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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Mama, das stimmt nicht«, protestierte ich.
    »Doch, aber das macht nichts. Mir macht das nichts aus. Es ist ein Wunder, daß sie überhaupt irgend jemanden leiden kann. Und jetzt bitte«, sagte Mama, »zieh kein langes Gesicht. Ich weiß, daß sie sowieso schon entsetzt über meine Scheidung und diese schnelle Wiederverheiratung ist, aber wenn sie dich dann auch noch mit einer Jammermiene herumlaufen sieht…«
    »Ich werde nicht mit einer Jammermiene herumlaufen«, behauptete ich und drehte mich schnell um, damit sie meine Augen nicht sehen konnte.
    »Gut. So ist es brav, mein kleiner Schatz«, schmeichelte sie. »So, was wollte ich denn gerade? Ach ja, ich wollte die Dienstboten vorwarnen«, sagte sie und eilte aus meinem Zimmer.
    Großmama Jana traf kaum zwei Stunden später ein und klagte bitterlich über Flugzeuge, Züge und Taxis, als sie das Haus betrat. Vor ihr trat ein Taxifahrer ein, der sich mit ihrem Gepäck abmühte, und ich hörte, wie sie ihn anschrie, als er mit einer Tasche an die Tür stieß. Clarence eilte hinzu, um dem armen Kerl zu helfen.
    Es war kaum zu glauben, daß eine ältere Frau, die kaum einen Meter fünfzig maß und klapperdürr war, erwachsene Männer derart einschüchtern konnte, daß sie zusammenzuckten und stotterten. Ihre Stimme zischte wie eine Peitsche durch die Luft, wenn sie wütend war, und ihre kleinen, scharfen Augen sprühten Funken. Sie hatte ihr silberblondes Haar so eng zu einem Knoten zurückgebunden, daß die Haut an ihren Augenwinkeln und auf ihrer Stirn gestrafft wirkte, und das betonte nur noch ihr forsches, unwilliges Auftreten. Sogar Mama wirkte eingeschüchtert und wich zurück, als Großmama Jana ihren Gehstock bedrohlich durch die Luft schwenkte und den Fahrer beschimpfte, der es kaum erwarten konnte, sich von Clarence ablösen zu lassen. Ich stand auf der Treppe und sah zu.
    »Diese Gepäckstücke haben die Gorillas überlebt, die sie am Flughafen abgefertigt haben. Ich habe nicht die Absicht, sie mir beim Betreten des Hauses meiner Tochter ruinieren zu lassen«, kreischte sie, als der Fahrer aus dem Haus lief.
    »Hallo, Mutter«, sagte Mama. Sie drückte sie steif an sich, während Großmama Jana Clarence im Auge behielt, der sich jetzt so geschickt wie möglich auf der Treppe mit ihrem Gepäck abmühte. Dann fiel ihr Blick auf mich.
    »Steh nicht rum, Kind. Begrüße deine Großmutter«, forderte sie mich auf. Ich eilte die restlichen Stufen hinunter. Großmama Jana nahm mich richtig in die Arme und gab mir einen Kuß, der mich bis ins Herz wärmte, und dann hielt sie mich auf Armeslänge von sich. »Meine Güte, das ist ja kaum zu glauben. Du bist fast dreißig Zentimeter gewachsen, und wie ich sehe, bist du auch rundlicher geworden.«
    »Soviel bin ich nicht gewachsen, Großmama«, widersprach ich lächelnd. Sie murrte und drehte sich zu Mama um.
    »Ehe ich mich hier häuslich einrichte, will ich hören, was bei euch vorgeht… bis in alle Einzelheiten«, befahl sie. Mamas Lippen zitterten, als sie sich zu einem Lächeln zwang. Großmama sah sich um. »Ich glaube kaum, daß Cleave sich noch in seinem eigenen Haus aufhält«, sagte sie.
    »Nein, er ist auf Reisen.«
    »So, so«, sagte Großmama. Sie ging direkt auf die Tür von Daddys Büro zu, riß sie auf und deutete mit ihrem Gehstock hinein. Mama warf einen schnellen Blick auf mich und hoffte, daß ich ihr zu Hilfe kam, aber ich war genauso schockiert wie sie über Großmama Janas barsches Auftreten.
    »Willst du nicht vielleicht erst eine Tasse Tee? Oder möchtest du dich frischmachen, Mutter?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht. Wir werden uns in Cleaves Büro unterhalten«, beharrte sie und ging voran. »Jillian!« schrie sie.
    »Schon gut, Mutter.« Mama schüttelte hilflos den Kopf und folgte Großmama Jana in Daddys Büro. Was hatte ihr Mama bloß über die Scheidung und ihre bevorstehende Heirat erzählt, das sie so aufgebracht hat? fragte ich mich.
    »Mach die Tür hinter dir zu«, befahl Großmama Jana, als Mama Daddys Büro betrat. Mama schloß die Tür, aber sie machte sie nicht richtig zu, und sie stand gerade noch so weit auf, daß ich ihre Stimmen hören konnte. Ich sah die Treppe hinauf, als Clarence wieder herunterkam und sich das Gesicht abwischte. Er lächelte mich an und ging. Jetzt war niemand mehr in der Eingangshalle. Ich kam nicht gegen meine Neugier an. Ich setzte mich auf die Bank, die direkt links neben der Tür zu Daddys Büro stand, und tat so, als würde ich darauf warten, daß

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