Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung
klammerte sich an mich, und ich klammerte mich an ihn.
8. K APITEL
L ÜGEN , L ÜGEN , L ÜGEN
Ich hörte die Rufe und schrie aus voller Kehle zurück, überanstrengte meine Stimmbänder, bis mir die Kehle weh tat. Noch ein Ruf ertönte, und dann wieder einer. Ich erkannte Tonys Stimme, und dann hörte ich ihn Anweisungen an andere herausschreien. Plötzlich tauchte durch das Schneetreiben ein stämmiger älterer Mann vor uns auf, und der kleine Troy rief: »Boris!«
Der freundliche Gärtner eilte auf uns zu.
»Ist alles in Ordnung, Miß?«
»Ja, mir ist nur… kalt, sehr… kalt«, sagte ich zitternd.
»Das ist ja klar. Kommen Sie, lassen Sie mich Master Tatterton tragen«, erbot er sich, und Troy streckte ihm eifrig die Arme entgegen. »Folgen Sie mir einfach, Miß. Bleiben Sie dicht hinter mir«, riet Boris. Das brauchte er mir nicht zweimal zu sagen. Ich klammerte mich regelrecht an seinen Mantel, als er uns aus dem Irrgarten führte. Tony und Miles warteten am Eingang.
»Was ist passiert? Warum seid ihr in den Irrgarten gegangen?« fragte Tony augenblicklich. Anstelle einer Antwort fing ich an zu weinen. Sein Gesicht wurde sofort milder. »Fehlt dir etwas?«
»Ich friere schrecklich«, sagte ich. Meine Beine fühlten sich taub an, und meine Zehen schmerzten. In den Wangen spürte ich eine seltsame Mischung aus Hitze und Kälte, die mich erschreckte.
»Bringen wir sie ins Haus«, befahl Tony. Er legte seinen Arm um meine Schultern, und er und ich, Miles und Boris, der Troy immer noch trug, eilten durch den Schneesturm zurück zu dem großen Haus. Mama kam in dem Moment aus dem Musikzimmer, in dem Curtis die Haustür öffnete. Sie wirkte verwirrt.
»Sie haben sich im Irrgarten verlaufen«, erklärte Tony eilig.
»Im Irrgarten!« Ihr Gesicht verzerrte sich gequält.
»Mrs. Hastings, bringen Sie Troy bitte in seine Suite, und bereiten Sie ihm ein warmes Bad vor«, ordnete Tony an. »Er ist sehr anfällig für Erkältungen.« Mama starrte mich an. Ihr Gesicht war immer noch ungläubig verzerrt, mit wildem Blick und leicht geöffnetem Mund. Sie schüttelte den Kopf, als wolle sie nicht wahrhaben, was hier geschah. »Jillian«, sagte Tony und nahm ihre Hand, »Leigh sollte auch ein warmes Bad nehmen. Sie war nicht sehr warm angezogen.«
»Ich kann es einfach nicht glauben. Warum bist du in den Irrgarten gegangen, Leigh?« nahm sie mich in die Mangel.
Meine Zähne klapperten, und meine Handschuhe trieften vor Nässe, ebenso wie meine Schuhe und Strümpfe. Geschmolzener Schnee tropfte aus meinem Haar und rann an meinen Wangen herunter, über meine Stirn und in mein Genick. Ich fühlte mich, als sei Troys Schneemann zum Leben erwacht und streiche mit seinen Fingerspitzen über meinen Körper, um mich zu martern.
»Ich… wir… wollten abgeschnittene Zweige von der Hecke suchen und…«
»Jillian, du solltest sie in ein warmes Bad stecken«, wiederholte Tony.
»Aber Tony hat dich doch davor gewarnt, in den Irrgarten zu gehen, und es war auch nicht der rechte Zeitpunkt für solche Unternehmungen. Während all diese Leute hier sind«, sagte sie und drehte sich um, als seien wir von der Hochzeitsgesellschaft umgeben. »Wir waren außer uns vor Angst und haben euch gesucht. Was für eine Peinlichkeit«, sagte sie und schlug sich die Hände vors Gesicht wie jemand, der sich auf die Art verstecken möchte.
»Das Mädchen friert uns hier fest«, drängte Tony.
»Was?«
»Jillian, sorg dafür, daß sie ein warmes Bad nimmt und sich umzieht.«
Mama schüttelte den Kopf. »Ich kann einfach nicht glauben, daß du mir das angetan hast, Leigh. Ich kann es nicht glauben«, wiederholte sie mit immer schrillerer Stimme.
Tony packte mich am linken Ellbogen und zerrte mich zur Treppe. Ich sah mich noch einmal nach Mama um, die mich immer noch voller Erstaunen anstarrte. Eine der Brautjungfern, Cecilia Beson, stand direkt hinter ihr. Mama drehte sich zu ihr um.
»Ist das zu fassen?« stöhnte Mama. Cecilia sah mir nach, sagte aber nichts, als Tony mich die Treppe hinaufzerrte. Er brachte mich schnell in meine Suite und half mir im Wohnzimmer aus meinem kalten, nassen Mantel. Dann warf er ihn über das Sofa und lief sofort durch das Schlafzimmer zum Bad.
»In deinem Kleiderschrank findest du einen Frotteebademantel mit dem Wappen von Farthinggale Manor«, sagte er und gestikulierte in die Richtung. »Und jetzt sieh zu, daß du so schnell wie möglich aus diesen nassen Sachen kommst.«
Im
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