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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Und jetzt, da sie einen Mann gefunden hatte, der ihr ergeben war, der sie anbetete, fühlte sie sich davon bedroht. Wie verwirrend das alles doch war!
    Sie schwieg einen Moment, als sie eine winzige Falte unter ihren Augen betrachtete. Dann seufzte sie und steckte ihren Finger in eine Dose Hautcreme.
    »O Leigh«, sagte sie, als sie sich die Creme ins Gesicht massierte und dabei in den Spiegel sah, »ich fürchte, du wirst öfter, als ich es vorhergesehen hatte, an den Wochenenden von Winterhaven nach Hause kommen müssen. Tony möchte weiterhin an den Wochenenden skilaufen gehen, und er erwartet von mir, daß ich drei Tage dahin und drei Tage dorthin mit ihm fliege. Ein solches Tempo wird mich altern lassen.«
    Sie drehte sich wieder zu mir um und nahm erneut meine Hände in ihre.
    »Du wirst mir doch helfen, nicht wahr? Du wirst doch auch einige Zeit mit ihm verbringen und ihn ablenken. Ein junges Mädchen hat viel mehr an Energie. Vielleicht gelingt es dir, ihn zu erschöpfen, damit er nachts nicht mehr wie ein Casanova zu mir kommt. O bitte, Leigh, sag, daß du das für mich tust.«
    Ich wußte nicht, was ich dazu sagen sollte. Aber ich sah, wie sehr sie sich wünschte, daß ich ja sagte.
    »Ja, das werde ich tun, Mama. Ich werde oft nach Hause kommen.«
    »Danke, Leigh. Ich danke dir. Ich wußte doch, daß du alt genug bist, um das zu verstehen.« Sie drückte mich schnell an sich. »Es ist so wunderbar, eine Tochter zu haben.
    Und jetzt laß dir all die Dinge zeigen, die ich in Europa gekauft habe. Ich habe dir auch ein paar hübsche Pullover mitgebracht. Haben dir deine Weihnachtsgeschenke gefallen?« fragte sie im selben Atemzug. »Ich habe gesehen, daß dein Vater dir etwas geschickt hat. Was war es?« fragte sie barsch, und ihre Augen zogen sich argwöhnisch zusammen.
    »Dieses Medaillon«, sagte ich und hielt es ihr hin. Sie warf einen flüchtigen Blick darauf, forderte mich aber nicht auf, es zu öffnen.
    »Sehr hübsch«, sagte sie und wandte sich all den Dingen zu, die sie aus Europa mitgebracht hatte.
     
     
    Troys Gesundheitszustand machte Fortschritte, und am folgenden Tag ging es ihm schon wesentlich besser. Ich begleitete Tony noch einmal, als er ihn besuchte, ehe meine Schule in Winterhaven begann. Mama blieb all ihren Gelübden treu. Schönheit wurde ihre Religion; sie betete ihr eigenes Spiegelbild an und war panisch darauf bedacht, die Spannkraft wiederzugewinnen, von der sie behauptete, sie in ihren Flitterwochen eingebüßt zu haben. Nicht nur, daß sie sich energisch weigerte, ins Krankenhaus mitzukommen, nein, sie stand jetzt auch jeden Morgen später auf als am Vortag und verbrachte dann Stunden vor ihrer Frisierkommode, ehe sie die Treppe herunterkam, um zu frühstücken und anderen unter die Augen zu treten.
    Ich merkte, daß Tony sich immer mehr über sie ärgerte und morgens die Treppe hinauf sprang, um sie dazu zu bringen, mit uns zu frühstücken. Wenn er zurückkam, zog er ein langes Gesicht und senkte ergeben die Lider. Am letzten Abend, ehe ich mein Schuljahr in Winterhaven beginnen sollte, hörte ich dann, wie sie ihre erste heftige Auseinandersetzung hatten. Ich hatte nicht vor zu lauschen, aber ich war gerade auf dem Weg zu Mama, um mit ihr zu besprechen, was ich in die Schule mitnehmen sollte. Es war kurz nach neun Uhr abends, doch Mama hatte sich bereits in ihre Suite zurückgezogen, um sich auszuruhen und einen ihrer Liebesromane zu lesen, etwas, was sie in der letzten Zeit immer häufiger tat. Ich hatte ihr Wohnzimmer gerade betreten, als ich Tony sagen hörte: »Wir könnten ebensogut nicht verheiratet sein.« Ich blieb erstarrt stehen. Er schrie sie nicht an; es war eher ein Flehen.
    »Ich lasse nicht zu, daß du mit deiner Lust meiner Gesundheit schadest«, erwiderte Mama.
    »Aber, Jillian, es gefährdet deine Gesundheit nicht, mit mir zu schlafen. Wenn überhaupt, dann solltest du dich als eine Frau empfinden, die endlich ihre Erfüllung findet und durch und durch Frau sein kann.«
    »Pah. Auf so etwas kann aber auch nur ein Mann kommen. Also, wirklich, Tony, du benimmst dich wie ein Schuljunge, der den Sex gerade erst entdeckt hat. Deine mangelnde Selbstbeherrschung enttäuscht mich.«
    »Mangelnde Selbstbeherrschung!« brüllte Tony. »Wir waren noch mitten in den Flitterwochen, als es dir schon zuviel geworden ist, und seither hast du Tag für Tag eine andere Ausrede erfunden, und jetzt sind wir schon drei Nächte zu Hause, und du fühlst dich immer noch nicht

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