Castillo der Versuchung
und seine Lösung war die einzig vernünftige. „Ich sehe keine Alternative zu meinem Plan. Wenn du das Kind liebst, wirst du mir nicht im Weg stehen. Ich kann ihm ein viel besseres Leben bieten.“
Sophie wich zurück, als könnte sie es nicht mehr ertragen, so nah bei Antonio zu stehen. „Ich glaube, ich werde sterben, wenn du sie mir wegnimmst“, sagte sie dann mit bebender Stimme. „Ich liebe sie so sehr, und sie liebt mich. Du kannst mich nicht einfach aus ihrem Leben ausschließen, als sei ich ein Nichts, nur weil ich arm bin.“
Antonio erstarrte, und seine Wangen färbten sich rot. Die Tränen in Sophies Augen und die Offenbarung ihrer innersten Gefühle beunruhigten ihn. Sie hatte ihre stolze Haltung aufgegeben und ihre zur Schau getragene Ruppigkeit abgelegt. Sie sah aus wie ein Teenager, der sich gegen die Gängeleien und Drohungen eines Bandenführers wehren musste. Das Baby teilte die Verzweiflung seiner Tante und begann an Sophies schmaler Schulter zu schluchzen.
„Es geht doch gar nicht darum, dass ich dich aus ihrem Leben ausschließen will“, begann Antonio und bemerkte sogleich, dass er dabei war, sich auf eine Diskussion über Gefühle einzulassen, obwohl es hier doch darum ging, vernünftig zu sein.
Sophie atmete tief durch und sah ihn vorwurfsvoll an. „Ich schäme mich nicht dafür, dass ich arm bin. Für mich ist Liebe wichtiger als Geld …“
„Soweit ich das verstanden habe, hattest du sowieso nie welches und bist wohl kaum in der Lage, ein so vernichtendes Urteil zu fällen.“
„Ich liebe Lydia, du nicht!“, warf ihm Sophie jetzt an den Kopf.
„Warum zügelst du dann nicht dein Temperament und hörst auf, ihr Angst zu machen?“
Sophie sah ihn betroffen an, ehe sie sich abwandte, um das verängstigte Kind in ihren Armen zu trösten.
Allmählich wurde Antonio klar, dass es ein Fehler gewesen war, die Sache wie einen Geschäftstermin anzugehen. Sophie war alles andere als eine Geschäftsfrau. Weder war sie praktisch veranlagt noch vernünftig oder selbstbeherrscht. Sie war wie ein Pulverfass, das jeden Moment hochgehen konnte. Wenn er es sich recht überlegte, hatte er noch nie eine Frau kennengelernt, die dermaßen aus dem Bauch heraus handelte. Und dass Sophie dies noch dazu ohne Scheu tat, faszinierte ihn umso mehr. Wieder verspürte Antonio sexuelles Verlangen nach ihr, was dazu führte, dass er sich nicht nur über Sophie, sondern auch über sich selbst ärgerte. Er bemühte sich, diese Regung zu unterdrücken, auch wenn er Sophie am liebsten in die Arme geschlossen und leidenschaftlich liebkost hätte. Wohl kaum eine angemessene Antwort auf ihre Verzweiflung.
„Ich möchte, dass du über das, was ich gesagt habe, nachdenkst“, fuhr Antonio schließlich fort. Er ahnte, dass es im Augenblick zu nichts führen würde, noch weiter über Lydia zu sprechen. „Ich komme morgen früh um elf Uhr wieder. Wenn du vorher mit mir reden möchtest, erreichst du mich in meinem Hotel.“ Er gab ihr eine Visitenkarte. „Sag mir noch, wo du wohnst.“
„In dem blauen Wohnwagen da hinten“, erklärte Sophie mit tränenerstickter Stimme, „direkt neben dem Feld.“
„Ich will nicht daherreden wie ein Schauspieler in einem schlechten Film, Sophie. Aber glaub mir, ich kann auch dir helfen, dein Leben zu verbessern. Du brauchst nicht auf diesem Niveau zu leben.“
„Auf diesem Niveau gibt es zumindest keine Babydiebe.“
Antonio beschloss, sich nicht von ihr provozieren zu lassen. Trotzdem sah er schon die Schlagzeilen vor sich: „Spanischer Babydieb auf englischem Campingplatz“. Nein, das konnte er sich nicht leisten, er war ein hoch angesehener Geschäftsmann, der gerade wegen seiner modernen Denkansätze geschätzt wurde. Er würde eine Lösung finden, um Sophie klarzumachen, dass es das Beste war, wenn er Lydia mit nach Spanien nahm.
„Ich glaube, wenn ich morgen vorbeikomme, wäre es weniger aufregend für das Kind, wenn es … schliefe.“
„Vielleicht solltest du dir auch einmal Gedanken darüber machen, wie sehr es Lydia aufregen würde, wenn ich plötzlich aus ihrem Leben verschwände“, antwortete Sophie betrübt und schnallte die Kleine in ihrem Buggy an. Antonio beobachtete noch, wie Sophie sie zu ihrem Wohnwagen schob. Dabei schien sie zu tanzen. Ihre langen Korkenzieherlocken schimmerten im Licht der Abendsonne goldfarben und wippten federnd im Rhythmus ihrer Schritte mit. Der abgetragene Stoff ihrer Jeanshose umschloss ihren kleinen, festen Po wie eine
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