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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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meiner Seite hätte ich keine Angst und würde alles tun, um meine volle Gesundheit wiederzuerlangen.
    Der Stuhl bewegte sich ruckartig nach vorne und begann mit einem leisen Summen die Treppe hinunterzugleiten. Die drei Männer gingen neben mir, während ich hinunterschwebte.
    »Ist das nicht großartig?« fragte Tony. Ich öffnete meine Augen und nickte. Der Stuhl schwankte leicht, aber ich fühlte mich sehr sicher. Außerdem war es ein angenehmes Gefühl, die Treppe hinunterzugelangen, ohne jemandem zur Last zu fallen.
    »Woher weiß er, wann er anhalten muß?«
    »Oh, er wurde so eingestellt, Miß«, sagte der Mann, und tatsächlich kam der Stuhl am Ende der Treppe langsam zum Stillstand. Parson hatte meinen Rollstuhl mitgebracht und stellte ihn neben dem Treppenfahrstuhl auf.
    In diesem Augenblick erschien plötzlich Drake in der Tür zur Eingangshalle, von der aus er die ganze Zeit zugesehen hatte. Er jubelte und klatschte.
    »Es lebe das Raumschiff Annie!«
    »Drake Ormand Casteel, wie konntest du dich hier unten verstecken, anstatt bei mir zu sein, falls ich Hilfe bräuchte?« rief ich vorwurfsvoll.
    »Das war genau richtig«, erklärte Drake. »Tony wollte, daß du es ohne Hilfe schaffst!«
    »Ihr seid zwei richtige Verschwörer«, schimpfte ich, doch in Wirklichkeit war ich stolz auf mich und glücklich, daß Tony mich fast alles hatte allein machen lassen. Ich sah zu Drake hinüber. »Aber wo ist Luke? Hat er sich auch versteckt?«
    Drakes Gesicht nahm einen ungehaltenen Ausdruck an. Er blickte zu Tony, dessen Gesicht so undurchdringlich wie Granit da war. Das eisige Blau seiner Augen ließ mich schaudern.
    »Er ist auf irgendeinem Orientierungspicknick für Erstsemester.«
    »Picknick?« Ich drehte mich um und sah Tony an. »Aber Tony, ich dachte du hättest ihm eine Nachricht hinterlassen wegen der Trauerfeier!«
    »Das habe ich auch. Ich habe es ihm über den Kommilitonen ausrichten lassen, der ans Telefon gegangen ist, wer auch immer das gewesen sein mag. Das heißt, meine Sekretärin hat es getan. Sie sagte, es sei ein ganz schöner Lärm im Hintergrund gewesen, ganz so, als hätten sie dort eine riesige Party gefeiert.«
    »Hast du ihn gestern nicht angerufen, Drake? Nachdem du von hier weggegangen bist?« Plötzlich schien eine eiskalte Hand mein Herz zu umschließen. Warum nur war Luke nicht hier? Wieso hatte er nicht geantwortet?
    »Ich habe heute früh angerufen, aber da waren sie schon weg.«
    »Ich verstehe das nicht.«
    »Anscheinend ist da irgendetwas schiefgelaufen«, sagte Drake. »Wahrscheinlich hat er die Nachricht doch nicht erhalten und ist abgefahren, ohne von der Trauerfeier zu erfahren.«
    »Wie konnte das passieren? Ganz gleichgültig, wer die Nachricht entgegengenommen hat, er mußte doch wissen, daß es sich um eine ernste und wichtige Angelegenheit handelt. Niemand kann so nachlässig sein, so etwas einfach zu vergessen! So gefühllos kann doch niemand sein.«
    »Jedenfalls ist er nicht hier«, sagte Drake mit sanfter Stimme.
    »Aber er hätte bestimmt dabeisein wollen!« rief ich. »Es ist… Es ist schließlich auch die Trauerfeier für seinen Vater!« Ich war kurz davor, die Fassung zu verlieren. So viel war gleichzeitig über mich hereingestürzt – der Unfall, der Tod meiner Eltern, meine Verletzungen, Lukes Abwesenheit. Ich verspürte einen großen Drang, einfach loszuschreien. »Ich verstehe das nicht«, wiederholte ich mit schriller Stimme.
    Tony und Drake sahen aus, als hätte ihnen jemand eine Ohrfeige versetzt. Der Ausdruck auf ihren Gesichtern zwang mich, ruhiger zu werden. Wenn ich jetzt hysterisch wurde, erreichte ich nur, daß die Trauerfeier verschoben würde. Dazu aber war sie zu wichtig für mich. Parson und der für den Fahrstuhl zuständige Techniker verabschiedeten sich hastig.
    Ich richtete mich in meinem Rollstuhl auf. »Es ist in Ordnung.« Mit dem Handrücken wischte ich mir über die Augen. »Alles in Ordnung«, log ich. »Dann wird Luke eben ein andermal kommen.«
    »Drake, warum schiebst du Annie nicht zum Eingang und wartest dort, während ich Miles Bescheid gebe, daß er mit der Limousine vorfahren soll?« Tony tätschelte meine Hand und ging eilig davon.
    Drake schob meinen Rollstuhl zur Vordertür. Als er sie öffnete, tauchte plötzlich Mrs. Broadfield neben mir auf, so leise und schnell wie ein Geist.
    Drake schob mich hinaus ins helle Sonnenlicht, das den Säulengang und die Stufen überflutete. Das war kein Tag, der meiner traurigen und

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