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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Mädchen, wenn sie zu mehreren zusammen sind, genauso über Jungen reden, wie Jungen über die Mädchen reden. Ich wette, die Mädchen in Winterhaven tun das auch, oder nicht?«
    Ich antwortete nicht darauf, aber er hatte recht. Bei einer unserer letzten Zusammenkünfte in Maries Zimmer hatte Ellen Stevens uns erzählt, daß sie ihren Bruder unter der Dusche gesehen hatte. Schon allein die Erinnerung daran ließ mich jetzt erröten.
    »Schon gut«, sagte Tony kopfschüttelnd und grinste von einem Ohr zum anderen. »Es ist nur natürlich, neugierig auf das andere Geschlecht zu sein.«
    Ich trank einen winzigen Schluck von meinem Wein, das wärmte mich.
    »Gegen Schamhaftigkeit ist nichts einzuwenden«, fuhr Tony fort, »solange sie keine extremen Formen annimmt, die lächerlich wirken.« Sein Gesicht wurde härter, und seine Augen schimmerten plötzlich kalt und grau. »Wenn man verheiratet ist und die eigene Frau einen jedesmal aussperrt, wenn sie sich umzieht…«
    Er sah eilig zu mir auf, als hätte ich ihm widersprochen, aber ich saß nur still und stumm da.
    »Warum sollte eine Frau nicht wollen, daß ihr eigener Mann sie betrachtet?« fragte er, als sei ich die Ältere und Klügere. »Fürchtet sie, er könne eine Unvollkommenheit entdecken, einen Makel, eine Falte, ein größeres Muttermal? Würdest du immer das Licht ausmachen, wenn du mit deinem Mann schläfst?« fragte er. Ich hatte keine Ahnung, was ich darauf erwidern sollte. »Natürlich nicht. Warum solltest du das auch wollen?« Er senkte seinen Blick und murmelte: »Sie bringt mich noch um den Verstand.«
    Ich wußte, daß er über meine Mutter sprach. Glaubte Mama, wenn Tony sie je nackt in einem hellerleuchteten Zimmer gesehen hätte, hätte er auf ihr wahres Alter schließen können?
    Ich aß mein Sandwich auf und trank noch einen kleinen Schluck Wein. Tony schien in einem Dämmerzustand versunken zu sein. Abrupt riß er sich heraus und lächelte.
    »Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen«, erklärte er und stand auf.
    Ich folgte ihm ins Wohnzimmer, das zum Atelier umfunktioniert worden war, und stellte mich dahin, wo ich vorher schon gestanden hatte.
    »Wie ich sehe, hat der Wein dein Gesicht leicht gerötet. Das gefällt mir«, sagte er. »Setzt sich dieser rosige Schimmer bis in deinen Nacken fort?« fragte er und kam näher. Er fuhr mit seinem Zeigefinger über meinen Hals und bis zu meinem Schlüsselbein. »Du bist wirklich eine Kostbarkeit«, flüsterte er. »Eine frische Blume, die gerade erst aufblüht.« Seine Augen waren stechend und leuchteten. Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Wie glücklich ich mich schätzen kann, dich zu haben, Leigh. Diese Puppe wird nur ein Erfolg, weil ich ein so schönes Modell habe.«
    Er kehrte zu seiner Staffelei zurück und fing an zu zeichnen. Kurz darauf hörte er wieder damit auf.
    »Löse das Laken von deinem Hals, und laß es bis auf deine Taille gleiten«, sagte er so lässig wie möglich. »Und jetzt dreh den Kopf nach links.«
    Bis auf die Taille, dachte ich. Meine Finger zitterten. Tony lachte. Einen Moment lang preßte ich das Laken gegen meinen Körper. Dann zog er es über meine Schultern herunter und meinen Busen, und bei alledem sah er mir fest in die Augen. Er lächelte, trat zurück und sah mich an. Mein Herz schlug heftig.
    »Dieses kleine Muttermal unter deiner Brust ist ja ganz reizend!« rief er aus. »Genau das sind diese individuellen Kleinigkeiten, die das Modell erst wirklich zu dir und niemand anderem machen.« Er schien derart fasziniert davon zu sein, daß ich nur noch erstaunt den Kopf schütteln konnte. Er eilte sofort wieder an seine Staffelei und fuhr mit der Skizze fort.
    Er arbeitete mehr als eine Stunde und unterbrach sich oft, um mich eindringlich zu betrachten, und dann seufzte er, ehe er den Kopf schüttelte und lächelte. Plötzlich legte er den Stift zur Seite, biß sich fest auf die Unterlippe und schüttelte heftig den Kopf.
    »Was ist los?« fragte ich.
    »Ich kriege es einfach nicht richtig hin. Es stimmt nicht, es ist unausgewogen. Ich werde deinen Proportionen nicht gerecht«, erklärte er.
    »Muß es denn so perfekt sein, Tony?«
    »Selbstverständlich«, sagte er, und ein ärgerlicher Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Die erste muß die beste sein.« Er sah seine Skizze wieder an. Dann trat er vor.
    »Ich hoffe, du hast nichts dagegen«, sagte er, »aber manchmal sehen wir Künstler mit geschlossenen Augen die Dinge klarer vor uns.«
    »Aber wie kannst du

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