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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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mir jetzt bloß nicht mit so was – Leigh, geh in dein Zimmer und wasch dich. Ich werde dem Mädchen sagen, daß es deinen Anzug augenblicklich zur Reinigung bringt, damit wir sehen, ob sich noch etwas retten läßt.«
    »Mama, es war nicht Daddys Schuld. Ich habe einfach nicht aufgepaßt. Ich…«
    »Natürlich war es seine Schuld«, beharrte sie und funkelte ihn wütend an. »Wenn er dich nicht dorthin mitgenommen hätte, und das hat er getan, dann wäre es gar nicht erst dazu gekommen.«
    »Aber ich wollte doch mitgehen, Mama. Ich wollte die Motoren sehen und…«
    »Du wolltest die Motoren sehen?« Sie verdrehte die Augen. »Sieh dir nur an, was du aus ihr machst«, rief sie und streckte mir ihre Handflächen entgegen, als hätte ich mich da, wo ich stand, in irgendein widerliches Geschöpf verwandelt. Daddy schloß nachsichtig die Augen.
    »Es schadet nichts, wenn sie darüber Bescheid weiß, wie das Schiff funktioniert und was kaputtgehen kann. Es wird noch einmal ein Tag kommen…«
    »Es wird noch einmal ein Tag kommen, an dem all das sein Ende findet«, fauchte Mama. Sie zerrte mich zu meiner Suite und ließ Daddy einfach stehen. Er tat mir schrecklich leid, aber Mama war aufgebracht und schnatterte unerbittlich weiter vor sich hin, daß er meine Chancen ruinierte, eine Debütantin und eine begehrenswerte junge Frau zu werden. Sie sagte, er »ersticke meine Weiblichkeit«.
    Ich versuchte, ihn zu verteidigen, aber sie hörte nicht auf mich. Ich streifte eilig den Anzug ab und zog mir etwas anderes an, während sie fortging, um die Shorts und die Bluse mit dem Maschinenöl von einem der Mädchen wegbringen zu lassen. Als ich aus meiner Suite kam, war Daddy schon fort. Für den Rest des Tages ging es mir schrecklich schlecht, weil ich glaubte, es sei alles nur meine Schuld gewesen. Oh, warum hatte ich bloß nicht besser aufgepaßt? Warum interessierte ich mich nicht so sehr für meine Kleidung und mein Aussehen, wie sich Mama darum sorgte? Meine zerbrechliche Welt wurde rundum von Sprüngen überzogen, aber ich versuchte verzweifelt, sie zusammenzuhalten.
    Ich konnte mich nicht erinnern, schon einmal erlebt zu haben, daß Mama Daddy derart angeschrien hatte, aber auch nicht, daß Daddy so verlegen und wütend gewesen war. Diese Kreuzfahrt, die dazu gedacht war, Mama glücklich zu machen und Daddy aufzuheitern, indem sie sich günstig auf seine Geschäfte auswirkte, erwies sich für uns alle als eine Katastrophe.
    Am Abend wurde alles noch schlimmer, als Mama schrecklich seekrank wurde. Sie kam nicht nur zum Abendessen nicht aus ihrer Kabine, sondern sie erschien auch zu keiner der abendlichen Veranstaltungen, auch nicht zu dem Ball, obwohl Bälle eigentlich zu den wenigen Dingen gehörten, die ihr Spaß machten. Jedesmal, wenn ich in ihre Suite kam, fand ich sie nur ächzend und stöhnend vor.
    »Warum habe ich bloß eingewilligt? Warum bin ich bloß auf dieses Schiff gegangen? Ich wünschte, ich könnte mich in Luft auflösen«, jammerte sie. Es gab nichts, womit ich ihr hätte helfen können. Der Schiffsarzt wurde zweimal gerufen. Er gab ihr ein Medikament, doch am nächsten Tag ging es ihr auch nicht viel besser, und wieder einmal wollte sie nicht aufstehen. Ich ging hinunter, um ihr etwas vorzulesen und ihr Gesellschaft zu leisten. Sie war äußerst niedergeschlagen, weil sie so blaß und kränklich aussah, daß selbst die größten Mengen an Schminke nichts dagegen ausrichten konnten.
    »Ich will noch nicht einmal von den Dienstboten gesehen werden«, rief sie. »Ich werde Wochen brauchen, um mich davon wieder zu erholen«, behauptete sie. »Wochen!« Sie zog an ihren Haarsträhnen. »Sieh dir nur an, was mit mir geschieht. Sieh dir das an!«
    »Aber, Mama, so ist es dir doch noch nie gegangen. Warum wirst du auf dieser Reise seekrank?« fragte ich. Sie sah mich mit einem scharfen Blick an und kniff die Augen einen Moment zusammen. Dann ließ sie sich auf ihr dickes, flauschiges Kissen zurücksinken, verschränkte die Arme unter dem Busen und schmollte.
    »Woher soll ich das wissen? Bisher habe ich einfach nur Glück gehabt.« Sie fiel jetzt über mich her. »Ich nehme an, du kannst dich nicht mehr an deine erste Atlantiküberfahrt erinnern, oder?« Ihr Tonfall war beißend, als hätte ich ihr vorgeworfen, sie stellte sich nur krank, und jetzt wollte sie mich dafür bestrafen. »Die beiden ersten Tage war dir so schlecht, daß ich dachte, wir müßten mit dem ganzen Dampfer umkehren und nach Boston

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