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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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unvergeßlich«, fügte sie hinzu, und ihre Stimme klang ganz aufgeregt.
    Die Sonne stand jetzt gerade über den Baumwipfeln, und als wir nach rechts auf einen Privatweg abbogen, fielen die Strahlen auf ein gewaltiges schmiedeeisernes Tor, das sich über uns wölbte und auf dem mit kunstvollen Verzierungen die Worte F ARTHINGGALE M ANOR standen. Ich schnappte nach Luft, als ich die Kobolde und Feen und Gnome sah, die zwischen den eisernen Blättern hervorlugten. Ich kam mir wirklich vor, als käme ich an einen ganz besonderen Ort, in ein verzaubertes Königreich. Schon ehe ich das große Haus vor uns aufragen sah, konnte ich Mamas Aufregung verstehen. Unsere Villa in der Stadt war geräumig und luxuriös, aber es war etwas ganz anderes, Morgen über Morgen von Land um sich zu haben und von Feldern, Hügeln und hohen Zäunen umgeben zu sein. In Boston lebten wir in einem vornehmen Stadtteil, aber hier… hier hatten wir eine Stadt ganz für uns, eine Welt ganz für uns.
    »Farthinggale Manor«, flüsterte ich. Diesen Worten haftete ein verzauberter Klang an. Es war, als veränderte sich die Welt um mich herum, wenn ich diesen Namen aussprach. Das Gras wirkte hier dichter, grüner und üppiger. Die meisten Rasenflächen in der Stadt hatten bereits begonnen, sich gelb und braun zu verfärben. Auf dem Weg hatte ich viele Bäume gesehen, die ihr goldenes und braunes Herbstlaub schon verloren hatten, doch auf dem Anwesen von Farthy klammerten sich die kostbaren Blätter an die Bäume, und die Sonne streichelte sie und ließ sie in ihrem hellen Schein wie Edelsteine funkeln. Ein Teil von Farthy schmiegte sich schutzsuchend an die Hügel, die es umgaben und die Bäume vor den rauhen Winden bewahrten, die vom Meer herüberwehten. Manche Blätter hielten derart still, als seien sie auf die Zweige gemalt worden.
    Ich sah mindestens ein halbes Dutzend Gärtner, die den Boden rechten und Pflanzen und Schößlinge zurückschnitten und pflegten. Einige knieten um glitzernde Fontänen herum, und in den Brunnen standen Statuen von Amor, Neptun und Venus. Dazwischen liefen andere Arbeiter herum, die Schubkarren mit Erde und Steinen zur Landschaftsgestaltung an ihre Bestimmungsorte brachten. Auf diesem Anwesen herrschte so viel Leben und Trubel, daß man kaum glauben konnte, daß es schon Ende Oktober und der Winter nahe war. Als wir die lange Zufahrt zum Haus hinter uns brachten, kam es mir vor, als seien Mama und ich wieder in den Frühling zurückgekehrt, als hätten wir die Zeit zurückgedreht oder seien in ein Königreich gelangt, in dem es nie trübe oder graue Tage gab.
    Und dann blickte ich zu dem gewaltigen Haus auf und fand es nur um so richtiger, daß ich mir diesen Ort als ein Königreich aus einem Märchen vorstellte. Das graue Steingebäude hatte Ähnlichkeit mit einem Schloß. Das Dach war rot und stieg steil an, und Türmchen und kleine rote Brücken verbanden Teile des hohen Firstes, die andernfalls unzugänglich gewesen wären. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, was für einen Ausblick man von den Fenstern in den oberen Stockwerken haben mußte. Gewiß konnte man von dort aus das Meer sehen.
    Als wir näher und immer näher kamen, schien das Haus noch höher und noch breiter zu werden. Ich vermutete, es müsse mindestens so groß sein wie ein halber Straßenzug in der Stadt. Unser Stadthaus hätte leicht hineingepaßt, und es wäre noch Platz für etliche andere gewesen. Als wir näher kamen, richtete Mama ihren Blick auf mich, weil sie auf meine Reaktion gespannt war. Sie sagte nichts und fuhr direkt auf die breite Steintreppe zu, die auf eine enorme gewölbte Eingangstür zuführte, die so dick und so schwer aussah, daß ich mir vorstellte, daß zehn Männer nötig gewesen waren, um sie dorthin zu bringen.
    »Wir sind da«, erklärte Mama und schaltete den Motor aus. Fast im selben Augenblick kam ein Bediensteter zum Wagen, um ihr die Tür aufzuhalten. Es war ein großer, dunkelhaariger Mann, vielleicht erst Anfang Zwanzig. Er trug die Livree eines Chauffeurs und nahm seine Mütze ab, als wir aus dem Wagen ausstiegen.
    »Guten Tag, Miles«, grüßte Mama. »Das ist meine Tochter Leigh.«
    Miles warf einen schnellen Blick auf mich. Ich fand, daß er ziemlich schüchtern wirkte, aber er war nett, und ich versuchte mir einen Moment lang vorzustellen, wie es wohl wäre, ihn als festen Freund zu haben. Nervös fragte ich mich, ob er mich hübsch fand, und dabei wurde ich unwillkürlich knallrot. Ich wußte nicht, ob

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