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Castello Christo

Titel: Castello Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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relevantes Jahr, noch gibt es in diesen Tagen irgendein Datum, das mir auch nur im Entferntesten etwas sagen würde.«
    »Und spätestens an diesem Punkt wird die ganze Theorie endgültig ad absurdum geführt«, erklärte Varotto und stieß ein kurzes humorloses Lachen aus. »Das ist lächerlich! Ich darf Ihnen vielleicht ein paar demographische Fakten zu Italien nennen, die Sie als Deutscher möglicherweise nicht kennen. In Italien werden etwa 1300 bis 1400   Kinder am Tag geboren. Wenn wir davon ausgehen, dass sich Jungen und Mädchen die Waage halten, kommen wir auf etwa siebenhundert Jungen am Tag. Wenn nun diese Verrückten tatsächlich denken, Gottes Sohn ist an dem Tag geboren worden, hätten sie doch alle Jungen entführen müssen, die am 4.   März 1981 zur Welt kamen, um sicher zu sein, dass
der richtige
dabei ist. Wie, bitte, soll es aber jemand schaffen, innerhalb von wenigen Jahren siebenhundert Jungen zu entführen und so unterzubringen, dass niemand etwas bemerkt? Von der Frage der Aufsicht, der Ernährung und so weiter einmal ganz abgesehen. Aber selbst, wenn wir das alles außer Acht lassen, muss Ihnen doch eins auch klar sein: Es wäre schlicht ein Ding der Unmöglichkeit, alle siebenhundert infrage kommenden Jungen zu entführen, ohne dass diese Gemeinsamkeit der Polizei aufgefallen wäre. Man kann ja von der italienischen Polizei halten, was man möchte«, er warf einen vorwurfsvollen Blick auf Alicia, »aber
das
wäre jemandem aufgefallen.«
    Matthias nickte. »Ja, wenn es so wäre, wie Sie es geschildert haben, würde ich Ihnen sicherlich recht geben.Aber so ist es nicht. Ich hatte Ihren Kollegen Commissario Tissone heute Vormittag gebeten, die Datenbank nach Jungen zu durchsuchen, die am 4.   März 1981 geboren sind und irgendwann in den Jahren danach spurlos verschwanden. Die Suche hat insgesamt 49   Treffer ergeben. Fakt ist, dass
das
der Polizei nicht aufgefallen ist, Commissario Varotto.« Die Gesichtszüge des Commissario verhärteten sich, Matthias redete aber unbeeindruckt weiter. »Wir müssen diese Fälle miteinander vergleichen. Da wir einen Ansatzpunkt haben, dürften wir relativ zügig herausfinden, was gerade diese 49   Fälle außerdem miteinander verbindet, den anderen 651 zu Ihren geschätzten siebenhundert aber fehlt.«
    In diesem Moment klingelte sein Mobiltelefon. Als Kardinal Voigt sich meldete, suchte Matthias im Wohnzimmer des Commissario instinktiv nach einer Uhr, konnte aber keine entdecken. Aber seine Befürchtungen, ihm wäre jegliches Zeitgefühl abhandengekommen und er hätte seinen Termin um 15   Uhr verpasst, wurden von Voigt gleich zerstreut.
    »Wo stecken Sie?«
    »Bei Commissario Varotto. Er ist . . .«
    »Ja, ich weiß. Sie müssen sofort kommen. Der Heilige Vater möchte Sie sehen.«
    Der Papst! Ohne Zögern antwortete Matthias: »Ich mache mich sofort auf den Weg«, und legte auf.
    »Das war Kardinal Voigt«, erklärte er. »Ich muss sofort in den Vatikan. Rufen Sie mir bitte ein Taxi?«
    »Ich kann Sie doch fahren«, erklärte Alicia, doch Matthias schüttelte den Kopf.
    »Nein, bitte bleiben Sie hier.« Dann wandte er sich an Varotto. »Commissario, was werden Sie jetzt tun?«
    »Möchten Sie wissen, ob ich jetzt den Rentner spiele?Nein, das sicher nicht. Man hat mir den Fall offiziell zwar entzogen, aber das heißt nicht, dass ich hier nun Däumchen drehen werde.«
    Matthias nickte. »Das habe ich gehofft. Wenn Sie Commissario Tissone bitten, Signorina Alicia Kopien sämtlicher Unterlagen über die 49 entführten Jungen zu geben, würde er das tun? Was meinen Sie?«
    Varotto nickte grimmig. »Ich würde es Francesco dringend raten.«
    »Gut. Dann schlage ich vor, Sie besorgen einstweilen diese Unterlagen, und wir treffen uns anschließend wieder hier. Bis später.«
    Als sich die Wohnungstür hinter Matthias geschlossen hatte, sagte Varotto zu Alicia: »Ich weiß wirklich nicht, was ich von ihm halten soll. Kaum bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass man ihn wirklich brauchen kann und er eine Hilfe ist, kommt er mit irgendwelchen Bibelgeschichten an. Und wenn ich dann denke, es sei wohl doch besser, die Sache alleine durchzuziehen, zaubert er eine geniale Eingebung aus dem Hut, die uns einen Schritt weiterbringt. Sag, was denkst du über ihn, Alicia?«
    »Ich denke, du solltest Gott – oh, entschuldige   –, du solltest dem
Schicksal
danken, dass man ihn geschickt hat, und deine Wut auf alles, was mit Gott zu tun hat, nicht auf ihn

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