Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen
nützlich, daß er heimgekommen war. Er begleitete Tony in dessen Büro und konnte einige von den Aufgaben übernehmen, die Tony jetzt nicht schaffen konnte oder wollte.
In der verbleibenden Woche brachte Logan mir jeden Abend ein Geschenk. Ich wußte, er versuchte, wieder einen Zugang zu meinem Herzen zu finden. Er brachte mir Blumen, Kleider, Naschereien und Schmuck. Ansonsten setzte er mich nicht unter Druck, ihm zu vergeben. Er gab mir seine Geschenke und wartete voller Hoffnung auf ein Zeichen oder ein warmes Wort.
Eines Abends, nachdem er den Tag mit Tony verbracht hatte, fand er mich weinend in unserem Zimmer vor. Ich ließ es zu, daß er mich umarmte, mich küßte und mir über den Kopf strich. Ich lauschte seinem Betteln und seinen Liebesworten. Ich ließ es zu, daß er mir Versprechungen machte und mich um Verzeihung und um Liebe bat. Dann küßte er mich heftig.
Ich hatte schon Angst bekommen, daß wir uns nie wieder lieben würden oder daß es, wenn es dazu käme, so mechanisch und unpersönlich wäre, daß es keine Lust mehr bedeuten würde. Jetzt waren mein Hunger nach Liebe und das Bedürfnis, alle Sorgen von mir zu werfen, größer, als ich wahrgenommen hatte, und Logans Sehnsucht nach Vergebung war überwältigend. Wir liebten uns leidenschaftlich. Ehe es vorbei war, hielten wir uns im Arm und weinten beide.
»O Heaven«, sagte er. »Es tut mir so leid, daß ich dich verletzt und dir Schmerzen bereitet habe. Lieber würde ich durch Feuerwände laufen, als dir das noch einmal anzutun.«
»Küß mich und liebe mich und lösche mich niemals aus deinem Gedächtnis«, flüsterte ich atemlos.
»Niemals! Ich mache mich zu einem Teil von dir. Wenn du krank bist, werde auch ich krank sein, wenn du müde bist, werde auch ich müde sein. Wenn du lachst, werde ich lachen. Wir werden wie siamesische Zwillinge sein, zusammengeschweißt von einer Liebe, die so stark ist, daß selbst Amor erstaunt wäre. Das schwöre ich dir«, sagte er. Er küßte mich so oft, daß mein Körper anfing zu vibrieren. Er gab mir wieder das Gefühl, eine Prinzessin zu sein, die das Glück des Lebens über ihn ergoß.
In dieser Nacht schliefen wir tiefer, als wir beide es den Rest der Woche getan hatten. Als wir am Morgen zum Frühstück gingen, war es, als wäre der Schleier der Trauer, der über dem Haus lag, gelüftet worden. Selbst Tony wirkte frisch und froh, den Tag beginnen zu können. Er und Logan sprachen über Winnerow. Die alte Kraft und Erregung kehrte zurück. Wir beschlossen, nach Winnerow zu fahren und uns die Fabrik anzuschauen. Und wenn wir dort waren, wollte ich meiner Schwester Fanny einen Besuch abstatten.
Als ich ihn und Tony bei der Fabrik allein ließ, wußte Logan, was ich vorhatte. Fanny besaß ein Haus im modernen Stil, das auf einem Berg gebaut war, der dem Berg, auf dem die Blockhütte stand, direkt gegenüberlag. Sie hatte es mit dem Geld von Mallory gebaut, jenem ältlichen Mann, den sie geheiratet hatte und von dem sie dann geschieden worden war. Die ganze Zeit über hatte er ihr Alimente gezahlt. Ihre beiden großen Hunde kamen bellend auf mein Auto zugelaufen, als ich vorfuhr. Sie mußte aus dem Haus kommen und die beiden einsperren, ehe ich aus dem Auto steigen konnte. Sie fand das sehr lustig.
»Es sind gute Wachhunde«, sagte sie. »Man weiß nie, wer hier heraufkommt. Verstehst du, was ich meine, Heaven?«
»Halte sie jedenfalls von mir fern«, sagte ich finster. Sie sahen hager und vernachlässigt aus. Sie sagte, daß sie sie lediglich zu ihrem Schutz hielt. Aber selbst Wachhunde brauchten ein bißchen Liebe und Zuwendung.
»Ist das eine nette Überraschung!« sagte sie, als ich endlich aus dem Auto stieg.
»Es ist keine Überraschung, Fanny. Nicht für dich.«
Sie warf den Kopf zurück und lachte.
»Es sollte nicht so viele böse Gefühle geben zwischen dir und mir. Schwestern sollten doch zusammenhalten, oder?«
»Ja, das sollten sie. Außerdem sollten sich Schwestern nicht den Ehemann stehlen.«
Das brachte sie wieder zum Lachen.
»Willst du hereinkommen oder ist mein Heim nicht gut genug für eine wie dich?«
Ohne zu antworten, betrat ich ihr Haus. Sie hatte nicht viel daran verändert, seit ich zuletzt bei ihr gewesen war. Ihre Augen verfolgten mich, als ich mich umschaute.
»Nicht besonders vornehm, aber gemütlich«, sagte sie. »Vielleicht kann ich mir in Zukunft einige feine, teure Dinge leisten.«
»Was ist mit deinen Alimenten?«
»Hast du es nicht gehört? Der alte
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