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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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hörte. Es war Drakes Stimme! Er konnte ja nicht ahnen, wie sehr ich mich über diese Laute freute: Endlich etwas Vertrautes, das ich von daheim kannte… Das Lachen verklang, und dann vernahm ich Schritte. Gleich darauf erschien er, ein Silbertablett mit meinem Essen in den Händen. Er knipste das Licht an und trat ins Zimmer.
    »O Drake!«
    »Annie, ich bin den ganzen Weg von Boston gekommen, um dir dein Mittagessen zu servieren.«
    Er lachte und stellte das Tablett auf den Tisch neben meinem Bett. Dann küßte er mich und schloß mich ein paar Sekunden lang fest in die Arme. Tränen traten mir in die Augen, aber es waren Tränen des Glücks, und Glückstränen brennen nicht – sie verschleierten nur meinen Blick.
    »O Drake, ich bin so froh, daß du hier bist.«
    »Es ist doch alles in Ordnung, oder?« fragte er, trat einen Schritt zurück und sah mich besorgt an. Hier ist Drake, dachte ich, gutaussehend, groß, dunkel, mit seiner gebräunten Haut und den schwarzen Augen. Wie reif und erwachsen er wirkte! Es war, als wäre ich als kleines Mädchen eingeschlummert, hätte jahrelang wie Dornröschen geschlafen und wäre nun wieder erwacht, um zu erkennen, daß das Leben für alle anderen Menschen weitergegangen war – nur für mich nicht! Ob Luke wohl auch schon so erwachsen war, so weit entfernt von mir?
    Drake hatte einen zweireihigen, hellblauen Seidenanzug an, wie ihn Tony immer trug. Und wie Tony trug er nun die Haare kürzer und nach hinten gekämmt. Wenn ich ihm irgendwo auf der Straße begegnet wäre, hätte ich ihn wahrscheinlich gar nicht erkannt, dachte ich. »Ja, es ist alles in Ordnung. Drake, du siehst aus wie ein… wie ein Bankier.«
    Er lachte.
    »Wie ein Geschäftsmann. Man muß schon entsprechend aussehen, Annie. Die Leute erwarten das von dir. Das ist etwas, was ich schnell gelernt habe. So, und jetzt erzähl mir alles von deiner Ankunft hier. Essen mußt du nebenbei natürlich auch, versteht sich.« Er schob den Tisch zum Bett und schüttelte die Kissen auf, damit ich bequem sitzen konnte.
    Ich schaute zur Tür, und Drake folgte mit den Augen automatisch meinem Blick.
    »Oh, ich habe deiner Krankenschwester freigegeben und ihr gesagt, ich würde dir das Mittagessen bringen.«
    »Wo ist Tony?«
    »Er ist in seinem Büro und versucht, den endlosen Papierkram zu erledigen, der überall bei ihm herumliegt. Er sagt, er müsse Ordnung schaffen, so daß du bald herunterkommen und ihm bei der Arbeit zuschauen kannst. Er sagt, das habe deine Großmutter immer gemacht.«
    »Drake«, flüsterte ich zwischen zwei Löffeln heißer Suppe, »es ist genauso, wie du es in deinem Brief und am Telefon beschrieben hast… Alles sieht aus, als sei es seit vielen Jahren nicht angerührt worden.«
    »So ist es auch.«
    »Aber Drake, Tony scheint es nicht so zu sehen. Hast du das noch nicht bemerkt?«
    Er wandte den Blick ab und dachte einen Augenblick lang nach.
    »Tony bringt es im Augenblick nicht fertig, Farthinggale so zu sehen, wie es wirklich ist. Ich vermute, das wäre zu schmerzlich für ihn. Für ihn ist es so, wie es früher einmal war… Ein herrschaftlicher Landsitz.«
    »Aber… «
    »Laß ihm Zeit, Annie. Er ist wie ein Mann, der jahrelang im Koma gelegen hat und gerade erst wieder erwacht ist.«
    »Er ist nett, sehr fürsorglich und alles… aber manchmal macht er mir Angst.« Nun war es heraus.
    »Aber warum denn, Annie? Er ist ein harmloser älterer Mann, der das verloren hat, was in seinem Leben das Wichtigste war: seine Familie. Du solltest eher Mitleid mit ihm haben.«
    »Das habe ich auch. Es ist nur… «
    »Was ist nur? Du bekommst alles, was du möchtest. Die Ärzte kommen zu dir, du mußt nicht zu ihnen gehen. Tony hat die Ärzte gebeten, alle Geräte, alle therapeutischen Hilfsmittel zu bestellen, die deine Genesung beschleunigen, ohne Rücksicht auf die Kosten. Du wirst von einer speziell ausgebildeten Krankenschwester betreut, und ein ganzes Heer von Bediensteten schwirrt um dich herum. Tony hat bereits ein weiteres Dienstmädchen eingestellt und noch zwei Gartenarbeiter. Er tut so viel für dich.«
    »Ich weiß.« Mein Blick fiel auf die silbergerahmten Fotos.
    »Ich glaube, ich vermisse einfach Mammi und Daddy so sehr.«
    »Aber natürlich.« Drake setzte sich neben mich aufs Bett und nahm meine Hand in die seine. »Arme Annie. Ich vermisse sie auch. Manchmal, wenn ich zwischendurch mal eine Stunde Zeit für mich habe, denke ich, daß ich Heaven anrufen sollte, und dann fällt mir

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