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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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eigenes Telefon haben.«
    Tonys Gesicht und Schultern entspannten sich. Er sah kurz zu Mrs. Broadfield hinüber, die neben ihm stand, steif und starr vor Mißbilligung.
    »Oh, natürlich bekommst du ein Telefon. Zur richtigen Zeit. Ich habe mit deinem Arzt darüber gesprochen, kurz bevor wir dich hierher gebracht haben. Er hat uns die Anweisung gegeben, dafür zu sorgen, daß du noch eine Weile Ruhe hast. Dann kannst du langsam wieder mit dem normalen Leben anfangen. Übermorgen kommt der Arzt hier vorbei, um uns zu sagen, wie er die Fortschritte deiner Genesung einschätzt und wie wir weitermachen sollen.«
    »Aber wenn ich mit jemandem wie Luke oder Drake oder mit irgendeinem anderen alten Freund reden würde, das wäre doch bestimmt…«
    »Drake kommt dich heute besuchen, und wenn Luke später vorbeikommen möchte, dann kann er das gerne tun. Ich richte mich nach den Anordnungen des Arztes, Annie. Wenn ich das nicht täte und dir etwas passierte, müßte ich mir schreckliche Vorwürfe machen.«
    Ich starrte ihn an. Er hatte die Hände ausgestreckt, fast als wollte er mich anflehen, ihm doch zu vertrauen. Ich schämte mich und wandte den Blick zum Fenster.
    »Es tut mir leid. Ich wollte nur… Ich bin hier in einer fremden Umgebung, und…«
    »Oh, bitte, sieh das hier nicht als fremde Umgebung an. Es ist doch das Haus deiner Vorfahren.«
    »Das Haus meiner Vorfahren?«
    »Deine Urgroßmutter hat hier gelebt, deine Großmutter hat hier gelebt, und deine Mutter hat hier gelebt. Du wirst dich bald richtig zu Hause fühlen. Das verspreche ich dir.«
    »Es tut mir leid«, sagte ich noch einmal und ließ meinen Kopf wieder in die Kissen sinken. »Ich werde jetzt ein bißchen schlafen. Du kannst das Licht löschen.«
    Er trat zu mir ans Bett und zog die Decke wieder zurecht.
    »Schlaf gut.«
    Nachdem er gegangen war, sah ich zur Tür und erblickte Mrs. Broadfield. Ihre Silhouette hob sich gegen das Licht des Korridors ab. Sie sah aus wie eine Aufseherin, die Wache hält. Anscheinend wollte sie sichergehen, daß ich auch wirklich tat, was man mir aufgetragen hatte.
    Ich war müde und fühlte mich mutlos und verlassen. Deshalb schloß ich die Augen und dachte an meine Mutter. Was hatte sie wohl gefühlt, als sie das erstemal den Kopf hier in diesem Bett auf das Kissen gelegt und die Augen geschlossen hatte? Hatte sie an ihre eigene Mutter und deren Leben in Farthy gedacht? Gab es in der Vergangenheit ihrer Mutter ebenso viele Geheimnisse, wie es meinem Gefühl nach im Leben meiner Mutter gab? Es war, als hätte ich die Ängste meiner Mutter und meiner Großmutter geerbt.
    Meine Großmutter Leigh hatte sich bestimmt auch sehr fremd und einsam gefühlt, als sie von ihrer Mutter, meiner Urgroßmutter Jillian, nach Farthy gebracht worden war. Sicher – damals war alles hier in Farthy neuer und heller gewesen, die Farben leuchtender, die Teppiche und Vorhänge sauber und frisch, die Flure freundlich und die Fenster blank. Es war viel Personal im Haus gewesen, Gärtner, Haushälterinnen… Und doch war Leigh nach allem, was ich wußte, entwurzelt worden. Sie war von ihrem Vater weggeholt worden, um in Farthinggale ein neues Leben anzufangen, und an seine Stelle war Tony Tatterton getreten – als ihr Stiefvater. Beim Einschlafen hatte sie dasselbe Windesbrausen vom Meer her gehört, das jetzt durch die Läden drang und an den Fenstern rüttelte.
    Und dann, viele Jahre später, fand sich ihre Tochter, meine Mutter, hier wieder, und sie schlief über den gleichen Geräuschen ein und fühlte sich vielleicht genauso einsam. Im Lauf der Zeit wurde das große Haus für beide zur Heimat, und so würde es vielleicht auch für mich sein. Im Grunde hatte Tony recht. Ich sollte mich in Farthy nicht wie eine Fremde fühlen. Mein Leben war durch die Vergangenheit mit diesem Ort verknüpft. Aber die vielen unbeantworteten Fragen, die ungelösten Geheimnisse, die dunklen Schatten, die mich und meine Anwesenheit hier umgaben, machten alles so verwirrend.
    Vielleicht würden mit jedem neuen Tag ein Schatten und ein Geheimnis verschwinden und Farthy wieder in hellem Lichte erstrahlen, wie es das für meine Großmutter Leigh und für meine Mammi getan hatte.
    Seltsam, dachte ich, es ist, als würde ich mich mitten in dem Irrgarten dort draußen befinden und versuchen, einen Ausweg zu finden.
    Aber wohin?
    Mit welchem Ziel?
    Endlich schlief ich ein.

 
    11. K APITEL
     
    D RAKE
     
     
     
    Ich erwachte, weil ich draußen im Flur jemanden lachen

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