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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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weil er sich nicht allein mit mir getroffen hatte? Würde er dann auf der Stelle nach Farthy kommen, ins Haus stürmen und eine Unterredung mit Tony und meiner Mutter fordern und mich mit zu sich nehmen?
    Aber das hieße, daß ich mit ihm und seiner neuen Frau zusammen sein mußte und mit ihren Kindern auch noch. Würde mir das überhaupt gefallen?
    »Ja, Daddy«, sagte ich. »Es macht mir Spaß. Und ich werde dadurch sehr berühmt werden«, gab ich aufsässig zurück. Er blieb längere Zeit stumm.
    »Tja, das freut mich für dich, Leigh. Möchtest du es noch einmal versuchen und dich vielleicht heute zum Abendessen mit uns treffen?«
    »Nein, Daddy. Heute abend geht es nicht. Ich muß früh schlafen gehen, weil ich morgen sehr früh die nächste Sitzung habe, und dazu muß ich frisch und gut ausgeschlafen sein«, behauptete ich.
    »Dann vielleicht nach unserer Rückkehr aus Maine«, schlug er vor.
    »Vielleicht.«
    »Leigh, bitte glaub mir, wenn ich dir sage, daß ich dich sehr liebhabe.«
    »Ich glaube es dir, Daddy«, erwiderte ich eilig.
    »Du wirst immer meine kleine Prinzessin sein, ganz gleich, was passiert«, fügte er mit einer Stimme hinzu, die hundert Erinnerungen in mir aufleben ließ. Wie sehr ich ihn mir jetzt in meiner Nähe wünschte!
    »Auf Wiedersehen, Leigh. Wir rufen dich an, wenn wir wieder da sind.«
    »Auf Wiedersehen, Daddy.« Ich ließ den Hörer langsam sinken. Mein Körper fing an, sich zu schütteln, und ich schluchzte trocken. Troy kam auf mich zugelaufen und umarmte mich.
    »Weine nicht, Leigh. Bitte, hör auf zu weinen.«
    »Ich werde nicht weinen, Troy.« Ich hielt einen Moment lang den Atem an und lächelte dann. »Es ist schon wieder gut. Komm«, sagte ich, »sehen wir nach, was Rye Whisky für mich richten kann.«
    Ich nahm ihn wieder an der Hand, und wir gingen.
    Am späten Nachmittag suchte mich meine Mutter. Sie kam sogar in Troys Suite, denn sie war neugierig darauf, wie der Tag mit meinem Vater verlaufen war. Es überraschte sie, daß er sich wieder verheiratet hatte, und sie wollte alles über seine neue Frau wissen. Ich erzählte ihr nicht, daß ich fortgelaufen war und die beiden hatte sitzenlassen.
    »Sie ist groß und dünn und hat eine lange, spitze Nase«, antwortete ich. Darauf lächelte sie. »Ihr Teint ist schlecht, und sie ist blaß und hat Pockennarben auf der Stirn, und ihr Haar sieht so aus, als würde sie es selten waschen. Es ist stumpf und hat viele graue Strähnen.«
    »Ich werde mein Haar nie grau werden lassen«, warf Mama schnell ein. »Es ist so überflüssig, daß eine Frau das über sich ergehen läßt.«
    »Sie hat überhaupt keine Figur«, fuhr ich fort und genoß es, die neue Frau meines Vaters schlechtzumachen, »aber Daddy mag sie, weil sie Buchhalterin und stets auf das Rationelle bedacht ist.«
    »Eine Frau ganz nach seinem Geschmack, das hätte ich mir denken können. Es muß gräßlich für dich gewesen sein, du armes Ding.«
    »Und sie hat eine eigene Familie mit erwachsenen Kindern!« rief ich.
    »Wirklich? Wie außerordentlich! Was ist aus ihrem ersten Mann geworden?« fragte sie.
    »Das haben sie mir nicht erzählt.«
    Sie nickte verständnisvoll. »Wirst du die beiden bald wiedersehen?«
    »Nein. Sie besuchen jetzt erst ihre Familie, und dann brechen sie zu einer Mischung aus Geschäftsreise und Flitterwochen auf.«
    Meine Mutter brach in Gelächter aus. Sogar Troy, der stumm neben seiner Eisenbahn gesessen und mir zugehört hatte, blickte mit einem verwirrten, aber breiten Lächeln im Gesicht auf.
    »Wenn ihm das nicht ähnlich sieht! Er macht aus seiner eigenen Hochzeitsreise etwas, was er von der Steuer absetzen kann.« Sie wollte Troys Zimmer schon verlassen, drehte sich dann aber doch noch einmal um. »Ach übrigens, hast du ihm erzählt, daß du für die Puppe Modell stehst?«
    Sie hatte sich bemüht, die Frage ganz nebensächlich klingen zu lassen, aber als ich sah, wie angespannt ihre Körperhaltung war, wurde mir plötzlich klar, daß meine Antwort sie nicht nur am Rande interessierte.
    »Ja.« Ich war nicht bereit, von mir aus näher darauf einzugehen. Wenn sie unbedingt wissen wollte, was ich Daddy erzählt hatte, dann sollte sie doch weiterfragen! Ich wollte es ihr nicht leichtmachen – sie hatte es mir schließlich auch nicht leichtgemacht.
    Sie musterte mich einen Moment lang versonnen. War das meine Einbildung, oder stand plötzlich äußerste Sorge in ihren Augen? Ich betrachtete sie genauer. Ja, die Augen drückten ganz

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