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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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auf. Ich habe noch eine andere im Wagen liegen«, sagte er.
    Auf dem Sitz lagen ein Wall Street Journal und ein dicker Ordner mit Papieren. »Im allgemeinen lese und arbeite ich auf dem Weg in die Stadt«, erklärte er. »Aber heute werde ich all das bleiben lassen, denn schließlich habe ich eine hübsche Begleiterin.«
    Ich wandte den Blick eilig ab. Ich wußte, daß er nett zu mir sein wollte, weil er gemerkt hatte, wie sehr es mich störte, daß Mama nicht mitkam, aber ich fühlte mich in dem Moment weder hübsch, noch war ich gut aufgelegt.
    »In Winterhaven wird es dir bestimmt gefallen«, sagte er, als Miles losfuhr. »Das Hauptgebäude war früher einmal eine Kirche, und der Glockenturm steht noch. Er läutet jede Stunde, und in der Abenddämmerung gibt es ein Glockenspiel.
    Sämtliche Gebäude haben Namen und bilden einen Halbkreis. Es gibt einen unterirdischen Gang, der die fünf Gebäude miteinander verbindet. Die Schülerinnen benutzen ihn, wenn der Schnee so hoch liegt, daß er einem das Laufen erschwert. Du wirst im Hauptgebäude untergebracht, der Beecham Hall. Dort sind die Schlafräume und die Speiseräume, und auch die Versammlungen werden dort abgehalten.«
    »Wenn es eine reine Mädchenschule ist, wie kommt es dann, daß du so viel darüber weißt, Tony?« fragte ich mit scharfer Stimme. Ich hatte nicht vor, meine Wut an ihm auszulassen, aber ich konnte mich nicht bremsen. Er lächelte und sah lange aus dem Fenster. Ich dachte schon, er würde es mir nicht erklären, doch dann wandte er sich wieder zu mir um, und seine Augen waren verhangen.
    »Ich kannte einmal ein Mädchen, das dort in die Schule gegangen ist«, erwiderte er mit sanfter Stimme.
    »Ach? War sie etwa deine Freundin?« fragte ich verdrossen. Er hörte entweder nicht, wie gereizt und sarkastisch mein Tonfall war, oder er zog es vor, darüber hinwegzusehen. Er lächelte noch breiter und nickte.
    »Ja. Sie war ein sehr, sehr hübsches, ganz reizendes Mädchen… fast schon wie ein Engel, fand ich. Sie war niemals unglücklich, aber sie hatte so viel Mitgefühl und Liebe in sich, daß sie weinte, wenn sie hörte, daß eine Maus in eine Falle gegangen ist.« Seine Augen wurden immer träumerischer, als die Erinnerungen an sie erwachten. »Sie hatte eine zarte Stimme und ein kleines herzförmiges Gesicht. Sie war kindlich, unschuldig und sehr zart. Wenn ich auch noch so traurig oder niedergeschlagen war – ich brauchte sie nur zu sehen, und wenige Momente später war ich wieder glücklich und munter.«
    »Was ist aus ihr geworden?« Ich fragte mich, warum er einen so wunderbaren Menschen nicht geheiratet hatte.
    »Sie ist bei einem Autounfall in Europa ums Leben gekommen, während sie mit ihren Eltern verreist war… auf einer dieser heimtückischen Gebirgsstraßen. Ich kannte sie eigentlich erst kurze Zeit, aber… jedenfalls«, sagte er hastig, »ist sie in Winterhaven zur Schule gegangen, und ich habe sie dort getroffen, und deshalb kenne ich mich so gut aus.
    Genaugenommen hat mich Jillian sehr an sie erinnert. Sie hat auch dieses perfekte Gesicht, diese Zartheit, die die Künstler suchen. Du hast sie auch, Leigh«, fügte er hinzu und drehte sich schnell wieder zu mir um.
    »Ich? Nein, ich sehe Mama nicht besonders ähnlich. Meine Augen liegen zu dicht beieinander, und meine Nase ist viel zu groß.«
    »Unsinn«, beharrte er. »Du bist zu bescheiden. Es wäre nicht schlecht, wenn ein Teil davon auf deine Mutter abfärben würde«, sagte er mit einer verblüffenden Bitterkeit. »Sie bringt mich um den Verstand, das kann ich dir versichern. Aber das ist wohl ganz und gar mein Problem. Heute müssen wir nur an dein Wohlergehen denken und daran, daß du glücklich wirst.« Er lehnte sich zurück, um den Ausblick zu genießen.
    War ich zu bescheiden? Wurde ich wirklich allmählich hübscher, oder sagte Tony das nur, weil er mich aufheitern wollte? Außer Daddy hatte mich eigentlich noch kein Mann derart mit Komplimenten überhäuft. Lag das daran, daß ich noch so jung war, oder daran, daß Väter und Stiefväter immer so was sagten? Fest stand, daß mein Haar so seidenweich schimmerte wie Mamas und auch so schön war, und wir hatten dieselbe Augenfarbe. Erhoffte ich mir zuviel, wenn ich dachte, ich könnte vielleicht eines Tages so schön wie sie werden?
    »Da«, sagte Tony und deutete mit dem Finger nach vorn, als wir auf die Schule zukamen. »Siehst du jetzt, was ich meine?«
    Winterhaven machte wirklich einen eleganten Eindruck und

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