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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Angebot, mit dem ich gerechnet hatte.
    »Und wie geht es deiner Mutter?« fragte er.
    »Ich nehme an, daß sie glücklich ist. Sie ist mit ihren Bridgepartien beschäftigt, sie hat ihre Freundinnen und geht ins Theater.«
    »Und was ist mit Mr. Tatterton? Seine Geschäfte gehen doch sicher gut.«
    Das war meine Chance, über die Puppe zu reden, dachte ich, aber ich wollte es nicht vor dieser Frau tun, die ich kaum kannte. Ich entschloß mich, zu warten, bis Daddy und ich später allein miteinander waren.
    »Ja, ich denke, schon. Du hast mir gefehlt, Daddy«, sagte ich eilig. Ich wollte über nichts anderes als über ihn und mich sprechen. Wieder nickte er, ohne auch nur eins von den Dingen zu sagen, die ich zu hören gehofft hatte. Ich wollte, daß er mir sagte, wie sehr ich ihm gefehlt hatte und wie gern er mich bei sich haben wollte. Ich wollte, daß er mir erklärte, daß wir von nun an öfter Zusammensein würden, und ich wünschte mir, daß er mir einen Plan unterbreitete, wie wir mehr Zeit miteinander verbringen konnten, doch statt dessen schaute er in die Speisekarte.
    »Laßt uns bestellen. Ich bin am Verhungern«, stöhnte er.
    Mich interessierte das Essen überhaupt nicht. Mir wäre es egal gewesen, wenn wir überhaupt nie etwas bestellt hätten.
    »Wir haben gestern das Roastbeef gegessen«, erzählte Mildred. »Das bereiten sie hier ganz ausgezeichnet zu, falls du so etwas magst.«
    »Ihr wart gestern schon hier?« fragte ich augenblicklich, und mein Herz zog sich vor Erstaunen und Enttäuschung schmerzhaft zusammen.
    »Oh…« Sie sah Daddy an.
    »Ja, Leigh. Wir sind schon seit rund einer Woche zurück, aber ich wollte dich nicht früher anrufen, weil ich keine Zeit für dich hatte. Wir hatten so viel zu tun.«
    Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Er war schon so lange hier, ohne mich anzurufen! Waren das alles leere Worte, wenn er mir sagte, wie sehr er mich vermißte? Was war aus seinen Versprechen geworden? Ich bemühte mich gar nicht erst zu verbergen, wie verletzt ich war. Sie sahen sich wieder an.
    »Die Arbeit, die sich angesammelt hatte, ist mir ein wenig über den Kopf gewachsen«, fuhr Daddy fort. »Ich habe eine neue, ganz wunderbare Kreuzfahrt geplant. Genaugenommen«, sagte er und drehte sich zu Mildred um und nahm ihre Hand, »war es Mildreds Idee, eine ausgezeichnete Idee.« Er wandte sich wieder an mich. »Wir werden Kreuzfahrten nach Alaska anbieten. Nach Alaska! Die Sommer dort sind wahrscheinlich die schönsten Sommer auf Erden. Mildred ist im Sommer dort gewesen. Sie kann dir davon erzählen.«
    »Alaska interessiert mich nicht«, entgegnete ich ruppig. Die Tränen brannten schon in meinen Augen, aber ich hielt sie zurück.
    »Hör mal, Leigh, das ist aber nicht sehr höflich von dir.«
    »Es ist schon gut, Cleave. Ich kann verstehen, was Leigh empfindet. Du solltest ihr die ganze Wahrheit sagen«, sagte sie, und ihr Gesicht war angespannt und ernst.
    »Die ganze Wahrheit?« Ich sah meinen Vater an. Er richtete sich steif auf.
    »Es waren nicht nur geschäftliche Dinge, mit denen wir seit unserer Rückkehr aus Europa so viel zu tun hatten«, sagte er. »Wir haben vor zwei Tagen geheiratet.«
    Ich wollte aufspringen, aus dem Restaurant laufen und das Hotel sofort verlassen. Ich wollte laufen und immer weiterlaufen, bis ich vor Erschöpfung zusammenbrach. Mein Herz schien in meiner Brust zu schrumpfen. Daddy führte Mildreds Hand an seine Lippen und sah sie liebevoll an. Dann wandte er sich wieder an mich.
    »Wir dachten, daß es für alle Beteiligten das beste wäre, wenn wir das in aller Stille erledigen – ohne irgendwelche Empfänge, ohne aufwendige Feiern. Mildred ist so praktisch, wenn es um solche Dinge geht, und in der Hinsicht ist sie mir sehr ähnlich«, stellte mein Vater fest. Mit jedem Wort, das er sagte, schien er sich weiter and immer weiter von mir zu entfernen, wie ein Blatt, das vom Wind davongetragen und dem Horizont entgegengetrieben wurde.
    »Selbst meine Kinder wissen noch nichts davon«, erklärte Mildred. Ich vermutete, diese Bemerkung sollte mir ein Gefühl von größerer Wichtigkeit vermitteln. Ich erfuhr vor ihren Kindern von ihrer Heirat – aber für mich änderte das gar nichts.
    »Wir brechen morgen nach Maine auf«, erklärte mein Vater.
    »Nach Maine? Morgen?« Die Worte hüpften kreuz und quer durch meinen Kopf. Sie erschienen mir so unwirklich.
    »Dort leben Mildreds Kinder. Wir werden sie mit dieser Neuigkeit überraschen.«
    »Wie ihr mich damit

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