Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung
schlug die Augen auf.
Mama ist endlich doch noch zu mir gekommen, dachte ich.
»Ja?«
Die Tür ging auf, aber es war nicht Mama. Es war Tony. Er steckte den Kopf durch den Türspalt.
»Du hast den Bademantel vergessen«, sagte er und machte die Tür weiter auf. Ich ließ mich so tief wie möglich in das Wasser sinken. Der Badeschaum verbarg weitgehend meine Nacktheit, und doch fühlte ich mich gräßlich entblößt und war furchtbar verlegen, als er eintrat, um den Bademantel an einen Haken zu hängen. »Wie ist es?«
»Es tut gut.«
»Das wußte ich«, sagte er und sah auf mich herunter.
Ich verstand nicht, daß er meine schreckliche Verlegenheit nicht bemerkte, aber er benahm sich, als sei er wirklich mein Vater. »Mach dir keine Gedanken. Troy wird es auch gut überstehen«, sagte er, als glaubte er, das sei der Grund für mein Unbehagen.
»Ich dachte, wir könnten uns nicht verlaufen, weil wir unseren eigenen Fußspuren im Schnee folgen könnten, aber der Schnee ist so dicht gefallen, daß er alle Spuren verwischt hat und…«
»Mach dir keine Gedanken mehr«, sagte er und kniete sich neben die Wanne. »Ist das Wasser denn noch warm genug?« Er hielt seine Finger ins Wasser, wenige Zentimeter von meinem Oberschenkel. »Ja, es geht noch. Du kommst doch jetzt allein zurecht, oder nicht?«
»Natürlich«, sagte ich eilig. Ich verschränkte die Arme über meinen Brüsten.
»Ich könnte dir den Rücken schrubben. Ich bin Experte, wenn es darum geht, Rücken zu schrubben«, fügte er noch hinzu und lächelte breit.
»Nein. Ich steige auch gleich wieder aus der Wanne.«
»Laß dir ruhig Zeit. Du bist doch nicht verlegen, oder? Wir sind doch jetzt eine Familie«, sagte er. »Wir werden einander so nah und vertraut sein, wie es nur irgend geht, als hätten wir unser ganzes bisheriges Leben miteinander verbracht. Du wirst es ja sehen.« Er beugte sich vor, um mir einen zärtlichen Kuß auf die Stirn zu geben, und dabei nahm er mein Gesicht in seine Hände. Dann sah er mich aus nächster Nähe an, und seine Augen leuchteten in ihren Tiefen. Schließlich stand er auf und trocknete sich die Hände ab.
»Jedenfalls ist es gut, daß du das meiste, was du brauchst, schon hier hast. Soll ich dir irgend etwas Bestimmtes bringen? Ich kann nämlich auch ganz gut den Kammerdiener spielen«, scherzte er mit einem amüsierten Lächeln.
»Nein, danke.«
Er nickte, sah mich aber weiterhin an.
»In Ordnung«, sagte er schließlich. »Dann werde ich mich jetzt um deine Mutter und um Troy kümmern.«
Ich hatte den Atem angehalten und stieß einen tiefen Seufzer aus, als er das Bad verließ. Mein Herz klopfte heftig. Kein Mann hatte mich je nackt gesehen, selbst Daddy nicht mehr, seit ich zehn Jahre war, und hier lag ich jetzt und war nur von diesem warmen schaumigen Wasser bedeckt, und Tony war nur Zentimeter von mir entfernt gewesen. Es war schrecklich demütigend gewesen, und doch hatte es mich auch auf eine Weise erregt, die ich nicht für möglich gehalten hatte. Wieder schloß ich die Augen, und in dem Moment, in dem ich das tat, sah ich seine blauen Augen vor mir, die forschend in mein Gesicht sahen und deren eindringlicher Blick fast wie eine Berührung war.
Als ich den eingeseiften Waschlappen auf meine Brüste legte, stellte ich erstaunt fest, wie hart meine Brustwarzen geworden waren. Lag das jetzt an der Kälte und der Hitze, oder hatte es etwas mit diesem Prickeln zu tun, das an meinen Oberschenkeln hinauf lief und sich bis in meinen Bauch fortsetzte, wenn ich an Tonys Finger im Wasser dachte, die nur wenige Zentimeter von meinem nackten Körper entfernt gewesen waren?
Ehe ich dazu kam, genauer darüber nachzudenken, stürzte Mama ins Bad. Sie hatte ihre Fassung wiedergefunden, war aber noch immer sehr böse.
»Wie konntest du nur eine solche Dummheit anstellen, Leigh? Ausgerechnet du, ein so kluges Mädchen?« fragte sie und lief auf und ab.
»Ich dachte, es könnte nichts passieren. Wir hätten unseren eigenen Fußabdrücken im Schnee folgen können und…«
»Bei einem Schneesturm müßt ihr da hineinlaufen. Ausgerechnet. Was hast du dir dabei bloß gedacht? Hast du das mit Absicht getan? Wolltest du mich in Verlegenheit bringen, weil dir dein Vater leid tut? Oder hat man dir heute vielleicht nicht genug Aufmerksamkeit gewidmet, ist es das? Vielleicht ist es dir immer noch nicht genug, daß Tony dir diese wunderschönen Zimmer eingerichtet hat. Die kleine Prinzessin mußte auch noch Ärger machen, damit
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