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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Das anhaltende Schweigen bedrückte mich. Ich war ans Bett gefesselt, immer abhängig von anderen… das machte mich wütend. Ich mußte irgend etwas tun, sonst würde dieses Gefühl von Enttäuschung und Ärger mich noch wahnsinnig machen. Entschlossen lehnte ich mich so weit aus meinem Bett hinaus, daß ich nach der Armstütze meines Rollstuhls greifen konnte. Ich würde es ihnen zeigen! Warum stand der Rollstuhl überhaupt so weit weg, fragte ich mich. Es war fast so, als wollte mich Mrs. Broadfield in meinem Bett gefangenhalten.
    Mühsam zog ich den Stuhl zu mir heran und klappte die rechte Armstütze hoch. Ich hatte das, was ich jetzt vorhatte, noch nie zuvor getan, aber ich war sicher, daß ich dazu in der Lage sein würde. Nachdem ich an den Bettrand gerutscht war, zog ich meine Beine nach. Sie waren schwer wie zwei Bleigewichte.
    Ich sicherte die Räder des Stuhles, damit er nicht wegrollen konnte, atmete tief durch und stemmte mich aus dem Bett.
    Zunächst lag die linke Seite meines Körpers auf dem Stuhl; dann drehte ich mich so, daß mein Rücken die Lehne berührte. Schließlich stützte ich mich auf die Armlehne auf und zog den völlig passiven unteren Teil meines Körpers langsam hoch, bis ich richtig auf dem Stuhl saß. Der Erfolg gab mir neuen Auftrieb, und ich stellte fest, daß ich meine Beine anheben konnte, wenn ich mit beiden Händen ein Knie hochzog. Ich beförderte meine Füße, die hilflos herumbaumelten, mit einem Schwung auf die Fußstütze. Dann lehnte ich mich vollkommen erschöpft zurück. Aber ich hatte es geschafft! Ich war gar nicht so hilflos, wie sie mich alle immer glauben machten! Ich schloß meine Augen und wartete, bis sich mein pochendes Herz wieder beruhigt hatte.
    Erneut lauschte ich auf Geräusche von draußen, doch es war vollkommen still. Ich atmete tief durch und löste die Sicherungen der Räder, so daß ich sie anschieben konnte. Als ich an der Tür angelangt war, machte ich eine Pause und sah mich in meinem Wohnzimmer um. Keine Spur von Mrs. Broadfield! Keine aufgeblätterten Zeitschriften oder Bücher, nichts.
    Ich rollte mich durch das Wohnzimmer in den Korridor. Die Luft war kühler hier draußen; es dämmerte bereits, und die Schatten waren lang und dunkel. Ich fuhr nach links auf die Treppe zu, wo ich eigentlich anhalten und hinunterrufen wollte. Doch dann bekam ich Lust, auf Entdeckungsreise zu gehen, meine neu gefundene Mobilität zu nutzen. Wo war Tonys Schlafzimmer? War es nicht irgendwo in dieser Richtung? Vielleicht war er ja gerade dort und ruhte sich ebenfalls aus! Dieser Gedanke half mir, innerlich ruhiger zu werden, und ich bewegte meinen Rollstuhl weiter. Immer wieder hielt ich an und lauschte, doch nach wie vor war nichts zu hören.
    Schließlich kam ich zu einer Doppeltür, die offenstand. Ich stellte fest, daß der Raum, zu dem sie führte, ganz ähnlich eingerichtet war wie mein Wohnzimmer. Eine der Lampen brannte, aber als ich meinem Herzen einen Stoß gab und hineinfuhr, konnte ich niemanden entdecken.
    »Tony? Ist hier jemand?«
    Wessen Zimmer ist das, fragte ich mich. Es schien nicht das von Tony zu sein. Es paßte eher zu einer Frau. Dann nahm ich einen starken Jasmingeruch wahr. Meine Neugier war nun viel größer als meine Zurückhaltung. Wie von einem Magneten angezogen, fuhr ich zur nächsten Tür, die zu einem Schlafzimmer führte.
    Ich bewegte meinen Rollstuhl hinein und blieb stehen. Auf dem Hocker vor dem Toilettentisch aus weißem Marmor lag eine bodenlange elfenbeinfarbene Decke, die mit rosa Spitze besetzt war. Auf dem Tisch selbst standen zahllose Puderdosen, Cremetiegelchen, Fläschchen mit Lotionen und Parfümflakons. Was jedoch meine Aufmerksamkeit am meisten erregte, war die helle, ovale Stelle an der Wand. Der Spiegel, der einst über diesem Kosmetiktischchen gehangen hatte, war entfernt worden. Warum?
    Ich blickte nach links und sah, daß auch die Spiegel an der anderen Wand und an den Schränken entfernt worden waren. Von beiden war nur noch der Rahmen da. Meine Neugier wuchs. Ich bewegte meinen Rollstuhl noch ein Stück vorwärts und sah die roten Satinschuhe neben dem riesigen Himmelbett, das aussah wie ein Duplikat meines eigenen. Irgend jemand hatte ein kirschrotes, festliches Kleid mit Krinoline, Puffärmeln und gerüschtem Kragen darauf ausgebreitet. Die Tagesdecke des Bettes war zurückgeschlagen, so als hätte gerade noch jemand darin gelegen.
    Die Schubladen der Kommode zu meiner Rechten standen offen. Es sah aus, als

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