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Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Titel: Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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noch etwas hinzuzufügen.
    »Schwanger? Aber – «
    »Ich will das nicht am Telefon besprechen«, sagte ich.
    »Gut«, sagte er und seufzte. »Ich komme sofort.«
    Das war so gut wie ein Eingeständnis. Ich legte den Hörer so vorsichtig auf, als wäre er ein zartes Küken, drehte mich um und schaute mich in der Spiegelwand an. Mein Hals und meine Brust waren mit roten Flecken bedeckt, verursacht durch den überreizten Zustand meiner Nerven. Mein Gesicht war so aufgequollen, als hätte ich schlimmes Fieber. Meine Augen waren blutunterlaufen, und meine Haare, immer noch naß vom Duschen, hingen formlos an meinem Kopf herunter. Ich sah aus wie Jillian in den Momenten ihres Wahnsinns.
    Während ich so dasaß und das ungewohnte Bild von mir betrachtete, sprangen meine Gefühle von Ärger über Wut zu Selbstmitleid. Mein Gatte hatte mit meiner Schwester geschlafen! Fanny hatte eine wohltuende Rache gefunden, eine Befriedigung ihres brennenden Neides. Ich war verletzt, tödlich verletzt. Wieviel kann eine Liebe ertragen? Wieviel? Die Leute, die Farthy besuchten, würden nach einem Blick auf mein Gesicht wissen, daß ich eine Frau war, die von ihrem Mann betrogen wurde. Unvorstellbar, was diese Information in den Händen von jemandem wie Amy Luckett bedeuten würde! Ich konnte mir die boshaften, arroganten Mädchen von Winterhaven im Kreis um mich herum vorstellen, wie sie sangen: »Heaven wurde betrogen! Heaven wurde betrogen!«
    Dann jedoch, genauso schnell, wie es entstanden war, rutschte die künstliche Schicht von Selbstmitleid von meinem Antlitz und wurde ersetzt durch die tiefere, finstere Schicht von Schuld. Troy! Mein geliebter, schöner, leidenschaftlicher Troy! Ich hatte Logan mit Troy betrogen. Aber das war nicht dasselbe. Nein, ganz und gar nicht. Denn ich liebte ihn, liebte ihn von ganzem Herzen, obwohl er eher ein Phantom war als ein Mensch aus Fleisch und Blut. Wie konnte ich ihm widerstehen, wie? Und es war nicht falsch, war nicht dasselbe. Es geschah nicht, weil das Abbild meiner Liebe für einen flüchtigen, kostbaren Augenblick zurückgekommen war. Diese Liebe war das Blut meines Lebens. Ihm zu widerstehen hätte bedeutet, zu leugnen, wer ich bin. Den Teil von mir zu verleugnen, der am edelsten und vornehmsten war. Das machte es anders als das, was Logan getan hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß Logan tiefe Gefühle für Fanny hegte. Es war Lust, reine Lust, die ihn zu ihr getrieben hatte, und es waren Rache und Haß, keine Liebe, die sie zu ihm getrieben hatten. Sie war sein Lustobjekt, eine sexuelle Ablenkung. In diesem Augenblick haßte ich sie dafür, daß sie mein Leben in Geschmacklosigkeiten herabgezogen hatte, daß sie das, was rein gewesen war, in etwas Schmutziges und Niedriges verwandelt hatte. Mein Haß gab mir die Kraft, dem Konflikt zu begegnen.
    Nein, entschloß ich mich, ich wollte meine Liebe zu Troy nicht mit Logans lüsternem Akt vergleichen. Logan war ein Mann aus Fleisch und Blut, Troy war ein Mann des Geistes und der Träume. Fanny hatte recht – sie wußte mehr über Männer als ich. Doch ich wußte mehr darüber, wie man überlebt.
     
     
    Zu Tony sagte ich beim Essen nichts von alledem. Ich überließ es Logan, eine Erklärung für seine plötzliche Rückkehr nach Farthy zu finden. Mir war es lieber, wenn Tony überhaupt nichts erfahren würde. Während ich versuchte, beim Essen an diesem Abend gefaßt und heiter zu wirken, merkte man deutlich, daß Tony wieder lebendiger wurde. Er hatte einen seiner hellen Sommeranzüge angezogen und sich gekämmt, aber er sprach wenig und schaute mich nur von Zeit zu Zeit über den Tisch hinweg an. Dabei nahmen seine Augen einen verschwommenen, weggetretenen Ausdruck an, wie bei jemandem, dessen Augen sich nach innen gewandt hatten und der nur noch Erinnerungsbilder aus der Vergangenheit betrachtete. Zwischen den Gängen stützte er sein Kinn auf seine elegante Hand mit den manikürten Fingernägeln und schwieg. Irgendwann löste er seine Finger und trommelte nervös auf dem Spitzentischtuch und auf meinen Nerven herum.
    So wenig ich auch aß, ich tat es nur, um keine Aufmerksamkeit auf meinen Zustand zu lenken. Zu unserem längsten Gespräch kam es, als ich Tony vorschlug, ein bißchen zu verreisen.
    »Ein Tapetenwechsel wird dir gut tun«, beharrte ich.
    »Würdest du mitfahren?« fragte er.
    »Nein, das kann ich nicht«, sagte ich. »Nicht, solange Logan derartig eingespannt ist mit der neuen Fabrik in Winnerow. Ich muß öfter

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