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Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Titel: Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Jillian an diesem Tag in London sein würden. Niemand würde Zeuge meines Erfolgs sein, eines Erfolgs, der damals, als ich noch in den Willies lebte, unvorstellbar schien.
    Einzeln kamen die Schüler der Abschlußklasse herein und nahmen ihre Sitze ein. Ich ging als achte, und zunächst erblickte ich nur eine Menge mir unbekannter Gesichter. Dann sah ich Troy inmitten der anderen sitzen, der mich voller Stolz und Freude beobachtete. Ich empfand darüber so viel Glück wie selten zuvor, denn Troy war gekommen und hatte eine Anzahl von Angestellten der Tatterton-Spielzeugwerke und deren Angehörige gebeten, als meine Familie dort zu erscheinen.
    »Hast du wirklich angenommen, daß ich nicht kommen würde?« hatte er mich geneckt, als wir in jener Nacht nach der Tanzveranstaltung in der Schule nach Hause fuhren. »Bis jetzt ist mir noch kein Mädchen begegnet, das so dringend wie du einer Familie bedurft hätte. Also wollte ich dich mit einer riesigen ausstatten.«
    Wie hatte ich ihn damals drücken und küssen wollen. Ich glaube, zu diesem Zeitpunkt wurde mir das erste Mal bewußt, daß ich mich in ihn verliebt hatte, daß ich mich in einem Meer von Zuneigung verlor, das aus liebevollen Worten, Sätzen und Berührungen, aus sanften, mitfühlenden Augen und hoffnungsfreudigen Versprechen bestand.
    Ich erinnerte mich daran, wie wir im Garten spazierengegangen waren und uns unterhalten hatten, bis es zu regnen anfing, und wie er dann vor mir in jener Nacht die Flucht ergriffen hatte. Als ich ihn fragte, warum er mich so früh verlasse, sagte er mir, daß es wegen meiner Jugend, Kraft und all der Träume sei, die er nicht mit mir teilen könne.
    Wie prophetisch sind seine Worte gewesen.
    O Troy! Ich vergrub den Kopf im Kissen und erstickte mein Schluchzen. Kann ich es zulassen, daß du ein zweites Mal für mich gestorben bist?

 
    8. KAPITEL
     
    Verbotene Leidenschaft
     
     
     
    Es war schon später als zwei Uhr nachts. Wie in einem Traum befangen hatte ich stundenlang im Halbschlaf gelegen, mich hin- und hergewälzt und leise vor mich hingeweint. Schließlich verfiel ich in einen unruhigen Schlaf, in dem ich das friedvolle Vergessen, nach dem ich mich verzweifelt gesehnt hatte, nicht fand. Ich hatte einen Traum, in dem ich am Rand einer steilen Klippe hoffnungslos über der Dunkelheit hing. Der scharfe Felsvorsprung, an den ich mich festklammerte, schnitt so schmerzhaft in meine Finger, daß ich schließlich loslassen mußte. Ich fühlte, wie ich unendlich lange fiel, und wachte mit einem Ruck auf.
    Schnell setzte ich mich im Bett auf. Die Vorstellung, an dieser Klippe zu hängen, war so lebhaft für mich gewesen, daß ich tatsächlich Schmerzen in den Fingern verspürte. Ich öffnete und ballte wiederholt die Hände. Dabei sah ich mich im Zimmer um. Der Mond schien dünn und weißlich durch die Vorhänge. Mir war, als ob ich alles nur durch einen Schleier wahrnehmen könnte.
    Plötzlich durchdrangen silberne, leise Töne, die vom Klavier im unteren Stockwerk herrührten, die Stille um mich her. War meine Einbildung mittlerweile so lebhaft, oder befand sich Troy auf einem seiner nächtlichen, geisterhaften Gänge in die Vergangenheit? Trauerte er auf diese Weise um unsere verlorene Liebe, indem er durch Musik weinte, oder rief er mich? Und wenn er mich rief, warum verfolgte er mich mit Versprechen, die er nicht einlösen konnte?
    Ich stand auf, zog meine Samtpantoffeln an und ging zur Tür. Mir zitterten die Hände, als ich die kupferne Klinke herunterdrückte. Im Flur war alles ruhig und dunkel. Mit der Klaviermusik hatte meine Einbildung mir einen Streich gespielt, denn niemand anders war dadurch geweckt worden. Und dennoch schloß ich die Tür nicht und ging auch nicht zurück ins Bett. Wie ein Schlafwandler tat ich einen Fuß vor den anderen. Mit einem Gefühl, als schwebte ich über den Teppich, ging ich den schwach erleuchteten Flur hinunter.
    Einen Moment lang hielt ich oben an der Treppe an und sah auf die leeren Räume unten hinab. Dieses große Haus schien den Atem anzuhalten. Ich ging eine Stufe hinunter, dann die zweite. Immer noch hatte ich das Gefühl, eigentlich nicht wach zu sein, sondern mich noch in einem Teil meines Alptraums zu befinden, der mich nicht aus seinen Klauen lassen wollte. An der Tür zum Wohnzimmer machte ich halt und schaute hinein, zum Klavier hinüber. Niemand war da. Der Deckel der Tastatur war geschlossen. Alles war still, alles ruhig, und dennoch fühlte ich meine Wangen

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