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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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kräftig genug, um mit mir zu schlafen, und dann wird mir mangelnde Selbstbeherrschung vorgeworfen?«
    »Würdest du bitte deine Stimme senken, oder willst du etwa, daß die Hausangestellten das hören?« zischte Mama. »Ich sagte dir doch«, fügte sie in einem sanfteren Tonfall hinzu, »daß ich noch ein wenig Zeit brauche. Bitte, Tony, bitte, bring Verständnis dafür auf. Schlaf heute nacht wieder in deinem Zimmer. Vielleicht morgen…«
    »Ich fürchte, morgen wirst du einen neuen Vorwand finden«, sagte er mit einer Stimme, die niedergeschlagen klang. »Ich weiß nicht, wofür du dich aufsparen willst«, fauchte er dann plötzlich. »Oder gehst du etwa davon aus, eines Tages einen noch jüngeren Ehemann zu haben?«
    Ehe ich mich umdrehen und gehen konnte, stürmte er aus Mamas Schlafzimmer. Er blieb stehen, als er mich mit weitaufgerissenen Augen dastehen sah. Sein Gesichtsausdruck wurde etwas sanfter, doch er sagte nichts. Er ging einfach weiter. Ich wartete ein paar Minuten, bis ich eintrat. Ich tat so, als hätte ich kein Wort gehört.
    »Denk an das Versprechen, das du mir gegeben hast, Leigh«, sagte sie noch, ehe ich ging. »Du wirst sooft wie möglich nach Hause kommen und möglichst viel Zeit mit Tony verbringen. Ich brauche Hilfe, wenigstens zu Beginn meiner neuen Ehe.«
    »Aber, Mama, er wird seine Zeit nicht mit mir verbringen wollen. Er hat dich geheiratet; er will mit dir zusammen sein.«
    »Er braucht ganz einfach Gesellschaft. Du wirst es ja sehen. Ach, du meine Güte«, sagte sie und sah sich im Spiegel an. »Durch diese schrecklichen Anspannungen habe ich doch wirklich Tränensäcke unter den Augen.«
    Ich sah keine Tränensäcke.
    »Ich muß heute nacht unbedingt lange schlafen. Gute Nacht, mein Liebling, und ich wünsche dir einen guten Anfang in deiner neuen Schule.«
    »Aber kommst du denn nicht auch mit?« Mein Herz überschlug sich vor Angst.
    »Bitte, Leigh. Du brauchst mich nicht. Tony wird sich um alles kümmern, wie er es versprochen hat. Er bringt dich hin und redet mit der Schulleiterin, und er sorgt dafür, daß du dich dort wohl fühlst und einen guten Einstieg hast. Dann macht er sich gleich auf den Weg ins Büro. Es wird schon alles klappen…« .
    »Aber…«
    »Ich muß mich jetzt dringend ausruhen.« Sie schaltete ihre Leselampe aus. »Gute Nacht, Leigh.«
    Ich wandte eilig meinen Blick ab, und ich war angewidert und wütend – vielleicht noch wütender als Tony. Sie war so wild entschlossen, mich zu einer Art Schwester zu machen, daß ich in ihrer Vorstellung wirklich ihre Schwester und nicht ihre Tochter war. Sie würde nichts von allem tun, was andere Mütter taten; jedenfalls nicht, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ. In dem Moment verabscheute ich sie, und ich verabscheute sie für alles zugleich – für den Schmerz und das Leiden, das sie Daddy und mir mit ihrer Scheidung zugefügt hatte, für ihren Egoismus und dafür, daß sie mich in all diesen Jahren belogen hatte. Ich war so wütend, daß ich lange nicht einschlafen konnte.
    Als ich die Augen aufschlug, fand ich Tony vor, der an meinem Bett stand und lächelnd auf mich heruntersah. Es machte ganz den Eindruck, als stünde er schon eine Weile dort. Ich hatte mich im Lauf der Nacht unruhig herumgewälzt, und meine Bettdecke hatte sich um meine Taille gewickelt. Der Ausschnitt meines Nachthemds war heruntergerutscht und legte meine Brüste fast vor seinen Augen frei.
    »Guten Morgen«, sagte er. »Ich wollte dich nicht erschrecken, aber heute morgen müssen wir pünktlich sein. Ich möchte in etwa einer Stunde aufbrechen, in Ordnung?«
    Ich nickte eilig und zog mir die Decke bis ans Kinn.
    »In zwanzig Minuten werde ich Miles raufschicken, damit er dein Gepäck holt. Wir sehen uns dann beim Frühstück«, sagte er und ging.
    Ich stand schnell auf, stellte mich unter die Dusche und zog mich an. Auf dem Weg zum Frühstück stellte ich fest, daß die Türen zu Mamas Suite noch fest verschlossen waren. Ich machte mir gar nicht erst die Mühe, zu ihr zu gehen, um mich zu verabschieden.

 
    11. K APITEL
     
    W INTERHAVEN
     
     
     
    Es war ein sehr klarer Morgen, als wir nach Boston und zu meiner neuen Schule aufbrachen, doch als ich aus dem Haus trat, war die Luft so kalt, daß ich mir vorkam, als sei ich in einen Kühlschrank gestiegen. Die strahlende Sonne spiegelte sich auf dem festgefrorenen Schnee wider, und ich mußte die Augen zusammenkneifen. Tony lachte und reichte mir seine Sonnenbrille.
    »Hier, setz die

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