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Casting fuer die Liebe

Titel: Casting fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Ludwig
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gerade ein kleines bisschen hungrig ist!
    Moment mal, das hätte doch eigentlich von Isabel kommen müssen!

    Am Ende unserer Straße ist eine Bushaltestelle. Ich setze mich in das kleine Wartehäuschen und schmolle vor mich hin. Mein Blick fällt auf die vielen Anzeigen, die an die Innenseite des Häuschens geklebt sind.
    »11.–13. Dezember – Christkindlmarkt in Grünstett« steht auf einem. Das ist dieses Wochenende. Na super! Dann kann Isabel ja gleich ihr Mandelversprechen einlösen.
    Dabei sollten wir doch eigentlich Geld verdienen, anstatt es so leichtfertig auszugeben!

    In diesem Moment sehe ich einen handgeschriebenen Zettel, auf dem mit dicker Tinte »Erfahrene Babysitterin gesucht« zu lesen ist. Und weiter: »Wir suchen eine sympathische,kinderliebe Schülerin, die Lust und Zeit hat, zweimal in der Woche auf unseren zwei Jahre alten Sohn Felix aufzupassen. Stundenlohn: sechs Euro.«
    Und wieder einmal fühle ich mich direkt angesprochen!
    Klar mag ich Kinder! Und sympathisch bin ich doch auch! Meistens zumindest. Und wenn man nicht gerade Luis nach seiner Meinung fragt.
    Und sechs Euro Stundenlohn, die könnte ich gerade bestens gebrauchen!
    Das einzige Kriterium, das ich vielleicht nicht zu hundert Prozent erfülle, ist das Wort »erfahren«. Ich habe zwar schon mal gebabysittet, aber leider war das nur ein sehr kurzes Vergnügen. Benedikt, auf den ich damals aufpassen musste, hat mir nämlich mit keinem Sterbenswörtchen verraten, dass er die Ecke seines Gitterbetts nicht mit der Kindersäge abhobeln darf. Vermutlich lag es daran, dass er noch nicht sprechen konnte.
    Seine Eltern waren jedenfalls nicht begeistert und haben nie mehr angerufen. Dabei sah das Bett auch vorher schon nicht mehr taufrisch aus!
    Zumindest habe ich daraus gelernt, dass man bei Zweijährigen rechtzeitig »Nein« sagen muss. Und damit könnte ich doch schon fast als erfahren gelten.

    Von den eingeschnittenen Zetteln mit der Telefonnummer ist noch keiner abgerissen und der Aushang sieht überhaupt noch ziemlich neu aus.
    Also nichts wie ran an den Speck!
    Ich zücke mein Handy und tippe schnurstracks die Nummerein. Normalerweise schiebe ich solche Dinge ja gern ein bisschen vor mir her. Aber die Tatsache, dass Isabel gerade so fleißig Mathe lernt, während ich hier nichtsnutzig in der Kälte herumhocke, setzt mich irgendwie unter Zugzwang.
    Es tutet ein paar Mal und meine Hände fangen ein kleines bisschen an zu zittern.
    Dann meldet sich eine Frauenstimme: »Weber!«
    »Hallo«, sage ich und versuche, möglichst selbstsicher und gut gelaunt zu klingen. »Mein Name ist Leonie Hermann. Ich habe Ihren Aushang an der Bushaltestelle gesehen.«
    »Ah, du rufst wegen Felix an!« Die Frau spricht mit lauter Stimme, vermutlich um das Kindergeplärr im Hintergrund zu übertönen, und scheint hörbar erfreut über meinen Anruf zu sein. Das macht mich augenblicklich lockerer.
    »Genau! Haben Sie denn schon einen Babysitter gefunden?«, frage ich.
    »Nein, ich habe den Zettel ja erst vor einer halben Stunde aufgehängt«, lacht die Frau. »Ich hätte gar nicht gedacht, dass sich so schnell jemand meldet!«
    Vor einer halben Stunde? Da hab ich aber Schwein gehabt! Babysitterjobs sind bei uns in der Klasse heiß begehrt.
    »Willst du bei uns vorbeikommen und dich vorstellen?«, fragt Frau Weber und fügt dann eindringlich hinzu: »Stopp! Du nimmst sofort die Hände aus dem Schokopudding!«

    Wir verabreden uns für den nächsten Nachmittag. Um halb fünf in der Nordendstraße 22. Das ist nur zwei Straßen weiter. Der Job wäre echt perfekt für mich!

    Ich laufe noch eine ganze Weile durch die Gegend, und als ich mich endlich auf den Heimweg mache, beschließe ich, dass ich Isabel nichts von meinem Vorstellungsgespräch erzählen werde. Es ist das erste Mal, dass ich etwas vor ihr geheim halte. Meine Wut ist zwar ziemlich verraucht, aber verziehen habe ich ihr die Aktion mit Luis noch nicht. Im Moment habe ich keine Lust, über irgendetwas mit ihr zu reden.

    »Du hast eine 1-a-Mathestunde verpasst!«, begrüßt mich mein Bruder, als ich wieder zu Hause eintreffe. Er lümmelt zusammen mit seinem Freund David auf dem Sofa. Im Fernseher läuft MTV. David winkt mir zu und grinst dämlich.
    Ohne ein Wort zu verlieren, laufe ich an den beiden vorbei und die Treppe hoch in mein Zimmer.
    Isabel liegt auf dem Bett. Sie hat ›Heaven is here‹ aufgelegt und guckt verträumt an die Zimmerdecke.
    »Hey!«, ruft sie, als sie mich bemerkt. »Da bist

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