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Castello Christo

Titel: Castello Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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jedoch wenig beeindruckt.
    »Gehen Sie jetzt bitte.«
    Der Ton des Gardisten war nun deutlich schärfer geworden. Offensichtlich glaubten sie ihm kein Wort, und der Lauf seiner Maschinenpistole bewegte sich ein wenig in Matthias’ Richtung, wie um seiner Aufforderung Nachdruck zu verleihen. Matthias sah ein, dass er nicht weiterkam, und wandte sich ab. Während er zurück zu dem wartenden Polizeiwagen ging, ärgerte er sich, dass er nicht vorher versucht hatte, den Kardinalstaatssekretär ans Telefon zu bekommen, und so wertvolle Zeit vertan hatte. Der Schlafmangel wirkte sich offensichtlich auf seinen sonst so scharfen Verstand aus.
     

10   Uhr 05.   Rom. Questura, Via San Vitale 15
    62
    Im Einsatzraum saß Varotto an einem der Arbeitstische und telefonierte wie die meisten der anderen Beamten der Sonderkommission, als Matthias hereinkam.
    »Na, wie war dein Besuch im Vatikan?«, sagte er und rieb sich die geröteten Augen, kaum dass er aufgelegt hatte.
    Matthias ließ sich auf einen freien Stuhl neben ihm fallen. »Sie haben mich nicht reingelassen.«
    Varotto lachte auf. »Das habe ich mir fast gedacht. Du hättest vorher anrufen sollen.«
    »Ja, ja, ich weiß. Ich muss aber unbedingt mit dem Kardinalstaatssekretär sprechen.«
    »Viel wichtiger ist, dass wir diesen Gatto und seine Bande rechtzeitig finden, bevor es zu dem großen Showdown kommt, und da sieht es im Moment mehr als düster aus.«
    Gähnend rieb sich Matthias die Augen. »Konntest duherausfinden, wer diesem Fernsehsender die Informationen zugespielt hat?«
    Varotto schlug mit der Faust auf den Tisch. »Nein, verdammt! Das ist genau so eine verquere Geschichte wie alles andere. Wenn der Glatzkopf aus Terni die Wahrheit sagt, dann kann das nur eines bedeuten: Diese Verbrecher müssen dem Sender die Bilder zugespielt haben. Und da wäre sie dann wieder, die Frage aller Fragen, die wir uns bei dieser Mordserie schon so oft gestellt haben: Warum?«
    »Aus dem gleichen Grund, aus dem jemand bei Monsignore Bertoni angerufen und ihm Hinweise auf das Castello gegeben hat.«
    »Nicht ganz. Ich gestehe dir ja zu, dass du in den letzten beiden Tagen oft den richtigen Riecher hattest, aber hier macht deine Logik einen Knick.«
    Matthias’ Miene war zu entnehmen, dass er Varotto nicht verstand. »Und warum dann?«
    Der Commissario genoss es, den Deutschen auf einen Denkfehler aufmerksam machen zu können. »Der Anrufer bei Bertoni hat mit seinem versteckten Hinweis letztendlich erreicht, dass wir das alte Kloster gefunden haben. Ein Hinweis also auf den Kreuzweg, wie es vorher schon einige gegeben hat. Denk an die beiden Zettel.«
    Erwartungsvoll blickte er Matthias an, doch der verstand noch immer nicht, worauf er hinauswollte.
    »Du scheinst wirklich hundemüde zu sein«, sagte Varotto. »Überleg doch mal. Was will derjenige, der die Bilder und die Informationen über das Schriftstück an die Presse weitergegeben hat, wohl damit erreichen? Einen weiteren Hinweis liefern? Nein.«
    Nun endlich dämmerte es Matthias. »Du meinst, sie geben zum ersten Mal Informationen weiter, die der katholischen Kirche schaden sollen, weil die sich zu diesemSchriftstück und den darin aufgestellten Behauptungen wird äußern müssen.«
    »Ganz genau. Sofern tatsächlich das drinsteht, was diese Fernsehfuzzis behauptet haben.«
    Als wäre es sein Stichwort gewesen, streckte Tissone in diesem Moment den Kopf zur Tür herein. »Ihr sollt zum Chef kommen. Er hat die Übersetzung und das Ergebnis der Analyse.«
    Zwei Minuten später saßen sie Barberi gegenüber. Da nur zwei Stühle vor dem Schreibtisch standen, hatte Tissone sich mit dem Rücken gegen die Wand neben dem Schreibtisch gelehnt. Alle drei sahen den Commissario Capo erwartungsvoll an.
    »Also, fangen wir mit dem Fetzen an. Das Labor hat anhand der Spuren an den Rändern bestätigt, dass es der Rest eines verbrannten Stücks Ziegenleder ist.«
    »Dafür hätten wir kein Labor gebraucht«, meckerte Varotto, wofür er sich einen strafenden Blick seines Chefs einhandelte.
    »Sie schätzen, dass es aus dem dritten Jahrhundert vor Christus stammt.«
    »Wow!«, entfuhr es Tissone. »Das ist ja wirklich uralt!«
    »Das ist allerdings nur eine vorläufige Datierung«, fuhr Barberi fort. »Das genaue Alter wird noch mittels der C1 4-Methode festgestellt, was aber noch etwas dauert.« Barberi drehte das Blatt um. »Nun zu dem Text, der in Aramäisch verfasst ist. Ich lese euch die Übersetzung mal vor: ›Es wird ein Reis

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