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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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auf mein Bild, sondern lächelte nur kurz wie ein Roboter in einem Science-fiction-Film und winkte mir zerstreut zu. Dann sah er zu, daß er schnell aus dem Zimmer kam. Offensichtlich hatte er Angst, ich würde weiterhin auf etwas bestehen, das ihm Schwierigkeiten mit Tony einbringen könnte. Ich war furchtbar enttäuscht von ihm. Drake, der Onkel, der für mich immer wie ein großer Bruder war, verhielt sich jetzt beinahe wie ein Fremder!
    Nun war ich wieder allein in der unheilvollen Stille, die mir meine Hilflosigkeit noch deutlicher zu Bewußtsein brachte. Ich fuhr durch mein Wohnzimmer und öffnete die Tür zum Flur. Über den Korridor gelangte ich zur Treppe. Als ich hinunterblickte, konnte ich niemanden entdecken. Mein zweiter Rollstuhl jedoch stand genau am unteren Ende des Aufzugs, wie Tony es mir beschrieben hatte. Ich löste die Armlehne des Rollstuhls und stellte sie auf, so daß ich mich in den Aufzug hinüberziehen konnte, genau so, wie Tony und der Techniker es mir gezeigt hatten. Als ich sicher in dem Aufzugsstuhl saß und der Sicherheitsgurt eingerastet war, drückte ich auf den Abwärts-Knopf und begann hinunterzufahren. Mein Herz pochte stürmisch aber ich war fest entschlossen, meiner Gefangenschaft ein Ende zu bereiten.
    Der Fahrstuhl hielt, und ich schaffte es, in den wartenden Rollstuhl zu rutschen. Durch diesen ersten Erfolg ermutigt, fuhr ich über den Flurteppich zu Tonys Arbeitszimmer.
    Die Bürotür stand einen Spalt offen. Ich blieb stehen und stieß sie auf. Nur eine kleine Schreibtischlampe brannte; ansonsten war es in dem Raum ziemlich dunkel, denn die Vorhänge waren zugezogen und sperrten die Nachmittagssonne aus.
    Ich sah mich um. Wo war Tony hingegangen? Enttäuscht lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück; doch dann zog das Telefon auf seinem Schreibtisch meine Aufmerksamkeit auf sich.
    Endlich eine Gelegenheit, selbst mit Luke zu sprechen! Ich bewegte meinen Rollstuhl zum Schreibtisch hin. Erst als ich den Hörer schon in der Hand hielt, fiel mir ein, daß ich gar nicht wußte, wie ich ihn erreichen konnte. Ich hatte seine Telefonnummer nicht. Wie hieß das Wohnheim, in dem er lebte? Drake hatte es mir nie gesagt.
    Ich rief die Auskunft an und fragte nach der Nummer von Harvard. Die Angestellte am anderen Ende der Leitung schien verärgert über meine ungenauen Angaben und begann mürrisch eine Auflistung verschiedener Universitätsbehörden herunterzuleiern. Als sie die Wohnheimverwaltung erwähnte, unterbrach ich sie. Daraufhin hörte ich eine Computerstimme, die eine Nummer nannte. Ich wählte sie, und als sich eine Frauenstimme meldete, erklärte ich kurz, was ich wollte. Die Sekretärin teilte mir mit, daß die meisten Studenten noch keine Telefone in ihren Zimmern hätten, gab mir jedoch die Nummer des Gemeinschaftstelefons auf dem Flur, auf dem sich auch Lukes Zimmer befand. Ich dankte ihr und wählte erneut.
    Ein junger Mann mit Bostoner Akzent hob den Hörer ab.
    »Hören Sie, ich muß unbedingt mit Luke Casteel sprechen. Ich bin seine Cousine Annie. Es ist sehr dringend.«
    »Bleiben Sie bitte einen Augenblick dran.«
    Ich wartete, während ich die Tür zum Korridor beobachtete, durch die Tony jeden Augenblick kommen konnte. Unwillkürlich hatte ich das Gefühl, daß ich etwas tat, was er mißbilligen würde. Es gefiel mir überhaupt nicht, daß ein harmloses Telefongespräch plötzlich ein solches Abenteuer war.
    »Miß?«
    »Ja?«
    »Luke Casteel hat gerade eine Vorlesung. Sein Mitbewohner sagt jedoch, er würde ihm ausrichten, daß Sie angerufen haben.«
    »Oh, aber… bitte, sagen Sie ihm noch etwas. Bitte«, flehte ich.
    »Ja, natürlich. Was soll ich ihm denn sagen?«
    »Sagen Sie ihm… sagen Sie ihm, daß ich Luke sehr dringend brauche und daß er sofort nach Farthy kommen soll – ganz gleichgültig, was ihm irgend jemand anders erzählt.«
    »Farthy?«
    »Ja, er versteht das schon. Aber vergessen Sie nicht, ihm mitzuteilen, daß er sofort kommen soll. Es ist sehr, sehr wichtig.«
    Ich legte auf. Mein Herz pochte so wild, daß ich glaubte, meine Brust würde zerspringen. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter.
    Ich richtete mich in meinem Rollstuhl auf, holte tief Luft und zwang mich, wieder ruhiger zu werden. Wo war Tony? Er hatte mir gesagt, er würde hier in seinem Büro einige geschäftliche Dinge erledigen. Vielleicht war er zu der Agentur gegangen, um eine neue Krankenschwester zu engagieren. Ich fuhr wieder in den Korridor und lauschte. Es war

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