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Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Titel: Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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wahrhafte Liebe.
    »O Heaven«, sagte Troy, als ob er meine Gedanken lesen und verstehen könnte. »Warum macht unser Glück so viele anderen Menschen unglücklich?«
    »Ich weiß es nicht. Es kommt mir vor, als ob das Schicksal mit unseren Herzen und unseren Leben sein Spiel treibt.« Ich erhob mich schnell und ging hinüber zum Fenster, von dem aus man das Labyrinth sehen konnte. Mein Herz wurde von der Liebe zu zwei Männern gepeinigt. Eine geraume Zeit lang waren wir beide stumm. »Logan ist so glücklich über sein neues Leben«, sagte ich. »Er ist nach Winnerow gefahren, um den Bau der neuen Fabrik zu überwachen.«
    »Tony hat mir alles darüber erzählt. Das scheint ein phantastisches Vorhaben zu sein. Ich habe sogar schon daran gedacht, ein oder zwei neue Spielzeuge dazu beizusteuern.«
    »Im Ernst?« Ich drehte mich zu ihm um. Mein Herz bebte. Mühsam hielt ich die Tränen zurück und schluckte, um das Weinen zu unterdrücken. »Logan betet mich an«, sagte ich. »Er erspürt jede Stimmung und jedes Gefühl bei mir. Als ich Liebe und Trost am meisten brauchte, war er für mich da. Er ist immer für mich dagewesen.«
    »Ich weiß«, sagte Troy. »Heaven, du mußt mir glauben, daß ich dir nicht noch mehr Schmerz und Qual zufügen wollte. Wenn ich nicht so schwach gewesen wäre, wäre ich gegangen, bevor du mich entdeckt hast. Ich hätte mich an Tonys Plan halten sollen. Wie immer weiß er es am besten. Und jetzt habe ich damit nur erreicht, daß deine Gefühle völlig durcheinandergekommen sind. Anscheinend muß ich immer wieder diejenigen verletzen, die ich am meisten liebe.«
    »O nein, Troy. Das darfst du nicht denken«, sagte ich und ging zu ihm. »Ich empfinde keinen Schmerz, und ich werde auch keinen Schmerz empfinden. Das verspreche ich dir.«
    Er nickte, obwohl wir beide wußten, daß ich nicht die Wahrheit sagte. Warum erforderte es das Leben, daß wir uns so oft belügen mußten? fragte ich mich. War es nicht die pure Ironie, daß wir uns selbst täuschen mußten, daß wir einer Illusion nachhängen mußten, um glücklich zu sein?
    »Ich gehe ohnehin bald von hier fort.«
    »Wann?«
    Er stand auf und ging langsam auf die Eingangstür zu. »Das sage ich dir nicht, genausowenig sage ich dir, wohin ich gehe. Zwinge mich auch nicht dazu«, sagte er und lächelte ein wenig. »Laß uns dieses Treffen als ein Zwischenspiel, als ein Geschenk der Götter ansehen; dies sollen die wenigen Augenblicke gewesen sein, in denen wir den Tod an der Nase herumgeführt haben. Belassen wir es dabei. Erzähle Tony nichts von deiner Entdeckung. Er braucht nicht zu erfahren, daß ich mein Versprechen gebrochen habe.«
    »Natürlich erzähle ich ihm nichts davon. Aber, Troy, erwartest du wirklich von mir, daß ich jetzt einfach zur Tür hinausgehe und dich vergesse?«
    »Nein, ich erwarte nicht von dir, daß du mich vergißt, aber es ist das beste, wenn du so an mich denkst, als ob ich… gestorben sei. Seltsam«, sagte er, und sein Lächeln wurde breiter, »mein dreißigster Geburtstag liegt hinter mir, und ich bin immer noch da. Wahrscheinlich hattest du mit deinem Optimismus immer recht.«
    Wir schauten einander unverwandt an.
    »Troy…«
    »Wenn ich dich jetzt küsse, dann lasse ich dich niemals fort, und wir rufen noch mehr Trauer und Tragödien hervor. Denn du würdest ein Leben und eine Ehe verlieren, und beides scheint sich doch so gut zu entwickeln. Und ersetzen würdest du beides durch eine geheime, sündige Liebe, die nur zur Erfüllung unserer eigenen, selbstsüchtigen Wünsche dient. Das weißt du genauso gut wie ich«, sagte er. Ich nickte und senkte den Kopf. Er streckte die Hand aus und hob mein Kinn hoch. »Lächle, damit ich mich so an dich erinnern kann«, sagte er.
    Ich lächelte durch Tränen und Schmerz, wie die Sonne im Regen. Er öffnete die Eingangstür der Hütte, und ich ging hinaus. Einen Moment noch blieb er stehen und sah mir nach, dann schloß er die Tür. Die Mauern, die mein Herz bis jetzt geschützt hatten, brachen nun ein, und meine Tränen flossen ungehindert. Ich ballte die Hände und wandte mich um, um den Gehweg zum Labyrinth hinunterzulaufen. Dann flog ich durch das Labyrinth und seine Gänge wie ein wildes und vor Angst halb wahnsinniges Tier, wie Abdulla Bar, als er mit roten und wild aufgerissenen Augen aufs Meer zugaloppierte. Meine Schreie drangen wie lange, spitze Stilette durch die Stille. Ich hörte nicht auf zu laufen, bis ich direkt vor Farthy aus dem Labyrinth

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