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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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und eilte hinaus.
    Eine Weile saß ich einfach nur da und starrte mich selbst in dem großen Wandspiegel an. Zu Hause in Winnerrow hatte Mammi mehrere schwarze Kleider besessen, und eines von ihnen war diesem hier sehr ähnlich gewesen. Vielleicht war das der Grund dafür, weshalb ich, während ich so in den Spiegel starrte, daß Gefühl hatte, als würde ihr Geist mit dem meinen verschmelzen. Ich sah ihre Augen in den meinen, und ihr Lächeln wurde zu dem Lächeln, das meine Lippen umspielte. Es war, als ob man eine Kamera scharf einstellte und die Umrisse des Bildes im Suchen miteinander verschmolzen…
    Mein Herz pochte schmerzhaft, weil mir plötzlich wieder bewußt wurde, daß sie nie wieder bei mir sein würde, während ich mich für eine Party oder für die Schule fertigmachte. Nie wieder würde sie mir die Hand auf die Schulter legen, mir übers Haar streichen, mir einen guten Rat geben oder mich auf die Wange küssen. Dadurch, daß ich dieses Kleid trug und ihr noch ähnlicher sah als sonst, spürte ich diese schmerzhafte Wahrheit nur noch deutlicher.
    Ich rollte vom Spiegel weg und zum Toilettentisch hinüber, um mir ein Papiertaschentuch zu holen. Während ich meine Tränen trocknete, sah ich mir noch einige der Fotos an. Besonders ein Bild zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Darauf posierte Mammi sehr lustig bei den Stallungen. Vermutlich hatte Daddy das Foto aufgenommen. Mein Blick fiel jedoch auf Tony, der im Hintergrund stand. Er blickte Mammi mit demselben Gesichtsausdruck an, mit dem er vorher mich angesehen hatte: es war das gleiche verzückte Lächeln…
    Ich betrachtete das Bild eine Weile und sah mir dann noch andere Fotos an. Eines von meiner Großmutter Leigh fiel mir besonders auf. Ich legte es neben das Bild von meiner Mutter bei den Stallungen und erkannte sogleich, was mir daran so bemerkenswert erschienen war. Meine Großmutter befand sich ebenfalls bei den Stallungen, sie nahm eine ähnlich alberne Pose ein und trug die gleiche Reitkleidung. Wenn man die beiden Bilder nebeneinander hielt, hätte man Mammi und ihre Mutter beinahe für Schwestern halten können.
    Vielleicht lächelte Tony deshalb so sonderbar. Und vielleicht sollte ich auch lächeln, aber ich brachte es nicht fertig.
    »Wollen Sie das Kleid wieder ausziehen, oder möchten Sie es den ganzen Tag tragen?« fuhr mich Mrs. Broadfield an. Ich wandte mich um und sah, daß sie in der Tür stand, die Hände in die Hüften gestemmt. Wenn sie sich über Tonys Anweisungen ärgerte, soll sie es nicht an mir auslassen, dachte ich. Aber ich würde ihr zu verstehen geben, daß ich nicht mehr bereit war, die Schwache und Hilflose zu spielen.
    »Selbstverständlich nicht«, sagte ich scharf. »Ich werde es ausziehen und für morgen bereitlegen.«
    Sie starrte mich verdutzt an und ließ die Arme sinken.
    »Gut. Jetzt ist sowieso Zeit für Ihre Hydrotherapie.« Sie ging ins Badezimmer, um das heiße Wasser einzulassen. Als sie mich diesmal in die Wanne hob, war das Wasser kochendheiß. Ich schrie vor Schmerz, aber das schien sie nicht zu kümmern. Ich konnte sehen, daß sich meine Haut im Wasser feuerrot verfärbte. Der heiße Dampf verschlug mir den Atem, und ich versuchte krampfhaft, aus dem Wasser herauszukommen, aber Mrs. Broadfield drückte meine Schultern nach unten.
    »Sie müssen sich an das heiße Wasser gewöhnen«, erklärte sie, als ich mich erneut beklagte, und dann stellte sie die Düsen an, so daß das Wasser zu blubbern und zu sprudeln begann. Heiße Tropfen tanzten über meine Brust und spritzten bis zu meinem Hals; manche trafen sogar meine Wangen und brannten. So ließ sie mich liegen und ging, um die Öle für meine Massage vorzubereiten. Verzweifelt klammerte ich mich an den Rändern der Wanne fest.
    Ich blickte auf meine Beine und Füße hinunter, die mich so im Stich ließen. Nun entsann ich mich dessen, was der Arzt mir aufgetragen hatte: Denken Sie an Ihre Genesung, damit Sie wieder gesund werden…
    Ich mußte hier heraus und zwar so schnell wie möglich. Hilflos starrte ich auf meine Zehen. Vielleicht könnte ich sie ja doch bewegen… Plötzlich sah ich wie mein großer Zeh zuckte.
    »Mrs. Broadfield!« Sie antwortete nicht, wohl weil sie annahm, daß ich nur aus der heißen Wanne heraus wollte. »Mrs. Broadfield, schauen Sie mal!« rief ich dringend. Nachdem ich noch einmal gerufen hatte, kam sie endlich.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt. Sie müssen – «
    »Nein, nein, es ist mein großer Zeh. Der große Zeh an

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