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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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hat.« Wie oft hatten wir hinter Geralds Rücken über sein nichtssagendes Gesicht gelacht!
    »Oh, ich vermisse sie so… ich vermisse sie alle.«
    »Ich traf ein paar von deinen Schulfreunden im Supermarkt. Sie wollten unbedingt hören, wie es dir geht, und ich soll dir von allen ganz liebe Grüße bestellen.«
    »Und Tante Fanny? Was ist mit Tante Fanny?«
    »Tja…« Er schüttelte den Kopf. »Sie ist ganz seltsam. Als ich kam, saß sie hinten im Garten und las. Ja, sie hat tatsächlich gelesen. Und sie war ganz züchtig gekleidet, sie trug eine weiße Baumwollbluse mit langen Ärmeln und einen langen, fließenden Rock. Sie hatte die Haare zurückgekämmt und hinten zusammengesteckt. Ich habe sie überhaupt nicht erkannt und mußte erst Gerald fragen, wer denn da im Pavillon säße.«
    »Im Pavillon!«
    »Ja.«
    »Und sie hat gelesen. Was denn?«
    »Du glaubst es nicht – Emily Post. Als ich mich ihr näherte, blickte sie auf und sagte: ›O Drake, wie wunderbar, dich zu seh’n.‹ Sie ergriff meine Hände und ließ sie nicht wieder los, bis ich sie zur Begrüßung auf die Wange küßte. Ich glaube, das war das erste Mal, daß ich sie überhaupt je geküßt habe. Ich habe sogar eine halbwegs vernünftige Unterhaltung mit ihr geführt. Der Tod deiner Eltern hat sie wirklich stark verändert. Sie sei fest entschlossen, ein besserer Mensch zu werden, sagt sie, damit sie – wie hat sie sich ausgedrückt? – Heavens Andenken Ehre macht. Kannst du dir das vorstellen? Aber ich muß sie wirklich loben. Das Haus war in tadellosem Zustand, und nach allem, was mir die Angestellten erzählt haben, rennt sie nicht mehr mit jugendlichen Liebhabern herum. Im Gegenteil, sie führt ein Leben wie eine Nonne.«
    »Hat sie sich nach mir erkundigt?«
    »Natürlich.«
    »Kommt sie mich besuchen?«
    »Sie würde gerne kommen, aber ich habe nicht gewagt, etwas auszumachen. Ich wollte erst Tony fragen, ob der Arzt einverstanden ist.«
    »Aber sie ist doch meine Tante. Ich bin doch hier keine Gefangene in Einzelhaft!« rief ich empört und wütend. Der arme Drake sah mich völlig verstört an.
    »Entschuldige bitte, Drake. Es ist nicht deine Schuld. Du hast sicher nur getan, was du für richtig hieltest.«
    »Es dauert bestimmt nicht mehr lange, Annie. Du siehst schon viel besser aus. Und ich finde wirklich, daß dir die neue Frisur sehr gut steht. Als ich zuerst zur Tür hereinkam, dachte ich, Tony hätte in meiner Abwesenheit ein Filmsternchen hier einquartiert.«
    »O Drake.«
    »Nein, du siehst wirklich viel besser aus als letztes Mal. Ich meine es ernst.«
    »Ich hoffe, du hast recht, Drake.« Ich senkte den Blick, und dann fiel mir die Trauerfeier am nächsten Tag ein. »Hast du mit Tony gesprochen, ehe du heraufkamst? Hat er dir von der Trauerfeier erzählt?«
    »Ja, natürlich. Ich werde an deiner Seite sein.«
    »Und Luke? Hat Luke schon angerufen?« fragte ich hoffnungsvoll.
    Drake schüttelte den Kopf. »Er hat Fanny gesagt, er wolle hier anrufen. Dieser egoistische kleine…«
    »O Drake, ich kann mir das bei Luke nicht vorstellen. Bitte, ruf du ihn doch an. Tony hat das Studentenwohnheim angerufen und eine Nachricht mit genauen Informationen über die Trauerfeier morgen hinterlassen, aber bitte, sorg du dafür, daß Luke die Nachricht bekommt. Tust du das? Vielleicht macht sich jemand im Wohnheim einen Spaß mit ihm und verheimlicht ihm die Botschaften«, fügte ich verzweifelt hinzu. Was wäre, wenn Drakes Andeutungen stimmten? Die Menschen veränderten sich, wenn sie ihr Elternhaus verließen. Vielleicht machten sich der Druck von früher und das Elend, das er in Winnerrow hatte erleiden müssen, nun doch bemerkbar. Vielleicht hatte er beschlossen, alle Verbindungen zu seinem früheren Leben abzubrechen, und dazu gehörte ja auch ich!
    O Gott, nein, betete ich. Die Welt konnte nicht so grausam sein.
    »Natürlich. Ich versuche später, ihn zu erreichen. Also«, meinte Drake, stand auf und ging zu den Koffern, »hier sind die Sachen, die du haben wolltest.«
    »Ich habe kein Dienstmädchen mehr, das sie für mich aufräumen könnte. Tony hat Millie hinausgeworfen.«
    »Das habe ich schon gehört. Kein Problem. Ich hänge alles für dich auf.« Er machte im Schrank Platz für meine Sachen. »Schau dir das an. Hat all das einmal Heaven gehört?«
    »Und meiner Großmutter Leigh. Tony hat nicht ein Kleidungsstück weggeworfen.«
    »Manche sehen noch ganz neu aus.«
    »Ich weiß. Morgen ziehe ich eines der Kleider meiner

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