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Castello Christo

Titel: Castello Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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meisten Abende in irgendwelchen Bars oder Restaurants mit irgendwelchen Bekannten und unterhalte mich mit ihnen über irgendwelche Belanglosigkeiten. Dann gehe ich nach Hause in meine Single-Wohnung. An manchen Abenden setze ich mich noch eine Stunde vor den Fernseher, an anderen gehe ich sofort ins Bett, aber ich tue es meist alleine. Am nächsten Morgen stehe ich wieder auf, arbeite und gehe danach in Bars oder Restaurants. Ein Leben, bestehend aus Arbeit und Banalitäten. Der Höhepunkt des Jahres ist die Woche, die ich mit meinen Eltern zusammen über Weihnachtenbei meinen Großeltern in Spanien verbringe. Das ist wirklich immer sehr schön, aber als Jahreshöhepunkt einer 3 6-Jährigen . . .«
    »Das hört sich bisher aber nicht nach einem verkorksten Leben an, Alicia«, erklärte Matthias vorsichtig.
    Ihr Lachen klang dieses Mal bitter. »Wie soll man es sonst nennen? Andere Frauen in meinem Alter haben einen Mann, zwei, drei Kinder, einen Hund und einen Wellensittich. Eine ganze Menge Aufgaben warten auf sie, wenn sie von der Arbeit kommen. Die Familie will versorgt sein, Familienausflüge am Wochenende müssen geplant werden, sie müssen in die Sprechstunden der Lehrer und abends müssen sie sich schick machen, um den Gatten zu seinem Geschäftsessen zu begleiten. Sie   ... Sie . . .«
    Alicia verstummte, und als Matthias den Eindruck hatte, sie würde den Satz nicht beenden, tat er es für sie. »Sie werden gebraucht.«
    Wieder musste sie an einer Ampel anhalten. »Ja. Ich habe mit meinen 36   Jahren nichts von alledem. Es gibt außer meinen Eltern niemanden, der mich braucht, und es interessiert niemanden, was ich tue oder nicht tue.«
    »Sie reden von Ihrem Leben, als wäre es schon vorbei. Dabei sind Sie eine intelligente, attraktive junge Frau. Die Männer drehen sich nach Ihnen um, und ich kann mir vorstellen, dass viele Sie gerne kennenlernen würden.«
    Ihre Mundwinkel zitterten. »Das Problem ist nur, dass die meisten dieser Männer verheiratet sind, und sie mich nur zu einem ganz bestimmten Zweck ›kennenlernen‹ wollen.«
    »Was würden Sie sich denn wünschen? Oder soll ich besser fragen, wie soll er sein?«
    Sie zog die Schultern hoch. »Das weiß ich nicht so genau. Nur, dass ich mir kein ›
Scusi, Signorina
, Sie sind wunderschön.Möchten Sie die Nacht mit mir verbringen?‹ wünsche.«
    »Aber es stimmt doch: Sie
sind
wunderschön«, erklärte Matthias verlegen.
    Daraufhin sagte sie nichts mehr, sondern sah ihn nur mit einem seltsamen Blick an, so als würde sich gerade eine Brücke zwischen ihren dunklen Augen und ihm bilden. Und etwas war in diesen Augen, das ihn berührte, sich warm in seinem Inneren ausbreitete. Sie war schön. Nicht puppenhaft hübsch, nein, natürlich schön. Sie war   ... Ein unangenehmes Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken, Alicia neben ihm fuhr zusammen. Im nächsten Moment wurde ihnen beiden klar, dass der Fahrer hinter ihnen im Sekundentakt auf die Hupe drückte. Die Ampel stand auf Grün.
    Alicia legte einen Gang ein und fuhr los. Dabei warf sie ihm einen schnellen Blick zu und lächelte verlegen. Während der restlichen Fahrt sprachen sie nicht mehr, aber Matthias spürte die ganze Zeit über das warme Gefühl in sich.
    Zehn Minuten später parkten sie vor dem Haus, in dem Daniele Varotto wohnte. Während sie die Gurte lösten, sagte Matthias: »Gab es noch nie jemanden, der der Richtige hätte sein können?«
    Wieder sah sie ihn an, dieses Mal jedoch war es ein vollkommen anderer Blick.
    »Doch   ... den gab es. Wir klingeln gleich an seiner Tür   ... Aber das ist lange her. Er hatte sich damals schon für meine Kollegin und Freundin entschieden.«
    »Commissario Varotto? Weiß er . . .?«
    »Nein. Und ich bitte Sie inständig, das auch für sich zu behalten! Wie gesagt, es ist schon lange her. Lassen Sie uns das Thema bitte vergessen.«
    Matthias nickte und stieg aus. Alicia war also in Commissario Varotto verliebt gewesen, als dieser sich schon für ihre Freundin Francesca entschieden hatte. Das war bitter für sie, aber so etwas kam sicher öfter vor. Seine Gedanken rasten, und zum ersten Mal seit Tagen drehten sie sich dabei nicht um die Toten, mit denen der Kreuzweg Jesu Christi nachgestellt wurde.

Rom. Via Michele Pironti
    36
    Wortlos trat Varotto zur Seite und ließ Alicia und Matthias eintreten. Er wirkte müde und ausgelaugt, und Matthias fragte sich, ob die Ringe unter seinen Augen auch am Tag zuvor schon so dunkel gewesen waren.
    Kaum

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