konnte!
    »So ist es schon besser«, sagte er. »Ich sehe nachher noch einmal nach dir«, versprach er und ging.
    O Tony, dachte ich, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, ich weiß nicht, ob ich dich bemitleiden oder hassen soll. Ich fühlte mich wie jemand, der auf einem Karussell sitzt und im Kreis fährt, während die Pferde sich ständig nach unten und wieder nach oben bewegen, immer im Kreis herum, wo nichts unbeweglich ist, nirgends ein Punkt, an dem man sich orientieren kann, der einem zeigt, wo man wieder festen Grund unter die Füße bekommen kann. All meine Empfindungen wurden, wie diese Karussellpferdchen, in zwei Richtungen hin- und hergezerrt, hinauf, hinunter, im Kreis herum, bis mir ganz schwindlig wurde.
    Ich wollte allein sein und versuchen, mir Klarheit zu verschaffen, und doch hatte ich Angst vor dem Alleinsein. Als ich so in der Stille meines

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