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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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diesem Raum vollkommen ist oder eine blütenweiße Vergangenheit hat. Jedenfalls wollte ich euch allen klar machen, daß es euch nicht gelungen ist, mich zum Narren zu halten. Komm, Jennifer, wir gehen wieder.«
    »Wartet«, rief Marie. Sie warf einen schnellen Blick auf die anderen Mädchen. »Du hast recht. Es war nicht nett von uns.«
    Ich sah die anderen Mädchen an. Alle senkten ihre Blicke.
    »Bleib doch hier«, sagte Marie und lächelte strahlend.
    »Eigentlich wollte ich…«
    »Bitte«, unterbrach sie mich. »Möchtest du eine Zigarette?«
    »Ich habe noch nie geraucht«, sagte ich und starrte die Mädchen an.
    »Warum fängst du dann nicht jetzt damit an?« fragte Marie. »Schnell, Jen, mach die Tür zu, ehe die alte Thorndyke vorbeikommt. Ellen, leg die Platte wieder auf«, kommandierte sie.
    »Willkommen in unserem Privatclub«, sagte Marie. »Jedenfalls möchte ich dich bei deinem Temperament lieber auf unserer Seite als gegen uns haben. Stimmt’s, Mädchen?« Alle lachten. Ich sah Jennifer an. Auch sie strahlte über das ganze Gesicht.
    Wir blieben bis kurz vor elf und redeten über die Schule, über Musik und über Filme. Niemand wagte es, mir irgendwelche Fragen nach meinen Eltern zu stellen, obwohl sich Betsy Edwards jetzt daran erinnerte, daß sie und ihre Familie einmal eine Kreuzfahrt auf einem Dampfer der Van-Voreen-Gesellschaft unternommen hatten. Ich erzählte ihnen von meiner Reise nach Jamaika, und dann schlichen wir uns alle in unsere eigenen Zimmer zurück.
    Jennifer und ich legten uns ins Bett und redeten bis nach zwölf miteinander. Sie erzählte mir von dem Tag, an dem ihr Vater gestorben war, und wie leer und einsam sie sich damals gefühlt hatte. All das erinnerte mich sehr an den Tag, an dem ich erfahren hatte, daß meine Eltern sich scheiden lassen würden. Schließlich konnte ich die Augen einfach nicht mehr offen halten.
    »Ich muß jetzt dringend schlafen, Jen.«
    »Du hast recht. Das war einfach großartig, wie du an Maries Tür geklopft und es ihnen allen einmal gezeigt hast. Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, so etwas früher schon einmal zu tun. Was hat dich bloß so tapfer gemacht?«
    »Ich bin nicht tapfer«, widersprach ich.
    »O doch, das bist du«, beharrte Jennifer. »Du bist das mutigste Mädchen, das ich kenne.«
     
     
    Am nächsten Tag kam Miß Mallory während des Mittagessens in den Speisesaal, weil sie mich suchte.
    »Mr. Tatterton ist hier, meine Liebe«, kündigte sie an und lächelte durch verkniffene Lippen. »Er sitzt in meinem Büro und wünscht Sie zu sprechen.«
    »Ist etwas passiert?« Mein Herz schlug rasend vor Angst um den kleinen Troy.
    »Nein, ganz gewiß nicht«, sagte sie.
    Als ich die anderen ansah, lächelten sie alle verstohlen und unterdrückten mühsam das Lachen.
    »Danke«, sagte ich und folgte ihr.
    »Bitte«, sagte Miß Mallory, »Sie können mein Büro benutzen, solange Sie es wünschen.« Sie ließ Tony und mich allein. Er saß auf dem Ledersessel am Schreibtisch und sah in seinem zweireihigen dunkelblauen Anzug äußerst distinguiert aus.
    »Ist alles in Ordnung?« fragte er mit festem Blick.
    »Ja«, sagte ich. »Ich komme gut zurecht. Wie geht es Troy?«
    »Es geht ihm schon viel, viel besser. Ich nehme an, wir werden ihn in etwa einer Woche wieder nach Hause holen können.«
    »Das ist ja wunderbar, Tony.« Ich wich seinem Blick aus, denn er sah mich immer noch gebannt an. »Wie geht es Mama?«
    »Unverändert«, seufzte er. »Sie hält sich an eine neue Diät… ihr Mittagessen setzt sich aus etwas Champagner und Gurkenschnitten zusammen. Ach ja, und sie lernt Bridge.«
    »Bridge?«
    »Ja. Es scheint, als spielten alle Frauen, die sie bewundert, Bridge. Ich zahle jemanden dafür, daß er ihr Unterricht erteilt und ihr alle Feinheiten beibringt.« Er schlug die Beine übereinander, ehe er mit den Fingern peinlich genau die scharfe Bügelfalte seiner blauen Hose nachfuhr. Er hatte lange, kräftige Finger, und seine Nägel schimmerten.
    »So«, sagte er, »du brauchst also nichts? Kleider, Schulbedarf, Taschengeld… irgend etwas?«
    »Nein«, sagte ich, aber ich hätte zu gern gesagt, daß ich eine fürsorgliche Mutter brauchte.
    »Gut«, sagte er und stand auf. »Vielleicht kann ich abends einmal vorbeikommen und dich zum Abendessen ausführen, ehe ich nach Farthy zurückfahre. Hättest du Lust darauf?«
    »Nicht diese Woche«, erwiderte ich eilig. »Daddy ruft mich an und holt mich zum Abendessen ab.«
    »Oh.« Seine

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