Castello Di Felici - Schloss Des Gluecks
jemanden kennengelernt.“
2. KAPITEL
Leo sagte kein Wort, aber sein mörderischer Blick ging Bethany durch und durch. Sie sah, wie er sich versteifte, und unwillkürlich hielt sie die Luft an.
Habe ich den Verstand verloren? Wie kann ich nur so etwas behaupten? Es war reine Erfindung, und immerhin war sie noch mit ihm verheiratet. Ihre Knie wurden weich, und einen Moment verschwamm der Saal vor ihren Augen. Sie zwang sich, tief durchzuatmen – das fehlte noch, dass sie jetzt in Ohnmacht fiel!
Noch immer sagte er nichts. Das Schweigen wurde mit jeder Sekunde unerträglicher. Dann verlagerte er sein Gewicht, und sie atmete insgeheim auf.
„Und wer ist der Glückliche?“, fragte er kalt. „Dein Liebhaber, nehme ich an.“
„Ich …“ Hätte sie doch nur nichts gesagt! Aber der Wunsch, seine eiserne Selbstkontrolle ins Wanken zu bringen, war einfach übermächtig gewesen. Warum sollte er zur Abwechslung nicht auch mal die Fassung verlieren und verunsichert sein? Sie hatte ihn treffen und Gleiches mit Gleichem vergelten wollen, damit er wenigstens eine Ahnung davon bekam, wie es sich anfühlte, wenn man verletzt wurde. Außerdem war es das beste Mittel, um ihm begreiflich zu machen, dass es ihr mit der Scheidung ernst war.
„Wir … wir sind uns an der Uni begegnet“, log sie mutig weiter. „Wir verstehen uns wunderbar. Er ist aufmerksam und rücksichtsvoll und hat die gleichen Interessen wie ich …“
Im Gegensatz zu dir, fügte sie stillschweigend hinzu.
Vom ersten Tag nach ihrer Ankunft in Felici hatte Leo sie vernachlässigt, unter dem Vorwand, dass ihn geschäftliche Verpflichtungen zu sehr in Anspruch nahmen. Vom ersten Tag an hatte er sie sich selbst überlassen, in einem fremden Land, einer ihr völlig neuen Umgebung und einem Milieu, das sie nicht kannte. Vom ersten Tag an hatte er sie aus seinem Leben verbannt. Der Mann, der behauptet hatte, sie über alles zu lieben, existierte plötzlich nicht mehr. Es gab nur noch den Prinzen, der ständig von Pflicht und Standesbewusstsein und Verantwortungsgefühl sprach und damit lediglich meinte, dass sie seinen Anweisungen widerspruchslos nachzukommen habe.
Und Leo hatte die starke sexuelle Anziehung, die zwischen ihnen bestand, vom ersten Tag an als Waffe gegen sie eingesetzt. Im Schlafzimmer waren sie vereint, da gab er ihr, wonach sie sich sehnte. Sie dachte an die heißen Nächte mit ihm, an seinen perfekten Körper, den sie bis ins Kleinste erforscht hatte, an die leidenschaftlichen Küsse – und erkannte am Glitzern in seinen schwarzen Augen, dass er in diesem Moment ebenfalls daran dachte.
Bethany wandte sich ab und holte tief Luft. Warum quälte sie sich so? Die Wunden waren vernarbt, sie hatte die Zeit mit ihm überlebt. Das Einzige, was noch zu tun blieb, war, die Scheidung durchzusetzen. Was war daran so kompliziert? Tausende von Ehen wurden täglich geschieden, es war eine reine Formalität.
„Dein neuer Liebhaber ist offensichtlich ein Muster an Vollkommenheit“, bemerkte er und hob ironisch die Brauen.
„Stört dich das?“, konterte sie gereizt. Warum nur gab er ihr permanent das Gefühl, noch ebenso dumm und naiv wie vor fünf Jahren zu sein?
„Gott behüte! Mir liegt es absolut fern, einem so perfekten Glück im Weg zu stehen.“
Verdrossen legte sie die Stirn in Falten. „Auf deinen Sarkasmus kann ich verzichten.“
„Ich werde meine Anwälte verständigen.“
Einen Moment hielt sie dem bezwingenden Blick stand, dann drehte sie den Kopf zur Seite. Wie war es nur möglich, dass sie diesen Mann nach allem, was er ihr angetan hatte, noch immer begehrte? Er brauchte sie nur anzusehen, und ihr Puls schoss in die Höhe. Würde sich das jemals ändern? Wenn nicht, wäre es sinnvoller, sich damit abzufinden, anstatt diesen aussichtslosen Kampf mit sich selbst fortzusetzen.
„A…nwälte?“, echote sie, nur um etwas zu sagen.
Wie gern wäre sie Leo begegnet, wenn sie mehr Lebenserfahrung besessen hätte. Vielleicht wäre sie ihm gegenüber dann nicht so wehrlos. Hätte sie im Haus ihres Vaters nicht so eine behütete Jugend gehabt und ihn nicht so lange pflegen müssen, wäre sie heute vielleicht ebenso selbstsicher wie die meisten Frauen in ihrem Alter. Doch ‚wäre‘ und ‚hätte‘ brachten sie nicht weiter, die Vergangenheit ließ sich nicht ändern. Und außer ihr war niemand da gewesen, der sich um ihren Vater hätte kümmern können. Es tat ihr auch nicht leid – sie war froh, dass sie ihm die letzten Jahre
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