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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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mal meine Sachen verstauen, ehe die Hohepriesterin nach mir Ausschau hält, weil wir zu lange getrödelt haben.«
    Jennifer quietschte vor Freude und umarmte mich. In diesen wenigen Minuten hatte sie die Sorgen verscheucht, die sich in den dunkelsten Winkeln meines Kopfes breitgemacht hatten. Ich wußte, daß das der Anfang einer großartigen Freundschaft war.
    Jennifer führte mich herum und zeigte mir den Speisesaal, die Aula, die unterirdischen Gänge und die Turnhalle. Dann erklärte sie mir, wie ich am schnellsten von einem Kurs zum anderen kam.
    »Unsere Lehrer machen im allgemeinen einen ziemlichen Wirbel, wenn wir zu spät zum Unterricht kommen. Also achte darauf, oder…« Sie fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Kehle, »…sonst wirst du zur Hohenpriesterin bestellt und kannst dir einen ihrer langen Vorträge über die Etikette und über die Notwendigkeit von Disziplin und Ordnung anhören.«
    »Ich vermute, du hast das schon ein paarmal über dich ergehen lassen?«
    »Ein paarmal schon«, gestand sie, »aber sie ist immer nett zu mir gewesen, seit… seit…«, fügte sie hinzu. Das genügte. Ich verstand, was sie sagen wollte. »Und jetzt solltest du besser zu ihr gehen. Ich muß rechtzeitig zum Unterricht erscheinen, dann gibt es Mittagessen, und dort wirst du alle anderen kennenlernen.«
    »Danke, Jennifer.«
    Sie zuckte mit den Achseln.
    »Ich freue mich, daß du hier bist. Du bist meine erste Zimmergenossin.«
    »Wirklich? Aber ich dachte, du hättest gesagt, daß du schon seit drei Jahren hier bist.«
    »Es hat sich nun mal so ergeben«, sagte sie und ging, um rechtzeitig zu ihrem Kurs zu erscheinen. Sie war eindeutig das, was Großmama Jana als »erfrischend« bezeichnet hätte. Ich lief in Miß Mallorys Büro, um mir meinen Stundenplan abzuholen und mir einen ersten Vortrag halten zu lassen. Jetzt, nachdem Tony gegangen war, hatte sich ihr Verhalten entschieden geändert. Sie war bei weitem förmlicher, und ihr Ausdruck hatte seine Milde verloren. Mit kalter Berechnung musterte sie mich von Kopf bis Fuß, schätzte mich ab, taxierte mich und versuchte, sich ein Bild von meinem Charakter zu machen, von meinen Schwächen und meinen Stärken.
    »Wenn an den Wochentagen morgens um sieben die Glocken läuten, stehen Sie auf und ziehen sich so schnell wie möglich an. Frühstück gibt es um sieben Uhr dreißig, das heißt, daß Ihnen wenig Zeit bleibt, die Sie mit Ihrer Schminke oder Ihrer Frisur vertrödeln könnten.
    Ich muß Ihnen gleich sagen, daß hier niemand vorgezogen wird. Sie werden sich den Respekt Ihrer Lehrerinnen und Ihrer Klassenkameradinnen selbst erringen müssen.
    Das wesentlichste ist, daß wir in Winterhaven unseren Reichtum nicht zur Schau stellen. Ich hoffe, Sie schreiben sich das hinter die Ohren. Wie ich Ihnen bereits sagte, bin ich sehr stolz auf meine Schülerinnen, stolz auf diese Schule und stolz auf den Ruf, den sie sich errungen hat.
    Ich bin sicher, daß Sie eine Bereicherung für uns sein werden«, fügte sie schließlich noch hinzu. »Nun, ich sehe, daß es gerade Mittagessenszeit ist, und daher können Sie von hier aus gleich direkt in den Speisesaal gehen. Kommen Sie zu mir, wenn Sie irgendwelche Fragen oder Probleme haben. Meine Tür steht immer offen.«
    »Danke, Miß Mallory«, sagte ich und ging eilig.
    In dem Moment, in dem ich den Speisesaal betrat, stand Jennifer auf und winkte mich zu sich. Unser Tisch stand ganz hinten rechts, dicht an den großen Fenstern, und von dort aus konnten wir auf die Schulfassade blicken. Ich lief zu ihr. Jennifer hatte mir einen Platz direkt neben sich freigehalten.
    »Hallo«, sagte ich. Alle Mädchen musterten mich so, wie ich in meiner alten Schule eine Neue gemustert hätte – prüfend sahen sie meine Kleidung, mein Gesicht und meine Frisur an. Ich war jedoch sicher, daß Jennifer ihnen schon das Wesentlichste berichtet hatte.
    »Ich werde dir jetzt alle anderen vorstellen«, kündigte Jennifer an. »Leigh, das ist Ellen Stevens, und das sind Toby Krantz, Wendy Cooper, Carla Reeve, Betsy Edwards und Marie Johnson.« Alle Mädchen nickten und sagten »hallo« zu mir. Ich fand, daß Marie Johnson die Hübscheste war, und ich konnte verstehen, warum sie die Sprecherin war.
    »Wie war es bei der Hohepriesterin?« fragte Jennifer.
    »Es lief ganz gut«, meinte ich. »Sie hat mir meinen Stundenplan vorgelegt.« Ich hielt ihn ihr hin, und Jennifer bestätigte mir, daß wir sämtliche Kurse gemeinsam belegt hatten. Manche der

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