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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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anderen Mädchen besuchten ebenfalls einige der Kurse.
    »Hat sie dir nicht gesagt, wie vornehm und ehrbar Winterhaven ist und daß wir alle mustergültige Zöglinge sind?« fragte Marie und klimperte mit den Wimpern. Die anderen Mädchen kicherten. Ich nickte und mußte selbst lachen. »Wenn wir wollen, sind wir das auch«, kicherte Marie, »…und wenn es uns gerade in den Kram paßt. Du solltest dir lieber schnell das Essen holen«, empfahl sie dann. »Man läßt uns nicht gerade viel Zeit für das Mittagessen.«
    Ich reihte mich in die Schlange ein. Das Essen war wesentlich besser als alles, was ich aus meiner früheren Schule gewohnt war. Wenigstens in diesem einen Punkt machte sich das hohe Schulgeld bemerkbar, dachte ich.
    »Jennifer hat uns gesagt, wie dein Stiefvater heißt«, sagte Ellen Stevens, als ich mich wieder setzte. »Hat er irgendwas mit den Tatterton Toys zu tun?«
    »Er ist Tatterton Toys«, antwortete ich und war selbst erstaunt, wie stolz meine Stimme klang.
    »Wußte ich es doch«, zirpte Carla Reeve. »Meine Mutter kennt ihn. Wir haben drei Sammlerstücke von ihm.«
    »Wirklich?«
    »Sieht er so gut aus, wie Jennifer behauptet?« fragte Marie und kniff die Augen zusammen. Sie wirkte reifer als alle anderen.
    »Er sieht sehr gut aus, sonst hätte meine Mama ihn nicht geheiratet«, erwiderte ich, aber ich hatte es nicht so snobistisch gemeint, wie es im Endeffekt klang.
    »›Meine Mama‹?« sagte Betsy. Marie warf ihr einen bösen Blick zu, und das hämische Grinsen verschwand sofort. Dann wandte sie sich an mich.
    »Du hast Glück«, sagte sie. »Du sitzt mit den besten Mädchen deiner Altersstufe zusammen. Wir haben unseren eigenen Privatclub. Wir kleben zusammen. Ich feiere heute abend, wenn die Lichter ausgeschaltet sind, eine Party in meinem Zimmer. Du kannst kommen.«
    »Aber was ist mit der Hausordnung?«
    »Was soll damit sein? Erzähl mir bloß nicht, daß du die Dinge glaubst, die dir die Hohepriesterin erzählt hat. Um neun Uhr schläft sie tief und fest, und was Mrs. Thorndyke angeht, unsere Heimleiterin – man könnte vor ihrer Tür eine Bombe hochgehen lassen, und sie würde ungestört weiterschnarchen.«
    Alle lachten.
    »Mach dir keine Sorgen«, beruhigte mich Jennifer. »Ich nehme dich mit.«
    Ich konnte gerade noch schnell aufessen, ehe die Glocke läutete und ich mich auf den Weg machen mußte, um rechtzeitig zu meiner ersten Unterrichtsstunde zu kommen. Bald kam ich dahinter, daß es in allen Schulen mehr oder weniger gleich zugeht. Die Lehrerinnen waren sehr nett und forderten mich auf, ihnen den Unterricht in meiner früheren Schule genauer zu schildern, und dann nahmen sie sich die Zeit, um mir zu zeigen, womit ich mich befassen sollte und was ich nachzulernen hatte.
    Als Jennifer und ich am Abend zum Abendessen in den Speisesaal gingen, stand vor meinem Platz eine Rose auf dem Tisch. Die Mädchen redeten alle darüber, als wir zu ihnen stießen.
    »Was ist denn das?« fragte Jennifer ganz aufgeregt.
    »Das ist für Leigh«, sagte Wendy neidisch.
    »Für mich?« Ich sah die Karte an und war sicher, daß sie sie bereits alle gelesen hatten. Darauf stand: »Viel Glück, Tony.«
    »Sie ist von meinem Stiefvater«, erklärte ich.
    »Wie aufmerksam!« rief Jennifer.
    »Wie romantisch!« meinte Marie und zwinkerte mir zu. »Warum steht der Name deiner Mutter nicht auch auf der Karte?« Alle Mädchen drehten sich zu mir um und warteten auf meine Antwort.
    »Ich denke, daß es ein spontaner Einfall von ihm war«, sagte ich.
    Marie lächelte die anderen an, und alle außer Jennifer kicherten.
    »Warum hat er nicht mit ›Daddy‹ unterschrieben?« wollte Marie wissen.
    »Aber er ist doch nicht mein Daddy. Mein Vater ist nicht tot. Meine Eltern sind geschieden«, erklärte ich. Ich war froh, daß Jennifer nicht alles ausgeplaudert hatte, aber jetzt starrten mich sämtliche Mädchen mit offenen Mündern an, als sei ich eine Erscheinung, ein Geist, der geradewegs aus den tiefsten Abgründen der Geschmacklosigkeit auferstanden und hier an diesen Tisch getreten war.
    Als Jennifer und ich mit unseren Tabletts zurückkamen, war die Unterhaltung am Tisch wesentlich gedämpfter. Ich konnte den anderen Mädchen an ihren Gesichtern ansehen, daß sie über mich geredet hatten. Die freundliche Begrüßung, mit der sie mich beim Mittagessen aufgenommen hatten, war abgekühlt. Die Mädchen begannen eine Unterhaltung darüber, wie sie sich am liebsten schminkten. Als ich eine Meinung dazu

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